Bochum. 2000 Menschen waren zur Demo „Gemeinsam gegen rechts“ in Bochum angemeldet, es kamen aber viel mehr. Hier erklären fünf von ihnen, warum.
So eine große Demo gegen Rechtsextremismus hat Bochum seit dem vorigen Januar nicht mehr erlebt. Damals gingen mehr als 13.000 Menschen auf die Straße. An diesem Samstagmittag (1. Juni) waren es nach Schätzungen der Polizei 5000 Teilnehmende, die Veranstalter sprechen von 6000. Angemeldet waren 2000.
Unter dem Motto „Gemeinsam gegen rechts. Für ein solidarisches Europa“ zogen Menschen aus vier Generationen um 12 Uhr vom Dr.-Ruer-Platz mitten in der City über den Südring zum Vorplatz des Schauspielhauses, wo angesichts der Größe der Menschenmenge die komplette Kreuzung gesperrt werden musste.
Auf der Bühne dort stand der bundesweit bekannte Kabarattist Wilfried Schmickler, der unentgeltlich auftrat und sich freute, „in der Stadt der Unabsteigbaren“ einen Beitrag leisten zu dürfen. Mit gewohnt großer Sprachkraft warnte er vor einer großen Gefahr von Rechtsaußen. Den Verfassungsschutz zitierend sprach er von „braunen Schläfern“. Das höre sich zwar an „wie eine kuschelige Zuchtkaninchenrasse, die im Käfig friedlich vor sich hinlümmelt“. Aber die braunen Schläfer seien „unberechenbar, weil sie genau das sind, was sie als Schläfer nicht sein sollten: Sie sind hellwach, sie sind bewaffnet und extrem gut vernetzt. Und der parlamentarische Arm dieser Rechtsterroristen ist und bleibt die AfD.“
Schmickler appellierte aber auch, in der politischen Auseinandersetztung Maß zu halten: „Politiker sind kein Freiwild!“
Vor ihm hatte der Intendant des Schauspielhauses, der Niederländer Johan Simons, am Mikro gestanden: „Wir bekommen eine ultarrechte Regierung in den Niederlanden. Das ist schrecklich, das ist scheiße.“
Auf der Bühne redete auch Güler Bulgurcu vom Bahnhof Langendreer: „Geht wählen, damit wir die rechtsextremistische Ideologie beenden können.“
Darum nehmen Menschen an der Demo in Bochum teil
Aufgerufen zu der Demo eine Woche vor der Europawahl hatte ein breites Bündnis aus der Stadtgesellschaft wie der Kinder- und Jugendring Bochum, der DGB oder die „Omas gegen rechts“. Menschen aus vier Generationen nahmen teil. Wie etwa Jürgen Boeckh aus Bochum: „Berlin ist nicht Weimar. Aber Bochum hat schon einmal versagt, ein Zeichen gegen rechte Gewalt und rechten Terror zu setzen. Wir dürfen es nicht wieder verschlafen, sondern müssen rechtzeitig auch auf der Straße die Demokratie verteidigen.“
Der Bochumer Karlheinz Grieger beschrieb seine Motivation so: „Für mich ist der Grund, sich für soziale Gerechtigkeit einzusetzen. 17 Prozent der EU-Bevölkerung leben in Armut. Jetzt brauchen wir eine starke Lobby, um das zu verändern und eine solidarische Politik im EU-Parlament zu ermöglichen. Sonst spielt das alles in die Hände der Rechten.“
„Ich kämpfe für Rechte von diskriminierten Menschen“
Aus Herne war Joleen Dalonzo angereist: „Ich arbeite in der Kinder- und Jugendarbeit und habe sehr viel Hass, Ausländerfeindlichkeit und Homophobie mitbekommen. Dagegen setze ich mich ein, kämpfe für Rechte von diskriminierten Menschen.“
Nicky Ulrich aus Bochum von der „Rosa Strippe“ lief bei der Demo mit, „weil Rechte unsere Grundrechte beschneiden. Ich muss mich gerade machen für unsere demokratische Zukunft, damit mein Kind mir nicht sagen kann: Warum hast du nichts getan? Nie wieder ist jetzt!“
Rick Sukkel aus Bochum lief mit, „damit ich meine Zukunft selbst entscheiden kann, damit ich denen eine Stimme geben kann, die keine haben oder unterdrückt werden. Und weil Rechts definitiv unser Todesurteil ist.“
In dem viele Hundert Meter langen Demozug, dessen Trillerpfeifen, Trommeln und Tröten weithin hörbar waren, ragten zahlreiche Transparente und selbst bemalte Pappschilder in die Luft: „Parlament nazifrei. Für Frieden und Demokratie“, war an der Spitze des Zuges zu lesen. Ein Junge hatte auf Pappe geschrieben: „Nazis sind kacke.“ Woanders stand: „Biete Nachhilfe in Geschichte an... #Niewiederistjetzt.“ Kräftige Ausrufe auf den Schildern richteten sich speziell gegen die AfD.
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Das Bochumer Friedensplenum druckte auf ihrem Transparent: „Kriegstüchtig: Zum Sterben bereit und zum Töten. Wir sind es nicht.“
Nach knapp zweieinhalb Stunden war die Demo beendet. Laut Polizei verlief alles friedlich.