Bochum. Ein besseres Gebäudemanagement hat Bochums Kämmerin Eva Hubbert angemahnt. Dazu gehört offenbar die Devise, Kaufen ist günstiger als Mieten.

Stühlerücken bei der Stadtverwaltung Bochum. Bis zu 850 Beschäftigte haben seit Februar ihren Arbeitsplatz im Husemannkarree bezogen. Das ist nur der Auftakt für die weitere Verlegung und Modernisierung von Hunderten Arbeitsplätzen. Dazu gehört auch eine Millioneninvestition der Stadt für einen bemerkenswerten Immobilienkauf.

Stadt Bochum kauft frühere Viactiv-Zentrale an der Universitätsstraße

Sie hat zum Jahresende 2023 das Grundstück und die Gebäude an der Universitätsstrafle 43–49 erworben, „um dort dauerhaft einen städtischen Bürostandort zu etablieren“, wie es heißt. „Dieser Standort dient insbesondere der Umsetzung weitreichender gebäudewirtschaftlicher Großprojekte in den nächsten Jahren aus strategischen und wirtschaftlichen Gründen“, sagt Kämmerin Eva Hubbert.

Aktuell wird die frühere Zentrale der Viactiv-Krankenkasse, die 2022 mit ihren 750 Beschäftigten zum neuen O-Werk-Campus auf Mark 51/7, dem früheren Opel-Werk in Laer, gezogen ist, noch als Ausweichstandort genutzt. 2021 wurden 300 städtische Mitarbeiter wegen der Umbauarbeiten am Westflügel des Rathauses dorthin verlegt. Da auch Nord- und Südflügel noch saniert werden, wird weiterhin Ausweichfläche benötigt. Erst 2030 wird das historische Rathaus voraussichtlich komplett modernisiert sein – für unter dem Strich mindestens 90 Millionen Euro.

Der erste von vier hintereinander liegenden Riegelbauten liegt direkt an der Universitätsstraße.
Der erste von vier hintereinander liegenden Riegelbauten liegt direkt an der Universitätsstraße. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Neue städtische Immobilie wurde vor 20 Jahren gebaut

Über den Kaufpreis der früheren „Viactiv-Immobilie“ haben Stadt und Verkäufer Stillschweigen vereinbart. Die von 2002 bis 2004 gebaute Büroimmobilie in „Kammstruktur“ mit vier durch Grünanlagen getrennte Riegelbauten nahe der Innenstadt und einer Größe von 8500 Quadratmeter Bürofläche dürfte einen zweistelligen Millionenbetrag kosten. Zur Einordnung: Die etwa dreimal so große Aral-Zentrale an der Wittener Straße wurde 2021 für 85 Millionen Euro verkauft.

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Finanziert hat die Stadt den Kauf an der Universitätsstraße „aus dem Investitionshaushalt“, so die Kämmerin. Eine Maßnahme, die sich aus ihrer Sicht auszahlen wird. „Der Ankauf des Gebäudes ist langfristig kosteneffizienter als die fortlaufenden Mietzahlungen.“ Er biete die Möglichkeit, sich vor „zukünftigen Mietpreiserhöhungen zu schützen und langfristige Stabilität in den Kosten zu gewährleisten.“ 2021 hatte die Stadt bereits 5800 m2 Bürofläche dort gemietet – für geschätzt mindestens 58.000 Euro im Monat und 700.000 Euro pro Jahr.

Kämmerin setzt auf langfristige Planungssicherheit

Kaufen ist offenbar unterm Strich günstiger als Mieten. Bei der Vorstellung der Eckwerte zum künftigen Doppelhaushalt 2025/26 hatte die Kämmerin betont, dass zu den städtischen Einsparmöglichkeiten ein noch besseres Portfoliomanagement gehöre. Das sei u.a. durch eine Optimierung bei Gebäuden und Gebäudekosten zu erreichen.

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Für den Kauf hat aus Sicht von Eva Hubbert ein weiteres Argument gesprochen: Er sorge auch für „eine langfristige Planungssicherheit bei der aktuellen strategischen Neuausrichtung der Verwaltungsstandorte.“ Und das ist wichtig. Denn: Weiteres Stühlerücken ist geplant. Sobald das Haus des Wissens bezugsfertig ist, geplant ist Ende 2026, werden die Bücherei, die Volkshochschule und städtische Ämter aus dem Bildungs- und Verwaltungszentrum (BVZ) ausziehen. Der achteckige Turm hinter dem Rathaus soll abgerissen werden. Auch für die Beschäftigten des Gesundheitsamts, der Altbau am Westring soll weichen, wird ein neuer Standort gesucht.

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Aufstockung des Technischen Rathauses wurde gestoppt

Zwischenzeitlich hatte die Stadt u.a. darauf gesetzt, weitere Flächen im Technischen Rathaus zu mieten. Die zwischen 1978 und 1982 gebaute und 2008/09 modernisierte Immobilie sollte um eine sechste Etage aufgestockt werden, die Platz für etwa 170 Beschäftigte bieten sollte. Vor zwei Jahren wurde das Projekt gestoppt.

Gelände an der Universitätsstraße war früher ein Bauhof

An der Universitätsstraße hat die Stadt nun ein Gelände in Besitz genommen, das früher bereits im öffentlichen Besitz war. Ein Bauhof war dort eingerichtet, bevor das Gelände verkauft wurde. Das 2002 begonnene Neubauprojekt firmierte damals unter dem Namen „Bogard“; eine Abkürzung für „Bochum Garden“.