Bochum. .
Ab sofort wird es wieder ernst für die Bochumer Opelaner. 1800 von ihnen sollen bis Ende 2011 freiwillig gehen, 654 davon möglichst noch in diesem Jahr. Der Betriebsratschef Einenkel will betriebsbedingte Kündigungen um jeden Preis verhindern
Wer bewegt sich zuerst? Opel oder Opelaner? Während der Konzern nach 654 Freiwilligen sucht, die noch in diesem Jahr ihren Job kündigen, kann sich Betriebsratschef Rainer Einenkel nicht vorstellen, dass Opel sein ohnehin angekratztes Image mit betriebsbedingten Kündigungen ab 2012 vollends ramponieren werde.
Seit heute werden die 4830 Mitarbeiter auf dem Werksgelände über das neue Abfindungsprogramm, das mit einer Turboprämie lockt, informiert. Dieses sieht vor, dass ab September jeden Monat 100 bis 150 Opelaner freiwillig kündigen. 1800 sollen es insgesamt bis Ende des kommenden Jahres sein. Sie werden für maximal ein Jahr in der neu gegründeten Transfergesellschaft der RAG Bildungs-Transfer GmbH aufgefangen, um so schnell wie möglich weitervermittelt zu werden. Für jeden Monat, den sie eher aus der Gesellschaft wieder ausscheiden, erhalten sie zudem eine Turboprämie in Höhe von 1000 Euro. Maximal also 12 000 Euro zusätzlich zur Abfindung von Opel, die sich stark nach der Länge der Betriebszugehörigkeit richtet.
Prämie sei ohnehin nur für Jüngere interessant
Doch Udo Glantschnig, Leiter der Agentur für Arbeit, rechnet vorerst nicht damit, dass Mitarbeiter „in großen Scharen“ von dem Angebot Gebrauch machen werden. Interessant sei die Prämie ohnehin nur für Jüngere, die noch nicht lange im Betrieb arbeiten und vielleicht schon einen neuen Arbeitsplatz gefunden haben. Zudem seien die Abfindungen „nennenswert niedriger“ als noch zwischen 2005 und 2007. Dafür werde diesmal „drei Mal so viel für Weiterbildung und Qualifizierung“ ausgegeben, so Glantschnig.
Auch Betriebsratschef Rainer Einenkel hält eine Zahl in der Größenordnung von 1800 Mitarbeitern, die freiwillig ihren Hut nehmen, für „völlig unrealistisch.“ Im Gespräch mit der WAZ zeigte er sich „überzeugt, eine deutliche Reduzierung des geplanten Stellenabbaus zu bekommen.“ Es würden sicher noch schmerzhafte Probleme auf die Mitarbeiter zukommen und man werde „schmerzhafte Entscheidungen akzeptieren müssen“ – dennoch gebe es auch Alternativlösungen.
Arbeitszeitverkürzung - bis zur 30-Stunden-Woche
So hält Einenkel zum Beispiel eine „drastische Arbeitszeitverkürzung“ bis hin zu einer 30-Stunden-Woche für denkbar. Außerdem wolle man mit Hilfe von Fördermitteln der rot-grünen Landesregierung Zuliefererfirmen aus dem Ausland dazu bewegen, sich direkt am Bochumer Werk anzusiedeln. Zudem könnten mehrere Hundert Arbeitsplätze gesichert werden, indem man die Getriebeproduktion, die von Bochum nach Österreich verlagert werden soll, am Standort hält. Nach einer internen Bewertung liege man bei der Getriebeproduktion „fast überall auf Platz eins“, so Einenkel.
Offenbar spielt der Betriebsratschef ebenso auf Zeit wie der Konzern. Er könne sich nicht vorstellen, dass Opel ausgerechnet im symbolträchtigen Bochumer Werk betriebsbedingte Kündigungen aussprechen werde, wenn sich nicht genügend Freiwillige finden, sagte Einenkel.
Es bleibt also abzuwarten, wer sich zuerst bewegt. Opel oder Opelaner?