Bochum. Dietmar Bär und Peter Lohmeyer zählen zu Deutschlands beliebtesten Schauspielern und sind eng befreundet. Jetzt plaudern sie über ihre Jugend.

Zwei Freunde erzählen sich Dönekes von damals: Was klingt wie ein rührseliger Plausch am Stammtisch, gerät in einem leerstehenden Ladenlokal in der Bochumer Innenstadt zu einem beachtlichen Publikumserfolg. Denn die beiden Kameraden sind nicht irgendwer: Auf dem Podium sitzen Dietmar Bär (63) und Peter Lohmeyer (62), zwei prominente Vertreter der deutschen Schauspielzunft, und erinnern sich mit sichtlichem Spaß an ihre Jugendzeit mitten im Kohlenpott. Die Zuschauer im proppenvollen Saal lauschen andächtig.

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Neue Talkreihe der Brost-Stiftung startet in Bochum

Die lockere Plauderei bei freiem Eintritt ist der Auftakt einer neuen Talkreihe der Brost-Stiftung: „Heimat Ruhr“, so der Titel, soll künftig regelmäßig mit jeweils einem wechselnden Gast in verschiedenen Ruhrgebietsstädten stattfinden. Moderiert wird die Reihe von Peter Lohmeyer. Als Dritter im Bunde mit dabei ist der Bochumer Künstler Marcus Kiel, dessen Passion es ist, auf Flohmärkten alte Bände mit Familienfotos aufzustöbern. „Unglaublich, was die Leute alles weggeben“, wundert er sich. Einige dieser gefundenen Bilder hat er auf eine große Wand geklebt, die dem Talkabend als Kulisse dient. Auch die Zuschauer sind aufgerufen, eigene Bilder aus ihrer Jugend mitzubringen, woraus Kiel am Ende der Veranstaltungsreihe ein gewiss nostalgisch gefärbtes Kunstwerk formen will.

Wer genau hinschaut, entdeckt auf der großen Fotowand auch den jungen Dietmar Bär, mit Igelfrisur und schwarzer Jacke aus Kunstleder etwa Mitte der 80er Jahre. „Das Ding hat gestunken wie Hölle, aber es war unglaublich cool“, erinnert er sich grinsend. Lichtjahre, bevor er als „Tatort“-Kommissar Freddy Schenk einem Millionenpublikum bekannt wurde, wuchs Bär in den 60er Jahren als Sohn eines Fleischers mit zwei Geschwistern in Dortmund-Hombruch auf. Leider gehörte seinem alten Herrn keine eigene Metzgerei („Sonst hätte ich schon früh Mercedes fahren können“), er war immer nur als Geselle angestellt. Doch die einfachen Verhältnisse, in denen die Bärs lebten, seien nicht die schlechtesten gewesen.

Der Saal in der Bochumer Innenstadt ist bestens gefüllt: Zu Beginn hält Prof. Bodo Hombach (rechts), Vorstandsvorsitzender der Brost-Stiftung, einige einleitende Worte.
Der Saal in der Bochumer Innenstadt ist bestens gefüllt: Zu Beginn hält Prof. Bodo Hombach (rechts), Vorstandsvorsitzender der Brost-Stiftung, einige einleitende Worte. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Peter Lohmeyer erweist sich während des Abends als einfühlsamer Gesprächspartner. Sein Vorteil: Bär und er kennen sich in- und auswendig, seit sie von 1982 bis 1985 die Westfälische Schauspielschule in Bochum besuchten. Jener magische Sonntag im September, als beide ihre Aufnahmeprüfung dort abgelegten, war der Beginn ihrer Freundschaft.

Zum Frühstück gab es bei uns immer Marmeladenschnitte, hauchdünn gestrichen.
Dietmar Bär über ein beliebtes Familienritual

Und Lohmeyer fragt geschickt nach. So will er etwa von seinem alten Kumpel wissen, an welchen Geruch aus seiner Kindheit er sich am stärksten erinnert. Bär denkt kurz nach: „An den Geruch der Brauereien, die damals noch mitten in der Stadt waren“, erzählt er. „Wenn dort frisch aufgelegt wurde, das roch wie Teer.“ Oder an die Gerüche in der Wurstküche seines Vaters: „Alles war fettig, es roch nach frischer Wurst, es war wunderbar.“

Tränen bei Ballade von Herbert Grönemeyer

Die zumeist älteren Zuschauer im Saal folgen dem Anekdotenreigen mit einiger Lust, wohl auch, weil sie vieles wiedererkennen. „Zum Frühstück gab es bei uns immer Marmeladenschnitte, hauchdünn gestrichen“, berichten Bär von einem unvergessenen Familienritual. „Die Freunde aus reichem Hause hatten Cornflakes, wir nur Marmelade.“

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Vom Leben im Ruhrgebiet haben sich die beiden viel beschäftigen Schauspieler schon lange verabschiedet: Schalke-Fan Lohmeyer wohnt in Hamburg, Dietmar Bär lebte lange in Berlin, mittlerweile in Köln. Als Dauerkartenbesitzer bei Borussia Dortmund verpasst er trotzdem kaum ein Spiel seiner Lieblingsmannschaft – und überhaupt: „Dortmund ist meine Heimat, dieses Gefühl ist mir immer geblieben“, sagt er. Noch heute würden ihm manchmal die Tränen kommen, wenn er Herbert Grönemeyers Ballade „Komm zur Ruhr“ hört, eine Hymne an das Leben im Ruhrgebiet. „Dieses Lied holt mich total ab.“

Geburg Jahnke beim nächsten Talk dabei

Die Reihe „Heimat Ruhr – Vor Ort mit Peter Lohmeyer“ wird fortgesetzt: am Mittwoch, 22. Mai, um 19 Uhr, ebenfalls in dem leerstehenden Ladenlokal an der Bongardstraße 2 in Bochum. Dann zu Gast ist die Oberhausener Kabarettistin und Schauspielerin Gerburg Jahnke.

Der Eintritt ist frei, eine vorherige Anmeldung ist allerdings erforderlich. E-Mail an veranstaltungen@broststiftung.ruhr oder direkt über ein Formular auf broststiftung.ruhr

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