Bochum. Im Januar berichtete die WAZ exklusiv. Nun ist die Fusion zweier Bochumer Hochschulen offiziell. Die Zusage der Ministerin, die Kritik der SPD.

Jetzt ist es offiziell: Die Hochschule Bochum und die Hochschule für Gesundheit werden zusammengeschlossen. Sechs Wochen nach einem ersten WAZ-Bericht bestätigt das NRW-Ministerium für Kultur und Wissenschaft die Fusion. Die SPD bekräftigt ihre scharfe Kritik. Die Hochschulfreiheit werde „mit Füßen getreten“.

„Gemeinsam noch stärker!“ So propagiert die schwarz-grüne Landesregierung in einer Pressemitteilung die geplante Vereinigung beider Hochschulen. Der parlamentarische Weg wurde in dieser Woche bereitet: Das Kabinett verabschiedete einen entsprechenden Gesetzentwurf.

Bochumer Hochschulen fusionieren: 1900 Studierende sind zu wenig

Die Hochschule für Gesundheit ist mit 1900 Studierenden die kleinste Hochschule in Nordrhein-Westfalen. Die in Nordrhein-Westfalen geltende Hochschulautonomie stelle Anforderungen an Organisationsstrukturen, „die für eine so kleine Hochschule kaum leistbar“ seien, heißt es in Düsseldorf.

2010 hatte die Hochschule den Lehrbetrieb in der ehemaligen Knappschaft-Verwaltung an der Universitätsstraße aufgenommen: als erste staatliche Hochschule in Deutschland, die ausschließlich für Gesundheitsberufe ausbildet. 2015 erfolgte der Wechsel in den 75-Millionen-Euro-Neubau auf dem Gesundheitscampus in Querenburg. 256 Mitarbeiter sind aktuell beschäftigt.

Wissenschaftsministerin Ina Brandes (CDU) erkennt in der Fusion beider Hochschule eine Stärkung des Wissenschaftsstandortes Bochum.
Wissenschaftsministerin Ina Brandes (CDU) erkennt in der Fusion beider Hochschule eine Stärkung des Wissenschaftsstandortes Bochum. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Ministerin: „Gute Nachricht für den Wissenschaftsstandort Bochum“

Die Hochschule Bochum, auch sie in Querenburg, ist mit 8000 Studierenden gut viermal größer. 546 Mitarbeiter sind hier tätig. Seit 2009 unterhält die Hochschule eine Außenstelle am Campus Velbert/Heiligenhaus.

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Der Zusammenschluss sei „eine gute Nachricht für den Wissenschaftsstandort Bochum“, erklärt Wissenschaftsministerin Ina Brandes (CDU). Es entstehe eine Hochschule mit fast 10.000 Studierenden: „resilient und für die Zukunft robust aufgestellt“. Das Studienangebot sei „konsequent auf die großen gesellschaftlichen Zukunftsthemen Gesundheit, Wirtschaft und Technik ausgerichtet“. Alle Mitarbeiter in der Verwaltung, Forschung und Lehre behielten ihren Arbeitsplatz, der Standort der Hochschule für Gesundheit bleibe erhalten, versichert die Ministerin.

Die Hochschule für Gesundheit soll zwar ihre Eigenständigkeit verlieren. Der Standort im Neubau auf dem Gesundheitscampus in Querenburg soll aber erhalten bleiben.
Die Hochschule für Gesundheit soll zwar ihre Eigenständigkeit verlieren. Der Standort im Neubau auf dem Gesundheitscampus in Querenburg soll aber erhalten bleiben. © Bochum | Gero Helm

Spitzen beider Hochschulen begrüßen die Zusammenlegung

Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) würdigt die „herausragende Pionierarbeit“ der Hochschule für Gesundheit für die Akademisierung der Pflege- und Gesundheitsfachberufe. Immer mehr gut ausgebildete Fachkräfte würden auf allen Ebenen für die Gesundheitsversorgung in NRW benötigt. Die Aufbauarbeit in Bochum solle durch den Zusammenschluss „gestärkt und zukunftsssicher fortgeführt“ werden.

Auch die Spitzen beider Hochschulen begrüßen die Fusion. Prof. Sven Dieterich, stellvertretender Präsident der Hochschule für Gesundheit, kündigt an, das „einzigartige Studienangebot“ auf dem Gesundheitscampus konsequent weiterzuentwickeln. Prof. Andreas Wytzisk-Arens, Präsident der Hochschule Bochum, betont: Beide Hochschulen ergänzten sich gut. Künftig könnten „noch gezielter Beiträge zur Fachkräfteausbildung“ geleistet werden.

SPD kritisiert: „Hochschulfreiheit wird mit Füßen getreten“

Die SPD lehnt den Zusammenschluss ab. Die Hochschule für Gesundheit leiste herausragende Arbeit in der Akademisierung und Weiterentwicklung von Gesundheits- und Pflegeberufen, sagt der Bochumer Landtagsabgeordnete und SPD-Vorsitzende Serdar Yüksel auf WAZ-Anfrage. „Das ist die Zukunft. Warum die Landesregierung jetzt den Weg zurück in die Vergangenheit einschlägt und dieses Alleinstellungsmerkmal aufs Spiel setzt, ist für mich völlig unverständlich.“

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„Die so oft von Schwarz-Grün betonte Hochschulfreiheit wird hier genauso mit Füßen getreten wie der Einsatz von Gesundheitsminister Laumann für die Eigenständigkeit der Hochschule für Gesundheit“, so Yüksel. Die SPD werde die Umsetzung der Fusion kritisch begleiten. „Dass sind wir nicht zuletzt den Mitarbeitenden und Studierenden schuldig. Es ist zu befürchten, dass die Landesregierung auch hier einmal mehr nicht Wort hält. Das dürfen wir nicht zulassen.“