Bochum. 120 Millionen Euro kostet es, um die Infrastruktur für den Rhein-Ruhr-Express allein in Bochum zu verbessern. Was passiert, wer ist betroffen?
Der Rhein-Ruhr-Express (RRX) verkehrt schon seit Ende 2018. Schneller, öfter (im 15-Minuten-Takt) und mit mehr Komfort für die Fahrgäste wird er aber erst unterwegs sein, wenn die Deutsche Bahn die Strecken, Brücken und Bahnhöfe modernisiert hat. In Bochum beginnt der Ausbau dafür im nächsten Jahr am Hauptbahnhof. So wird der Bahnsteig an Gleis 3/4 um 55 Meter verlängert. Dafür muss eine zusätzliche Brücke über die Wittener Straße gebaut werden. Vorbereitungsarbeiten für das Projekt wird es schon in diesem Jahr geben.
Drei neue Schallschutzwände rund um den Hauptbahnhof Bochum wegen des RRX-Ausbaus
„Wir haben das große Ziel, im Bochumer Hauptbahnhof, der heute nur auf einem Gleis mit voller Geschwindigkeit angefahren werden kann, dies künftig auf den Gleisen zwei und drei tun zu können. Dafür müssen wir Weichen austauschen, die mit höherer Geschwindigkeit befahren werden können“, sagt Projektleiter Nils Wedding. Zusätzlich werde eine weitere Weichenverbindung zwischen Fernbahn und S-Bahn gebaut, um mehr Optionen für den Umleitungsverkehr zu haben.
Errichtet werden drei Schallschutzwände auf einer Länge von insgesamt knapp 500 Metern (Grafik), zwei an der nördlichen Seite in Richtung Bermudadreieck und eine zum Ehrenfeld hin. An mehreren Stellen werden Baustellenflächen und Baustraßen eingerichtet; „teilweise über einen längeren Zeitraum“, so der Projektleiter. „Unser Fokus liegt darauf, Anwohner möglichst wenig zu stören.“ Insgesamt sollen die Arbeiten auf dem Bochumer Abschnitt, d.h. rund um den Hauptbahnhof sowie später in Langendreer, etwa drei Jahre dauern. Bund und Bahn geben nach DB-Angaben für den RRX-Umbau allein im Bochumer Abschnitt 120 Millionen Euro aus.
Bahn kündigt zeitweise Sperrung der Wittener Straße an
Welchen Auswirkungen der Brückenbau an der Wittener Straße zu welchem Zeitpunkt auf den Verkehr hat, lasse sich konkret noch nicht sagen. Aber: „Es wird zu Sperrungen der Wittener Straße kommen. Das wird sich zeitweise nicht verhindern lassen“, so Wedding. Einschränkungen würden in jedem Fall nur in Absprache mit der Stadt Bochum vorgenommen. „Wir wollen die Eingriffe so gering wie möglich halten und achten bei der Umsetzung natürlich auf die großen Veranstaltungen wie Bochum Total und University Games.“ Möglicherweise könne der neue verlängerte Bahnsteig der Gleise 3/4 bereits im nächsten Jahr genutzt werden.
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Auch etwa 120 neue Oberleitungsmasten werden im Bereich des Hauptbahnhofs aufgestellt. Die Vorbereitungen dafür passieren noch in diesem Jahr. Dabei geht es um sogenannte Künzelarbeiten. Mit Bohrungen und Messungen werden die statischen Voraussetzungen für jeden der bis zu acht Meter tief im Boden verankerten Oberleitungsmasten ermittelt. Im Laufe der nächsten Jahre sollen die Oberleitungsketten nach und nach ausgetauscht werden.
Mauereidechse wird neuen Lebensraum bekommen
Zur Vorbereitung der Baußmaßnahmen lässt die noch in diesem Jahr Reptilienschutzzäune errichten und neue Lebensräume schaffen. „Wir beginnen dann auch mit der Umsiedlung der besonders geschützten Mauereidechse“, so der Projektleiter. Diese sei vor allem im Bereich Ehrenfeld anzutreffen. Von Oktober an müssen entlang der Bahnlinien zudem Bäume und Sträucher geschnitten und gefällt werden.
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Einen etwa 1,2 Kilometer langen neuen Schienenabschnitt wird die Deutsche Bahn in Langendreer bauen (Grafik). Um Platz auf der Fernbahntrasse für den RRX zu bekommen, werden die Regionalzüge RE16 und RB40 auf die S-Bahn-Strecke verlegt. Damit deren Verbindung nach Süden gewährleistet ist, entsteht eine neue Verbindungskurve in Richtung Witten. Dazu werden ein neuer Gleisabschnitt inklusive Bahndamm sowie vier Meter hohe Schallschutzwände in zwei Abschnitten gebaut; u.a. entlang des zukünftigen neuen Gleises bis südlich der Oberstraße. „Damit alle Anwohner vor dem zusätzlichen Lärm geschützt sind“, so der Projektleiter. Das Aufschütten des Bahndamms mit etwa 90.000 Kubikmeter Material werde drei bis vier Monate dauern.
Für den passiven Schallschutz, so die Bahn, würden noch weitere Gutachten in Auftrag gegeben. Die Bahn werde auf alle Hauseigentümer zukommen, die Anspruch auf passive Schallschutzmaßnahmen haben.
Auswirkungen wird die Verlegung der Regionalzüge auf die S-Bahn-Trasse für den Halt in Wattenscheid haben. Ist der Ausbau beendet, halten RE16 und RB40 künftig in Höntrop. Der RRX wird alle 30 Minuten am Bahnhof Wattenscheid halten.
Zahlen und Daten zum RRX-Ausbau
Für mehr Flexibilität und Kapazität im Zugverkehr baut die Deutsche Bahn im Bochumer Bauabschnitt insgesamt 16 neue Weichen. Mit dem Ausbau wird außerdem der Bahnsteig an Gleis 3/4 in Richtung Osten verlängert. „Für Anwohnende entlang der Strecke wird es trotz Ausbau deutlich leiser“, so die Bahn. Im gesamten Bauabschnitt entstünden auf einer Länge von knapp zwei Kilometern neue Lärmschutzwände.
Insgesamt werden vier Kilometer Gleise umgebaut, 90 neue Signale eingerichtet und 220 Oberleitungsmasten neu aufgestellt. Dazu kommen zwei Kilometer Schallschutzwände mit einer Fläche von 7700 Quadratmetern.