Bochum-Gerthe. Der Tod von „Ab ins Beet“-Star Ralle Ender schockt die Kleingarten-Familie in Bochum. So rührend erinnern sie an den „richtig töften Kerl“.
Es ist ruhig an diesem Vormittag in der Kleingartenanlage „Friedlicher Nachbar“ in Bochum-Gerthe. Ungewöhnlich ruhig. Gut, es ist knackig kalt. Aber die Sonne scheint. Es sind auch einige Laubenpieper zugegen und beackern ihre Parzellen. Aber viel und fröhlich geredet, so wie sonst, wird nicht. Dafür ist die Stimmung noch immer zu bedrückt, seit bekannt wurde, dass Ralf „Ralle“ Ender gestorben ist. Klar kennen ihn auch hier alle als Partner von Claus „Clausi“ Scholz in der Vox-Doku „Ab ins Beet“. Vor allem aber sehen sie ihn als Kumpel im Blaumann, als Mitglied der Kleingarten-Familie – das sie sehr vermissen.
- Traurige Nachricht von TV-Sender Vox: „Ab ins Beet“-Star Ralf „Ralle“ Ender plötzlich gestorben.
- Erste Details bekannt: So starb „Ab ins Beet“-Star Ralf „Ralle“ Ender
„Er wird uns fehlen“, sagt auch Peter Junge, der Vorsitzende des Kleingartenvereins (KGV). Wen er in der Anlage auch trifft, immer geht es um Ralle, der am Donnerstag, 12. Oktober, ganz plötzlich verstarb. An einer Tankstelle kippte er um. Versuche, ihn zu reanimieren, scheiterten. Seine Parzelle am Rosenweg ist nun verwaist.
Enders Lebensgefährtin Conny sei selbst krank, werde hier wahrscheinlich nicht viel machen können, glaubt Junge. Er zeigt auf die Büsche und Bäume. „Die müssen zurückgeschnitten werden. Das wollte der Ralle alles jetzt machen.“ Direkt am Eingang liegen ein paar Säcke mit Steinen. „Aus denen hatte er, der alte Bergmann, eine Schachtanlage gebaut. Die ist aber zusammengebrochen. Vielleicht verschenke ich die Steine jetzt – als Erinnerung an unseren Ralle.“
Vieles im Garten erinnert an den Bergbau. Mittendrin steht ein selbst zusammengeschweißter Förderturm. „Das Gewächshaus sieht wie ein Turbinenhalle aus“, sagt Junge. Auch Schalke ist allgegenwärtig. „Hier wohnt ein Schalke-Fan“, steht auf einem Stein geschrieben. Der Fahnenmast mit der Flagge der Königsblauen hängt so halb im Baum – ein Bild mit Symbolkraft.
„Wenn Schalke verloren hat, ist Ralle immer gebückt an meiner Parzelle vorbei, damit ich ihn nicht aufziehen kann“, erzählt Lothar Sieber, der gerade auf der Bank in seinem Garten sitzt. „Aber wehe, die hatten gewonnen...“ Der 86-Jährige sei erschrocken gewesen, als er in einer Mail von Enders Tod gelesen habe. „Das war so ein feiner Kerl.“
„Erschüttert“ habe die Nachricht auch ihn, sagt Gerd Szymanski, dessen Garten schrägt gegenüber von Ralles liegt. Ender sei „freundlich, nett und hilfsbereit“ gewesen, „ein richtig töfter Kerl“. Oft habe man gemeinsam „auf der Platte gesessen“ – gemeint ist der Platz am Vereinsheim – und über die Urlaube und Dreharbeiten von Ralf Ender gesprochen. Dass er eine kleine Berühmtheit ist, habe er nie raushängen lassen, da sind sich alle einig in der Kleingartenanlage an der Gerther Straße.
