Bochum. Der Intendant steckt am Schauspielhaus Bochum mitten in den Proben für den Klassiker „Die kahle Sängerin“. Das könnte richtig lustig werden.

Mit „Die Brüder Karamasow“ brachte Intendant Johan Simons im letzten Herbst einen echten Schinken ins Schauspielhaus Bochum. Fast sieben Stunden Spielzeit, zwei Pausen, ein Abendessen: Der XXL-Abend kommt beim Publikum bestens an, die Vorstellungen sind trotz der üppigen Spiellänge super besucht. Dagegen dürfte die kommende Inszenierung des 77-jährigen Theaterchefs weitaus kürzer werden: „Die kahle Sängerin“ von Eugène Ionesco (Premiere: 25. April) ist ein Klassiker des absurden Theaters und entsteht in recht kurzer Zeit. „Das wird eine schnelle Arbeit, ich mag das“, sagt Simons.

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Proben für „Die kahle Sängerin“ in Bochum laufen

Dass Johan Simons und seinem Team diesmal nur eine knappe Probenphase zur Verfügung steht, hat einen Grund. Erst am 22. März feierte der viel beschäftigte Intendant Premiere mit „Das Leben ein Traum“ am Thalia Theater in Hamburg. Die Hauptrollen spielen Jens Harzer und Marina Galic, die auch in Simons‘ Bochumer „Macbeth“ glänzen. Bis zur „Kahlen Sängerin“ zurück an der Königsallee bleiben ihm daher nur knapp vier Wochen.

Der siebenstündige Marathon-Abend „Die Brüder Karamasow“ (Szene mit Victor IJdens und Konstantin Bühler) erfreut sich beim Publikum großer Beliebtheit. Die neue Inszenierung von Johan Simons dürfte weitaus kürzer werden.
Der siebenstündige Marathon-Abend „Die Brüder Karamasow“ (Szene mit Victor IJdens und Konstantin Bühler) erfreut sich beim Publikum großer Beliebtheit. Die neue Inszenierung von Johan Simons dürfte weitaus kürzer werden. © Schauspielhaus Bochum | Armin Smailovic

Ziemlich kurz für eine ausgewachsene Inszenierung, doch Simons scheint nicht nervös zu werden: „Es gibt eine starke Konzentration bei den Proben, die Schauspieler werfen sich total rein“, lobt er. Während der Intendant es normalerweise liebt, mit seinem Ensemble viel Zeit bei Leseproben zu verbringen, um die Figuren und ihre Motive genau zu erforschen, wird diesmal schnell Gas gegeben: „Johan inszeniert total genau“, sagt Dramaturgin Leonie Adam. „Es herrscht eine große Spiellust und hohe Energie.“

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„Die kahle Sängerin“ wurde in Bochum zuletzt 2006 auf die Bühne gebracht. Erzählt wird von dem Ehepaar Smith, das in einer scheinbar banalen Unterhaltung gefangen ist. Sie reden vortrefflich aneinander vorbei. Auch als ein anderes Paar zu Besuch erscheint, ergibt ihre Konversation keinen Sinn – was beim Zuschauen für lustige, skurrile und überaus unterhaltsame Szenen sorgen wird. „Wir versuchen, die Situation so ernst wie möglich zu nehmen“, sagt Leonie Adam. „Erst daraus entsteht die Komik.“

Dominik Dos-Reis zeigt ein Solo im Oval Office des Schauspielhauses Bochum: „Eschenliebe“ von Theresia Walser erzählt von einem jungen Mann, der in einen Baum verknallt ist.
Dominik Dos-Reis zeigt ein Solo im Oval Office des Schauspielhauses Bochum: „Eschenliebe“ von Theresia Walser erzählt von einem jungen Mann, der in einen Baum verknallt ist. © Schauspielhaus Bochum | Katharina Kemme

„Ein Abend zum Nachdenken und zum Totlachen“: So umschreibt Simons seine Aufführung. „Wir leben in einer solch absurden Welt, da passt dieses Stück genau hinein.“ Überhaupt sei es kein Zufall, dass die Klassiker des absurden Theaters derzeit eine große Renaissance erleben. Mit „Warten auf Godot“ von Samuel Beckett steht schon im Mai das nächste Stück im Schauspielhaus auf dem Spielplan.

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Nur der vordere Teil der Bühne wird bespielt

Übrigens wird die Bühne im großen Haus nicht komplett bespielt, sondern nur der vordere Teil. So rücken die Figuren nah an die Zuschauer heran. Ähnlich wie im „Hamlet“ werden sie auch wieder vorn in der ersten Reihe Platz nehmen. Das Bühnenbild besteht aus vier Betten und vier Bildschirmen im 50er-Jahre-Dekor, jener Dekade, in der Ionescos Stück entstand. Die Besetzung liest sich vielversprechend: Mit dabei sind Stacyian Jackson, Stefan Hunstein, Jele Brückner, Marius Huth, Danai Chatzipetrou und Konstantin Bühler. Kein großes Geheimnis: Die titelgebende „kahle Sängerin“ wird nicht auftreten…

Premiere am Donnerstag, 25. April, um 19.30 Uhr im Schauspielhaus. Wieder am 5. und 11. Mai sowie am 30. Mai (Zehn-Euro-Tag). Karten: 0234 3333 5555.

„Eschenliebe“: Verliebt in einen Baum

Eine kleine, gleichwohl überaus interessante Premiere gibt es bereits am Samstag, 13. April, um 20 Uhr mit „Eschenliebe“ im Oval Office. Das Stück in der Regie von Albrecht Schroeder ist ein Solo für den jungen Schauspieler Dominik Dos-Reis, einem Publikumsliebling an der Königsallee.

Erzählt wird von einem Mann, der schwer verliebt ist – in einen Baum. Nacht für Nacht läuft er mit zwei Eimern Wasser zum Stadtrand, um „seine“ Esche zu gießen. Nur 48 Zuschauer sind pro Vorstellung dabei, die ganz nah an den Schauspieler heranrücken. „Die Spielfläche ist kaum drei Quadratmeter groß“, sagt Schroeder. „Ein direktes Spiel mit dem Publikum.“ Termine: 13., 14. und 25. April sowie im Mai.