Bochum. Eine Explosion erschreckt die Menschen nachts in Bochum-Grumme: Ein EC-Automat ist gesprengt, verletzt wird niemand. Nur einer hat richtig Pech.

Diese Nacht wird Andreas Risken, Chef von „Riskens Backofen“ an der Castroper Straße in Bochum, nicht so schnell vergessen: Es ist Freitagfrüh um 3.48 Uhr, als ein gewaltiger Knall den Bäcker kräftig zusammenzucken lässt. „Mein Mitarbeiter und ich standen wie jeden Morgen in der Backstube, als es passierte“, erzählt er. „Die Scheiben haben gewackelt, wir haben uns total erschrocken.“

Der Diebeszug in Bochum dauert nur wenige Sekunden

Risken läuft quer durch seinen Laden und schaut durchs Fenster auf die andere Straßenseite, wo sich gerade zwei dunkle Gestalten an einem Geldautomaten zu schaffen machen. Ein schwarzer Wagen steht direkt davor. „Das Nummernschild konnte ich nicht erkennen“, sagt Risken. „Ich habe noch kurz überlegt, ob ich hinausgehen soll, aber das war mir zu heikel. Das war wie im Krimi.“ Keine 90 Sekunden später seien die Täter wieder in ihren Wagen gestiegen und in hohem Tempo Richtung Castroper Hellweg gefahren: „Das ging blitzschnell.“

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Auch am nächsten Morgen ist die Sprengung des Geldautomaten am Einkaufszentrum Große Voede nahe dem Ruhrstadion das Gesprächsthema Nummer eins. Es riecht unangenehm, die Explosion liegt auch Stunden später noch in der Luft. Der Tatort direkt neben dem Eingang des Modediscounters „Takko“ ist mit Flatterband abgesperrt. Das Geschäft hat an diesem Morgen geschlossen, die meisten anderen Läden des Centers sind aber geöffnet. Während Kriminaltechniker in weißen Schutzanzügen die Spuren der Explosion an dem völlig zerfetzten Cash-Automaten untersuchen, machen sich die Nachbarn einige Gedanken.

Völlig zerfetzt ist der frei stehende Geldautomat neben dem Modediscounter „Takko“ an der Castroper Straße in Bochum.
Völlig zerfetzt ist der frei stehende Geldautomat neben dem Modediscounter „Takko“ an der Castroper Straße in Bochum. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

„Da darf man sich nicht wundern“, meint einer und schaut auf den frei stehenden Automaten vor der Eingangstür. „Solche Geräte laden ja förmlich dazu ein, gesprengt zu werden.“ Auch die Fluchtwege seien ideal, meint ein anderer. „Die A40 liegt direkt vor der Tür. Die Täter sind längst über alle Berge.“ Eine Anwohnerin, die ebenfalls von dem Knall aus dem Bett geholt wurde, kann nur mit dem Kopf schütteln: „Das kannte ich nur aus dem Fernsehen“, sagt sie. „Es macht einem schon Angst, wenn so etwas direkt vor der eigenen Haustür passiert.“

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Konnten die Täter überhaupt Beute machen?

Ob die Automatensprenger bei ihrem Diebeszug überhaupt Beute gemacht haben und wie hoch sie gewesen sein könnte, dazu mag die Polizei am Freitag keine näheren Angaben machen. Vor Ort hält sich das Gerücht, dass die Täter keine Geldkassette aus dem gesprengten Automaten entwenden konnten. Bestätigen mag dies Sprecherin Diana Krömer von der Polizei Dortmund, die in diesem Fall die Ermittlungen aufgenommen hat, nicht: „Weder der Beuteschaden noch der Schaden an dem Gebäude sind bislang bekannt“, sagt sie. Verletzte soll es nicht gegeben haben.

Die Polizei hat den Tatort weiträumig abgesperrt, Kriminaltechniker untersuchen den gesprengten Automaten.
Die Polizei hat den Tatort weiträumig abgesperrt, Kriminaltechniker untersuchen den gesprengten Automaten. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Der Pechvogel des Tages heißt Dirk Schmidt: Er hat seinen silbernen Fiesta am Donnerstag direkt unter dem Vordach des Einkaufszentrums geparkt, keine zwei Meter neben dem Geldautomaten. „Ich war noch etwas feiern und habe von dem Knall in der Nacht gar nichts mitbekommen“, erzählt er. Als er am nächsten Morgen aus dem Fenster sieht, steht sein Wagen unter Dachlatten begraben und von Polizisten umringt neben der „Takko“-Eingangstür. „So etwas habe ich noch nie gesehen.“

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Wie groß der Schaden an seinem Auto ist, kann er noch nicht abschätzen. „Die Frontscheibe ist kaputt. Keine Ahnung, ob er nach der Explosion überhaupt noch anspringt“, sagt er gequält. „Die Polizei hat mich den Wagen noch nicht untersuchen lassen.“ Andreas Risken aus der Bäckerei nebenan hat seinen Nachbarn schnell über Neuigkeiten der Nacht informiert. „Darauf erstmal einen Kaffee.“

Hinweise an die Polizei

Die Castroper Straße war am Freitagmorgen in Höhe des Tatorts zwischen den Hausnummern 202 und 210 in beiden Richtungen gesperrt. Die Sperrung wurde gegen 7.45 Uhr wieder aufgehoben.

Zeugen, die Hinweise zur Tat, zu Verdächtigen oder möglichen Fluchtfahrzeugen machen können, sollten sich bei der Kriminalwache der in diesem Fall zuständigen Polizei Dortmund melden: 0231/132-7441.