Bochum. Ein Start Up lädt regelmäßig zu einem Workshop in die Weinbar „Le Kork Bar“ nahe dem Bochumer Bermudadreieck ein. Was daran besonders ist.

Statt Tellern liegen Leinwände, Pinsel und Spachtel statt Messer und Gabel auf den Tischen. Umgeben von 84 ausgewählten Weinen verschiedener Rebsorten trudeln allmählich dutzende Menschen in der Le Kork Bar in Bochum ein – diesmal nicht zum Essen, sondern zum Malen.

Zweimal im Monat wandelt sich die Bar in eine kreative Ideenschmiede, die ihre Gäste dazu einlädt, in entspannter Atmosphäre bei Musik und Wein zu malen. „Die drei Elemente machen das Konzept von ‚Drink and Paint‘ einzigartig“, sagt Künstlerin und Workshopleiterin Filo.

„Drink and Paint“ verbindet Malen, Wein und Musik

Als Tatiana und Uliana, zwei der Teilnehmerinnen, die Bar betreten, setzen sie sich auf die letzten freien Plätze. Denn „Drink and Paint“ ist gefragt, die Termine schnell ausverkauft: „Die Leute haben Lust, sich im entspannten Rahmen kreativ austoben“, sagt Filo, die selbst seit März 2023 bei dem Start-up dabei ist. Für Uliana und Tatiana sei es eine Möglichkeit, etwas Außergewöhnliches zusammen zu machen.

„Drink and Paint“ ist auch in Bochum. Zweimal im Monat wird in der Le Kork Bar in Bochum gemalt. Auch die 24-jährigen Freundinnen Tatiana (rechts) und Uliana (links) waren dabei.
„Drink and Paint“ ist auch in Bochum. Zweimal im Monat wird in der Le Kork Bar in Bochum gemalt. Auch die 24-jährigen Freundinnen Tatiana (rechts) und Uliana (links) waren dabei. © WAZ Bochum | Jana Beringer

„Nun kommen wir ins Ausprobieren“, leitet die 26-jährige Künstlerin Filo den Workshop ein. „Dafür arbeiten wir mit Ölpastellkreide. Um die Angst vor der weißen Leinwand zu verlieren, malen wir erstmal nur Linien auf das Bild.“ Im fertigen Werk werden diese nicht mehr zu sehen sein, verrät sie später.

Musik macht locker, Menschen fangen an zu wippen, zu tanzen, je nach Musikrichtung ist der Prozess unterschiedlich. Musik inspiriert zum Malen.
Filo, Künstlerin und Workshopleiterin bei „Drink and Paint“

Gabi startet mit Gelb, das passe zu ihrer Einrichtung. Die 64-Jährige ist mit ihrer Schwester dort: „Wir erhöhen den Altersdurchschnitt“, sagt sie lachend. Obwohl viele Menschen erstmal zu zweit zu den Workshops kommen, biete sich das Event auch an, um Menschen aus der Stadt kennenzulernen: „Sie tauschen sich aus und inspirieren einander“, sagt die Künstlerin Filo.

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Dabei sei auch die Musik wichtig: „Sie macht locker, Menschen fangen an zu wippen, zu tanzen, je nach Musikrichtung ist der Prozess unterschiedlich. Musik inspiriert zum Malen.“ Kunst und Musik auf diese Weise zu verbinden, helfe auch dabei, die Lasten und Gedanken des Alltags loszulassen, findet Filo. Auch Uliana beobachtet das: „Durch die kreative Atmosphäre kann ich nach einem langen Arbeitstag entspannen.“

Das Werk entsteht: Spachtel, Pinsel oder Wassersprayer

Nach der Kreide kommen Acrylfarben. „Seid spontan, denkt nicht zu viel nach“, ermutigt Filo. Mit Spachtel oder Pinsel tragen die Teilnehmerinnen sukzessiv mehr Farben auf. Mit Wasser sprühen sie auf die Leinwände. Durch diesen Mix formen sich allmählich spannende Muster, plastische Schichten und organische Bewegungen wie Wellen oder Pflanzen.

Bei „Drink and Paint“ werden drei Elemente miteinander verbunden: Wein, Musik und Malen. Die Künstlerin Filo leitet den Workshop und gibt Tipps.
Bei „Drink and Paint“ werden drei Elemente miteinander verbunden: Wein, Musik und Malen. Die Künstlerin Filo leitet den Workshop und gibt Tipps. © WAZ Bochum | Jana Beringer

„Irgendwann fängt man an und konzentriert sich auf sich, nicht mehr auf die anderen“, sagt Gabi. Das hat auch Tatiana beobachtet: „Alle malen etwas Unterschiedliches. Daran sieht man auch, wie verschieden alle die Welt sehen.“ Für die Workshopleiterin zeige abstrakte Malerei auch die Persönlichkeit eines Menschen: Ist eine Person strukturiert und braucht mehr Anleitung oder probiert sie direkt und spontan etwas aus.

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Auch der Gang zum Weindispenser fehlt an diesem Abend nicht: Immer wieder wählen die 24 Teilnehmerinnen aus 84 Weinen den passenden Tropfen aus und kehren mit gefülltem Glas zurück zum Bild.

Breites Spektrum: Von Anfängerinnen bis Hobby-Künstlerinnen

„Es muss nicht perfekt sein“, erinnert Filo. Lächelnd steht Kathi, eine weitere Teilnehmerin, vor ihrem Bild. Sie sei vorher noch nie auf einem Workshop gewesen: „Ich dachte immer, ich bin zu schlecht.“ Damit ist sie nicht allein. Das Spektrumkünstlerischer Vorerfahrung der Gäste ist breit: Darunter sowohl jene, die sich regelmäßig künstlerisch austoben sowie jene, die zum ersten Mal seit dem Kunstunterricht in der Schule einen Pinsel halten.

Im Kindergarten malen wir so viel, das geht irgendwann verloren.
Filo, Künstlerin und Workshopleiterin bei „Drink and Paint“

Im Kindergarten malen wir so viel, das geht irgendwann verloren. Im Erwachsenenalter ist es dann häufig schwierig, wieder kreativ zu werden“, erzählt die Künstlerin. Auch dafür ist sie da: Wer mal nicht weiter weiß, kann sich einen Tipp der Künstlerin abholen. Dennoch: Am Ende gehe es nicht um das Ergebnis, ein besonders schönes Bild zu malen, sondern darum, Spaß zu haben.

Drink and Paint in Bochum

Die erste „Drink and Paint“-Veranstaltung hat in Deutschland im Januar 2023 stattgefunden. Seitdem ist viel passiert. Deutschlandweit gibt es mittlerweile 100 Events im Jahr. Auch in Bochum ist „Drink and Paint“ angekommen. Für 42 Euro können Interessierte zwei Stunden in der Weinbar „Le Kork Bar“ in der Nähe des Bermudadreiecks mit Wein zur Musik malen.

Unter „Drink and Paint“ laufen verschiedene Reihen. In Bochum gibt es „Wine and Paint“. In anderen Städten wie Dortmund, Essen oder Düsseldorf wird auch „Techno and Paint“, „Brunch and Paint“ oder „Afterwork and Paint“ angeboten.

Mehr Infos gibt es auf der Webseite: drinkandpaint.de