Bochum. Frank Wendland (68) aus Bochum sitzt im Rollstuhl und nutzt oft den Begleitservice der Bogestra – bisher. Er spricht von Altersdiskriminierung.

Wenn Frank Wendland sich aus Wattenscheid auf den Weg in die Bochumer Innenstadt oder zu einem Arzttermin macht, plant der 68-Jährige viel Zeit ein. Er sitzt im Rollstuhl, kämpft im Alltag häufig mit Barrieren wie defekten Aufzügen. Eine große Hilfe ist für Wendland der sogenannte Fahrgastbegleitservice, ein Angebot der Bogestra. Doch den gibt es ab dem 15. Juni nicht mehr, weder in Bochum noch in Gelsenkirchen.

„Das ist eine Katastrophe. Es wird immer unmöglicher, in Bochum zu wohnen. Die Aufzüge sind permanent außer Betrieb und nun so etwas“, sagt der Rentner. Bisher wurde der Service den Menschen in Bochum und Gelsenkirchen immer montags bis freitags zwischen 9 und 16 Uhr angeboten. Buchen lässt er sich telefonisch oder per E-Mail, mit zwei Tagen Vorlauf.

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Kostenloser Begleitservice der Bogestra wird eingestellt

Die Begleitpersonen unterstützen beim Ein- und Aussteigen an den Haltestellen, auf Wunsch holen sie die Fahrgäste auch schon zu Hause ab oder begleiten sie bis zum Ziel, ob zur Arztpraxis, zur Behörde oder einem anderen Ort. Zusätzliche Kosten, bis auf die für das Ticket, fallen nicht an.

„Ich nutze den Personenbegleitservice sehr regelmäßig. Wenn ich zum Arzt muss, melde ich mich dort und werde abgeholt“, schildert Wendland. Das passiere sicherlich einmal pro Monat. Denn zum Beispiel alleine in die Innenstadt zu fahren sei mit dem Rollstuhl eine Herausforderung. Immer wieder seien Aufzüge defekt. Auch das Einsteigen in Bahn oder gerade den Bus sei sehr schwierig.

Betroffener Rentner spricht von Altersdiskriminierung

Als der Rentner erfährt, dass das Angebot eingestellt wird, ist er negativ überrascht und sauer: „Das ist unmöglich und Altersdiskriminierung.“ Viele Senioren würden darunter leiden. Er fragt sich, wie es nun weitergehen soll. „Das ganze Gebiet der Bogestra ist betroffen.“

Ab dem 15. Juni gibt es den Personenbegleitservice der Bogestra nicht mehr. Bisher hat Frank Wendland aus Wattenscheid ihn regelmäßig genutzt. Er und sein Helfer Jürgen Eichmann bedauern die Entscheidung.
Ab dem 15. Juni gibt es den Personenbegleitservice der Bogestra nicht mehr. Bisher hat Frank Wendland aus Wattenscheid ihn regelmäßig genutzt. Er und sein Helfer Jürgen Eichmann bedauern die Entscheidung. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

„Das ist unmöglich und Altersdiskriminierung.“
Frank Wendland - über den Fahrgastbegleitservice der Bogestra, der bald eingestellt wird.

Doch wie kommt es zur Einstellung des Begleitservices? Der Fahrgastbegleitservice wird von der Arbeitsförderungsgesellschaft Gafög mit Sitz in Gelsenkirchen angeboten, im Auftrag der Bogestra. Es handelt sich laut dem Nahverkehrsbetrieb um eine Maßnahme gegen Langzeitarbeitslosigkeit, die es seit 2019 gibt, heißt es auf Nachfrage unserer Redaktion.

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Laufzeit von Projekt endet zum 15. Juni 2024

Die Laufzeit des Projekts beträgt laut Bogestra fünf Jahre, sie endet zum 15. Juni 2024. „Vor dem Hintergrund (...) wurden seit einiger Zeit Gespräche geführt, ob es ein Anschlussprojekt geben kann“, erklärt Christoph Kollmann, Sprecher der Bogestra. Leider ließen die zurzeit geltenden Rahmenbedingungen jedoch kein Anschlussprojekt zu. Falls sich die Rahmenbedingungen ändern, würde die Bogestra prüfen, ob es dazu führt, dass ein weiteres Begleitprojekt möglich ist.

„Es ist möglich, dass es bereits jetzt zu Auswirkungen auf Terminmöglichkeiten bis Mitte Juni kommen kann“, erklärt Kollmann weiter. Dass es schon aktuell und nicht erst ab dem 15. Juni zu Einschränkungen beim Begleitservice kommt, bemerkt auch Frank Wendland.

Privater Transport kostet extra

Er vermutet, dass neben ihm viele weitere Menschen in Bochum und Gelsenkirchen betroffen sind. Sie alle müssten nun Alternativen suchen, so wie er. „Ich habe vorhin noch telefoniert und werde morgen von einem Privatanbieter abgeholt“, berichtet der 68-Jährige. Allerdings: Für den Transport müsse er selbst zahlen.