Köln. Wenn Wilfried Schmickler in den “Mitternachtsspitzen“ seinen Kollegen Jürgen Becker mit einem lauten “Aufhören, aufhören!“ unterbricht, ist das oft der Höhepunkt der Sendung. Am Freitag feiert der Kabarettist seinen 60. Geburtstag - in großer Runde.

Er gilt als einer der wortgewaltigsten politischen Kabarettisten: Wilfried Schmickler wird am Freitag (28.11.) 60 Jahre alt. Im Interview spricht der Rheinländer über Tabus, die Lust am Leben und das Wesen des Kabaretts.

Sie spielen in den "Mitternachtsspitzen" meistens den wütenden Mann, aber manchmal auch komödiantische Frauenrollen wie bei "Loki & Smoky". Was macht Ihnen mehr Spaß?

Wilfried Schmickler: Das eine geht nicht ohne das andere. Kabarett muss gleichzeitig fröhlich und ernst sein.

Und privat? Sind Sie da eher ein lustiger oder strenger Typ?

Schmickler: Das müssen Sie meine Frau fragen (lacht). Aber ich bin schon eher ein fröhlicher Mensch, der gerne lebt.

Welche Themen nehmen Sie momentan besonders gerne aufs Korn?

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Schmickler: Die deutschen Waffenlieferungen in den Irak, die Überwachungsaktionen der Geheimdienste und die Flüchtlingsproblematik beziehungsweise die Reaktion der Bevölkerung darauf. Und natürlich die Verbindung zwischen Hooligans und Rechtsextremen, die scheinbar aus dem Nichts aufgekommen ist, die es aber in Wirklichkeit schon lange gibt. Wie überrascht die zuständigen Stellen da nach der HoGeSa-Demonstration in Köln getan haben, das ist wirklich fast grotesk.

Gibt es Themen, die für Sie tabu sind?

Schmickler: Die Befindlichkeiten der Menschen. Wenn es um die Persönlichkeit geht, um die Würde des Menschen. Die ist auch im Kabarett unantastbar.

Wie finden Sie Ihre Themen?

Schmickler: Die Themen finden mich. Ich würde am liebsten nur noch über die Lust am Leben und was Positives reden, aber leider komme ich nicht dazu, weil es zu viele unangenehme Dinge gibt.

Wann ist ein Auftritt für Sie ein guter Auftritt? Wenn das Publikum mit Ihnen einer Meinung ist oder gerade dann, wenn es das nicht ist?

Schmickler: Es geht nicht um Meinung, sondern um Stimmung. Wenn die Leute den Saal verlassen und sagen, sie hatten einen schönen Abend und sind vielleicht auf das ein oder andere Thema gestoßen, mit dem sie sich vorher noch nicht so beschäftigt hatten, dann bin ich zufrieden.

Wie feiern Sie Ihren Geburtstag?

Schmickler: In großer Runde. Ich lade meine ganzen Freunde und Weggefährten ein und feiere im Kölner Comedia Theater. (dpa)