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Das VfL-Theaterstück „Mein Herz schlägt nur für Dich“ ist eine humorvolle Liebeserklärung an einen Traditionsverein, der eng mit der deutschen Geschichte verbunden ist. Am Freitag war Uraufführung im Kulturhaus Thealozzi.

„Am Anfang war da nichts“, beginnt ein Engel die Erzählung der Schöpfungsgeschichte. Schon bald wächst Rasen auf einem Feld, das von Eckfahnen und weißen Kreidelinien begrenzt wird. Tore stehen an jedem Ende des Feldes, auf dem nun 22 Männer – elf auf jeder Seite – um einen Ball kämpfen. Schnell ist klar: Hier geht es nicht um die Entstehung der Menschheit, sondern um die des Fußballs.

Die eigentliche Geschichte beginnt erst viele Jahre später, genauer 1848, dem Gründungsjahr des VfL Bochum, dem das Theater „Die Unwilligen“ nun ein eigenes Stück gewidmet hat, das am Freitag im Kulturhaus Thealozzi uraufgeführt wurde. „Mein Herz schlägt nur für Dich!“ heißt es, und unternimmt eine Zeitreise durch die bewegte Geschichte des Bochumer Traditionsvereins.

Neun Episoden und zwei Halbzeiten deutsche Historie

1848 wurden aber nicht nur in England die ersten Fußballregeln niedergeschrieben, es war ebenso das Jahr der deutschen Revolution. So begleitet der Zuschauer die beiden nie alternden Protagonisten Heinrich und Johannes in neun Episoden und über zwei Halbzeiten hinweg auch durch die deutsche Historie.

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Amüsiert verfolgen Heini und Hänschen 1911 die Vorbereitungen auf das Spiel des SUS Bochum gegen den VfB Hamm. Das Training ist militärisch ausgerichtet, die Regeln des Turnvater Jahn sind zu befolgen. „Wir wollen doch eigentlich nur Fußball spielen“, klagt Heinrich. Doch das Lachen bleibt dem Publikum spätestens dann im Halse stecken, wenn die bekanntlich schönste Nebensache der Welt von zwei Weltkriegen unterbrochen wird, und sich manche Spieler unvermittelt Judensterne anstecken.

Das dunkelste Kapitel der jüngeren deutschen Geschichte nimmt einen großen Stellenwert im Stück ein, zumal die eigentliche Gründung des VfL in die Zeit des Nationalsozialismus fällt. Drei Bochumer Vereine schließen sich damals zusammen, um in der Gauliga, der damals höchsten deutschen Spielklasse, bestehen zu können.

Auf- und Abstieg, Freud und Leid

Zur wahren Achterbahnfahrt werden die jüngsten 50 Vereinsjahre. Auf- und Abstieg, Freud und Leid liegen nah beieinander und die Darsteller beschreiben stets in schönstem Ruhrpott-Deutsch, welche Leidensfähigkeit ein echter VfL-Fan besitzen muss.

Dass sich heute immer mehr gewaltbereite Hooligans unter die friedlichen Anhänger mischen, lässt das Stück aber auch nicht außer Acht und warnt vor einem erneuten Krieg – dem in den Stadien.

Fußball Theater

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Am Ende steht „eine Vision“, wie Regisseur Ekki Eumann sagt, von echter, leidenschaftlicher Fankultur, bei der nur das Herz für den VfL schlägt und nicht die Fäuste. Eumanns Wunsch nach einem „Premierengeschenk“ in Form eines Heimsiegs gegen den SC Paderborn wurde jedenfalls schon erfüllt. Ob es, wie im Stück, auch mit dem Wiederaufstieg klappt, bleibt jedoch trotz des 3:0 zunächst fraglich.