Bochum-Ehrenfeld. Um die Wochenmärkte in Bochum gibt es Sorge, vor allem seit dem Betreiberwechsel. Im Ehrenfeld gibt‘s ein Alternativangebot in Eigenregie.
„Ich wollte den Markt gar nicht machen“, sagt Volker Skrotzki. Er ließ sich von einem Bekannten überreden, fast 20 Jahre ist das her. Noch immer steht er jeden Donnerstag mit seinem Käsestand am Hans-Ehrenberg-Platz, und heute sagt er: „Ich will gar nicht mehr weg!“ Das Viertel, die Leute: „ein Traum“.
Wenn es in Bochum in den vergangenen Monaten um Wochenmärkte ging, dann war der Anlass meist negativ: Seit die Deutsche Marktgilde zum Jahresbeginn die Regie von Bochum Marketing übernommen hat, hagelte es Kritik. Vor allem deutlich gestiegene Kosten für die Händler brachten diese auf die Palme – und manchen zum Aufgeben. Auch Volker Skrotzki erzählt, dass er den Mittwoch auf dem Buddenbergplatz für sich gestrichen hat. „Da bleibt nix über.“
Markt in Bochum-Ehrenfeld: sechs Stände
Wer sich donnerstagsvormittags ins Ehrenfeld begibt, findet ein Alternativangebot, das seit nunmehr fast zwei Jahrzehnten von der dortigen Werbegemeinschaft in Eigenregie gestemmt wird. „Wir wollten hier mehr Leben hereinbringen“, sagt der Vorsitzende Hans Jürgen Schmiedchen. Ein kleiner, feiner Wochenmarkt sei das Ziel gewesen, Platz und Stadtteil sollten aufgewertet werden. Wobei: „Wochenmarkt“ dürften sie das nicht nennen, um Verwechslungen zu vermeiden. Schmiedchen spricht daher offiziell vom Ehrenfelder „Frischemarkt“.
Sechs Stände sind an diesem Donnerstag auf dem Platz unweit des Schauspielhauses aufgebaut: Es gibt Obst und Gemüse, Kartoffeln und Eier, Fisch, Käse, Honig und Blumen. Die Runde ist überschaubar, aber: „Ich krieg alles, was ich brauche“, sagt eine Rentnerin, die anonym bleiben will.
Markthändler findet‘s entspannt: „Vor halb Acht kommt keiner“
Volker Skrotzki mit seinen 80 Käsesorten und „Kartoffeln Sieg“ sind als Gründungsmitglieder von Beginn an dabei, aber auch Gemüsehändler Wilhelm Weitz erzählt, dass er seit gut 15 Jahren ins Ehrenfeld kommt. Der Markt, sagt der Duisburger, sei „schon besonders“.
Er mag das Ehrenfeld, „echt entspannt“ sei es hier, die „Leute gut drauf“. Während er mittwochs auf dem Buddenbergplatz spätestens um 4 Uhr morgens mit dem Aufbau beginnt – samstags gar schon um 1.30 Uhr in der Nacht –, startet er am Hans-Ehrenberg-Platz erst um 6 Uhr. „Vor halb Acht kommt sowieso keiner“, erzählt er, lacht und grüßt den nächsten Kunden mit Namen.
Werbegemeinschaft mietet den Platz für den Markt von der Stadt
„Detlef, was kann ich dir antun?“, ruft Käsehändler Volker Skrotzki einem Stammkunden zu. Auch er lobt das Publikum im Ehrenfeld: „Hier sind irgendwie tolle Leute unterwegs.“ Beide Händler haben den Vergleich zu den offiziellen Wochenmärkten, haben sich in den vergangenen Monaten geärgert über die neuen Konditionen. „Alles ist richtig teuer geworden“, sagt Skrotzki.
Das Abrechnungsprinzip im Ehrenfeld ist simpel: Die Werbegemeinschaft miete den Platz von der Stadt und stelle ihn wiederum den Händlern für den Markttag zur Verfügung, erklärt Hans Jürgen Schmiedchen. Die Beschicker zahlten anteilig, je nach Standgröße. In einem Stromkasten habe jeder Händler einen eigenen Zähler. Und die Reinigung, „die macht jeder selbst“. In all den Jahren habe es nie Probleme oder Ärger deswegen gegeben.
Standgebühren bei Marktgilde-Märkten deutlich höher
Was genau sie an Standgebühren zahlen, sagen die Händler nicht. Volker Skrotzki verrät so viel: Der monatliche Betrag entspreche einem Markttag bei der Marktgilde. „Da sind schon Welten dazwischen.“ Das bestätigt auch Wilhelm Weitz. Immerhin: Die Gespräche mit der Marktgilde gingen „in eine gute Richtung“, sagt er.
Zurück zum Markt im Ehrenfeld. Sarah (40) und Merte (35) schieben ihre Kleinkinder in Buggys über den Platz. Obst kaufen sie hier, Blumen, auch mal Eier, erzählen sie. „Der Markt liegt halt gut, schön mittendrin.“ Jens Matheuszik, Vorsitzender der SPD Bochum-Ehrenfeld, nutzt seine Mittagspause, um Lebensmittel einzukaufen. „Klein, aber fein“ sei der Markt, sagt der 46-Jährige. „Man findet alles Wichtige.“ Und am Rande gebe es so manchen schönen Plausch.
Umzug wegen Bauarbeiten
Weil der Hans-Ehrenberg-Platz zurzeit saniert wird, muss der Markt seit Anfang April auf den direkt daneben liegenden Parkplatz an der Dibergstraße ausweichen. Noch bis Mitte Mai sollen die Bauarbeiten dauern, dann ziehen die Marktstände wieder zurück an den gewohnten Ort. Marktzeit: jeden Donnerstag bis 13 Uhr.