Bochum. Vandalismus, aufgebrochene Lauben: In einer Bochumer Kleingartenanlage ist die Polizei derzeit Dauergast. Die Hobbygärtner sind verzweifelt.
„Wir können uns nicht mehr wehren.“ Georg Steger klingt verzweifelt, regelrecht resigniert. Der Vorsitzende des Kleingartenvereins „Am Lohberg“ in der Bochumer Innenstadt berichtet von einer Einbruchserie in der Anlage an der Akademiestraße. Innerhalb der vergangenen vier Wochen seien an sechs Lauben die Türen aufgebrochen worden. Hinzu komme Vandalismus. „Letzte Nacht wurde ein großes Stück von dem Metallzaun herausgehoben, dazu hat man den Holzeseln auf der Wippe zwei Ohren abgerissen. Wer tut so etwas?“
„Wir haben Angst“: Einbruchserie bei Bochumer Kleingärtnern
In der Kleingartenanlage geht inzwischen die Angst um. Steger steht zwar Rede und Antwort beim Ortstermin mit der WAZ, möchte aber nicht aufs Foto. „Ich bin ja ständig hier, wer weiß, was da passiert?“ Auch das ältere Ehepaar, in dessen Laube vor zwei Tagen eingebrochen wurde, will unerkannt bleiben. Keine Namen, keine Fotos. „Nicht, dass uns noch jemand auflauert.“
Für den Einbruch haben sie keine Worte: „Die haben mit viel Gewalt die drei Schlösser an der Tür aufgehebelt, nur um danach Spülmittel, Seife und Desinfektionsmittel zu stehlen“, sagt die 80-Jährige. Sie und ihr Mann (84) haben den Garten seit 1968. Bis auf einen Einbruchversuch vor ein paar Jahren sei so etwas noch nie vorgekommen. „Das ist zum Verrücktwerden. Man hegt und pflegt alles – und dann so etwas. Für nichts und wieder nichts.“
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Steger berichtet von weiteren Lauben, die von Einbrechern heimgesucht wurden. Auch dort ein vergleichbares Vorgehen. „Die knacken die Schlösser, klauen aber kaum etwas. Vielleicht suchen die auch nur einen Schlafplatz oder Schnaps.“ Steger und auch sein Vorstandskollege, Kassierer Frank Berke, vermuten, dass der Täterkreis aus dem angrenzenden Kortumpark kommt. „Denn es sind vor allem die Parzellen und Lauben betroffen, die in der Nähe zu der Grünanlage liegen.“
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Einen örtlichen Zusammenhang kann die Polizei nicht bestätigen. Noch nicht. „Wir beziehen solche Hinweise natürlich mit in die Ermittlungen ein“, sagt Sprecher Jens Artschwager. Die Vorfälle in der Kleingartenanlage bestätigt er, auch dass die Polizei jeweils gerufen wurde und alles aufgenommen hat. „Die Ermittlungen laufen noch und wir sind hoffnungsfroh, dass sie zu einem Erfolg führen.“
Das Sicherheitsgefühl der Laubenpieper wolle man in jedem Fall stärken. „Wir haben den Bereich im Blick“, verspricht Jens Artschwager. Ohne jedoch zu verraten, in welcher Form. Darauf hofft auch Georg Steger. „Ich möchte, dass meine Leute hier wieder in Ruhe ihre Gärten bewirtschaften können“, sagt der KGV-Vorsitzende. „Und dass die Eltern ihre Kinder wieder angstfrei auf den Spielplatz lassen können.“
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Seit 45 Jahren sei er im Vorstand, aber so etwas wie jetzt habe er noch nicht erlegt, sagt Steger. Mit zwei Ausnahmen. Vor 25 Jahren seien Einbrecher „einmal durch die Anlage gegangen“ und hätten ihre Beute direkt auf dem Rathaus-Flohmarkt verkauft. „Sogar einen Hamster von einem unserer Mitglieder. Die wurden aber zum Glück erwischt.“ Und vor ziemlich genau sechs Jahren ging eine Gartenhütte in Flammen auf. „Vielleicht war das einer, der übernachten wollte und eine Kerze angezündet hat, ich weiß es nicht“, vermutete Steger damals.
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