Bochum. Studierende einer Hochschule in Bochum müssen nur noch an vier Tagen pro Woche kommen. „Das ist sehr praktisch“, so ein Student. Die Gründe.
In der Arbeitswelt wird sie immer beliebter: die Vier-Tage-Woche. An Hochschulen hingegen hat sich die Idee noch nicht durchgesetzt – bis jetzt. Nun wagt deutschlandweit die wohl erste Hochschule den Schritt. Sie befindet sich in Bochum.
Ab kommendem Semester soll es an der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA) die Vier-Tage-Woche geben, vorerst für drei Studiengänge. „Bei Arbeitnehmern und jungen Menschen kommt das gut an, es gibt einige Erfolgsgeschichten. Also haben wir uns gefragt: Können wir das auch?“, hat sich Prof. Ludger Rattmann, Vize-Präsident und zuständig für den Wissenschaftsbereich Georessourcen und Verfahrenstechnik, gefragt. Er kam zu dem Schluss: ja.
Vier-Tage-Woche an einer Hochschule in Bochum
Seitdem läuft ein Pilotversuch für die Studiengänge Rohstoffingenieurwesen und nachhaltiges Ressourcenmanagement, Geotechnik sowie Angewandte Geologie und Verfahrenstechnik. Die Idee kam Rattmann Anfang des Jahres. „Bis zur Umsetzung hat es acht Wochen gedauert.“ Los ging es mit einer Machbarkeitsstudie, die der Wissenschaftliche Mitarbeiter Fabian Schemmer durchgeführt hat. Er ist der Frage nachgegangen, ob die Vier-Tage-Woche möglich oder die Idee vielleicht auch total utopisch ist.
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Am Ende war es ein bisschen wie Tetris spielen. Doch tatsächlich haben es Rattmann und Schemmer zusammen mit ihrem Team geschafft, für alle Semester in den drei Studiengängen neue Stundenpläne zu erstellen, mit vier statt fünf Tagen pro Woche. „Es ist nicht immer der Freitag oder Montag, sondern es sind unterschiedliche Tage“, sagt Rattmann.
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Gleiche Wochenstundenanzahl an der THGA in Bochum – nur komprimiert
Ihm ist wichtig zu betonen: „Es handelt sich um eine Vier-Tage-Woche bei vollem Studium.“ Weder an der Dauer, noch an den Inhalten ändere sich etwas. Kurzum: Der Aufwand bleibt der gleiche, ebenso wie die Zahl der Wochenstunden, allerdings komprimiert auf weniger Tage. Das habe auch weitere Vorteile. Wenn es mehr Vorlesungen an einem Tag gibt, sei der Leerlauf zwischen den einzelnen Veranstaltungen geringer.
Aber warum jetzt der Schritt zur Vier-Tage-Woche und nicht schon früher? Das fragt sich Rattmann auch. „Es ist eigentlich eine naheliegende Option.“
Studium soll attraktiver werden
Die Idee soll die THGA auch ein Stück weit attraktiver machen. „Die Studierendenzahlen in NRW sinken“, sagt der Professor. Besonders die naturwissenschaftlichen Fächer seien betroffen. Eine Herausforderung für die Hochschule, die genau darauf spezialisiert ist. Zudem sei es möglich, Familie und auch Job mit dem Studium besser in Einklang zu bringen. Schließlich arbeiten laut Deutschem Studierendenwerk 63 Prozent der Studierenden in Deutschland.
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So auch Niklas Schulte (21). Er ist im vierten Semester, studiert Rohstoffingenieurwesen und nachhaltiges Ressourcenmanagement. „Ich finde das sehr praktisch, es ist eine gute Sache, einen Tag freizuhaben“, sagt er.
Vier-Tage-Woche an der Hochschule: Vorteile im Job
Der Student kommt aus dem Münsterland und ist am Wochenende oft in der Heimat. „So kann man einen Tag länger bleiben“, sagt Schulte. Nebenbei arbeitet er als Studentische Hilfskraft. Für ihn selbst ergibt sich in Sachen Job zwar kein großer Vorteil, weil er schon zuvor beides gut vereinbaren konnte. Bei manch einem Kommilitonen sei das anders. „Einer arbeitet zum Beispiel länger am Stück.“ Das lasse sich mit dem freien Tag besser vereinbaren. Generell: „Viele finden die Vier-Tage-Woche gut“, sagt er.
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Ob es dauerhaft dabei bleibt und weitere Studierende davon profitieren, ist noch offen. Rattmann zeigt sich jedoch zuversichtlich und hofft, die Idee auch auf andere Bereiche ausweiten zu können.
Für Beschäftigte und Lehrende der THGA gilt die Vier-Tage-Woche übrigens nicht, im Gegenteil: Die Lehre werde sich für sie aus logistischen Gründen vorerst sogar auf mehr Tage verteilen.