Auch Daniela Borgmann, die ihren Garten gleich am Eingang hat. Hier müssen alle vorbei, die zu ihren Parzellen wollen. Und so ist sie auch oft Ralle Ender begegnet. „Den hat man immer gehört mit seiner Kodderschnauze. Er hatte immer einen Spruch auf den Lippen“, sagt sie. „Jetzt wird es stiller sein in der Anlage.“
Die Nachricht von Ralfs Tod habe auch sie geschockt. „Jeder spricht darüber. Und wie schrecklich das jetzt für seine Conny ist.“ Ralle sei lustig und lebensfroh gewesen, erzählt Borgmann. „Der hatte das Herz am rechten Fleck und war immer da, wenn man einen zum Anpacken benötigte.“
Das bestätigt auch der Präsi. „Der Ralle war ein dufter Kollege, mit dem man nicht nur feiern konnte“, sagt Peter Junge. Der habe auch zugepackt – auf seine ganz eigene Art. „Der Ralle hatte ja von allem Ahnung“, berichtet der 73-Jährige mit einem Augenzwinkern. „Das war – neben dem Blaumann – sein Markenzeichen. Ralle sagte immer, er sei 30 Jahre Betonbauer, 30 Jahre Bergmann und 30 Jahre Rentner gewesen...“
Diese Art kam nicht nur in der Kleingartenanlage, sondern auch beim Fernsehpublikum an. Mit Claus „Clausi“ Scholz, der seinen Garten im Hundertwasser-Stil schräg gegenüber hat, bildete Ralle ein witziges Duo – „hier der unbegabte Student, dort das patente Ruhrpott-Original“, wie Junge es ausdrückt. Bei „Ab ins Beet“ begeisterten die beiden seit vielen Jahren. Und das sollte auch so weitergehen.
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„Zehn Stunden vor seinem Tod habe ich noch mit Ralle über die anstehenden Dreharbeiten gesprochen; er wollte einen Bierbrunnen bauen“, berichtet Junge. Auch für Freitag stand wieder ein Drehtag an. Ein erstes Mal ohne Ralle.
„Das ist schon komisch“, sagt sein Spezi Claus „Clausi“ Scholz. „Wir haben so viel gemacht in unseren Gärten. Da kommt jetzt kein gemeinsames Kapitel mehr hinzu. Kaum zu begreifen. Ohne ihn wird ,Ab ins Beet’ nicht mehr so sein wie vorher.“
Tipps für die Dreharbeiten geholt
Neben Ralf Ender und Claus Scholz sind noch zwei weitere Bochumer bei „Ab ins Beet“ dabei: Silke und Tobias Mönninghoff aus dem Kleingartenverein „Auf dem Felde“ in Wiemelhausen werden seit 2017 beim bunten Treiben in ihrem Schrebergarten von der Kamera begleitet. „Ich war völlig überrascht, als ich davon hörte, dass so eine Kanone wie Ralle plötzlich nicht mehr da sein soll“, erzählt Tobias Mönninghoff.
Als die beiden ganz frisch in der Sendung waren, besuchten sie die TV-Veteranen Ralle und Clausi in ihrem Garten in Gerthe, um sich bei ihnen ein paar Tipps für die Dreharbeiten abzuholen. „Wir haben uns super verstanden, der Kontakt war total herzlich.“ Danach seien sie eher locker in Verbindung geblieben. Mönninghoff wollte Ender zuletzt für eine Teilnahme an seinem Podcast „Bochum – Der Pottcast“ gewinnen: „Daraus ist leider nichts geworden.“
Seinen Gerther Schrebergartenkollegen behält Mönninghoff als ein echtes Original in Erinnerung: „Er hatte eine große Klappe und war dabei total authentisch, wie die Menschen im Ruhrpott halt oft so sind“, sagt er. „Das hat mir sehr gefallen.“ Dass Ender zudem glühender Schalke-Fan war, habe man „mit einem weinenden Auge hingenommen“, merkt Mönninghoff schmunzelnd an.