Bochum. Auch zum Kita-Jahr 2024/25 fehlen in Bochum hunderte Plätze. Trotzdem ist die Stadt zuversichtlich. Wo im Stadtgebiet neue Kita-Plätze entstehen.

„Meine Tochter wird in ein paar Tagen drei Jahre alt und hat keinen Platz bekommen“, schildert Regina H. aus Bochum-Langendreer. Sie sucht seit über einem Jahr nach einem Kita-Platz – und steht bisher mit leeren Händen da. Sie ist damit kein Einzelfall im Bochumer Stadtgebiet – und auch im kommenden Jahr werden Eltern vor ähnlichen Herausforderungen stehen.

Das zeigt die aktuelle Bedarfsanalyse für das Kindergarten-Jahr 2024/25 die im vergangenen Jugendhilfeausschuss vorgestellt wurde. Demnach fehlen in Bochum 522 Plätze für Kinder über drei Jahren.

Kita-Plätze in Bochum fehlen: „Wir sind leider schon voll“

Dabei haben alle Kinder, die das erste Lebensjahr vollendet haben, einen rechtlichen Anspruch auf einen Betreuungsplatz. Bei Unter-Dreijährigen bezieht sich das auf die Betreuung in der Kita oder bei Tageseltern, bei Über-Dreijährigen ausschließlich auf die Betreuung in der Kita.

„Wir sind leider voll und sich auf die Warteliste schreiben zu lassen, macht keinen Sinn. Die ist nämlich auch schon voll“, das habe Regina H. immer wieder hören müssen, wenn sie direkt in den Kitas nachgefragt hat, weil sie über das Kita-Portal keinen Platz erhalten hat.

Denn: Vor einem Jahr sei die Familie in einen anderen Stadtteil umgezogen, hat die Wunsch-Kitas für ihre Tochter verändert. Seitdem wartet sie. „Ich bin froh, dass ich auf den Platz nicht angewiesen bin, da ich noch ein Baby zuhause habe und noch zwei Jahre zu Hause bleibe. Aber es geht ja auch um das soziale Umfeld der Großen“, macht sie deutlich. Für die Entwicklung sei es enorm wichtig, in den Kindergarten zu gehen.

Genügend U3-Plätze in Kitas? Stadt Bochum ist zuversichtlich

Für etwa jedes 20. Kind über drei Jahren fehlt in Bochum ein Kita-Platz – obwohl die Stadt in dieser Altersgruppe eine Vollversorgung anstrebt. Bei den jüngeren Kindern, unter drei Jahren, möchte die Stadt bis zum Beginn des Kita-Jahres 2025/26 für jedes zweite Kind einen Platz anbieten können. Um das zu erreichen, fehlen im kommenden Jahr noch rund 179 Plätze.

Ihr Ziel schätzt die Stadt als durchaus realistisch ein. „Auf Basis des Bevölkerungsbestandes 30. Juni 2022 beträgt die aktuelle Versorgungsquote für die unter Dreijährigen 48 Prozent“, erklärt Pressesprecher Peter van Dyk.

Während es im Ü3-Bereich vor allem in Bochum-Mitte und -Süd an Plätzen mangelt, sieht es bei den U3-Plätzen gerade in Wattenscheid schlecht aus. 182 fehlen hier, dem steht eine Überversorgung (+26) im Norden und Süden (+54) gegenüber.

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Durch die Eröffnung weiterer Kitas dürfte die Anzahl der Plätze in Bochum wohl ansteigen. Zum Kita-Jahr 2024/25 sollen mehrere an den Start gehen, die Plätze für beide Altersgruppen anbieten. Ein Beispiel sei laut Stadt ein Projekt der Vinzelino, die 95 Plätze schaffen will. 22 davon für Kinder unter drei Jahren.

In Wattenscheid fehlen U3-Plätze in Kitas

In Wattenscheid, wo es besonders an Kita-Plätzen für die jüngeren Kinder fehlt, wird der neue Träger „Step Kids KiTas gGmbH“ voraussichtlich zwei Einrichtungen eröffnen. So sollen 150 neue Betreuungsplätze entstehen, 27 davon für Kinder unter Drei. „Die Verwaltung hat die Entwicklungen im Bereich der U3-Versorgung stets im Blick und arbeitet eng mit den freien Trägern in der Kindertagesbetreuung sowie den Kindertagespflegepersonen zusammen“, erklärt van Dyk.

Auch Viktor Hergert sucht in Wattenscheid dringend nach einem Kita-Platz für seinen anderthalbjährigen Sohn. Weil zuerst keiner in Sicht war, haben er und seine Frau das Kind bei einer Tagesmutter untergebracht.

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Zuerst habe man sich bei einem Kindergarten in Wattenscheid beworben und sogar einen Platz bekommen. Das Problem: Die Eröffnung der Einrichtung verschob sich immer weiter nach hinten. Das ließ sich nicht mit dem Job der beiden Elternteile vereinbaren.

„Es ist zum Mäuse melken“

Vor rund einem Monat dann die erst gute Nachricht: Die Familie hat einen Kita-Platz. Das Problem – diesen müssten sie bereits zum 1. Dezember annehmen. Der Vertrag mit der Tagesmutter allerdings habe ein zweimonatiges Kündigungsrecht. Die einzige Lösung: eine finanzielle Doppelbelastung, die die Familie nicht stemmen kann. Und so dauert die Suche nach einem Kita-Platz weiterhin an. „Es ist zum Mäuse melken“, so Hergert.

Der Bochumer resümiert: „Es bedarf einer umgehenden Überprüfung und Ausweitung der Kindergartenkapazitäten, um sicherzustellen, dass alle Kinder in unserer Stadt einen angemessenen Zugang zu frühkindlicher Bildung erhalten können.“