Bochum. Das Aus des Eisenbahnzulieferers Wabtec hat Bochum schnell verkraftet. Jetzt steht fest, wer auf dem früheren Opel-Areal Mark 51/7 nachfolgt.

Erst Autos, dann Bremsen für Schienenfahrzeuge und künftig Wärmepumpen: Das ehemalige Opel-Werk in Bochum-Laer Mark 51/7 bleibt ein industrieller Produktionsstandort. Nachdem Eisenbahnzulieferer Wabtec nach nur drei Jahren seine Produktion ins Ausland verlagert hat, bezieht die Waterkotte GmbH zu großen Teilen die etwa 20.000 Quadratmeter große Immobilie. „Wir freuen uns auf Bochum“, sagt Geschäftsleiter Andreas Jung.

Lesen Sie auch

Waterkotte kommt buchstäblich aus der Nachbarschaft. Das 1968 in Herne gegründete Unternehmen hat sich seit mehr als 50 Jahren einen Namen auf dem Markt der Wärmepumpen gemacht. Etwa 5000 Stück produziert die Firma, die seit 2020 zur schwedischen Nibe-Gruppe gehört und die 2021 einen Umsatz von knapp 32,5 Millionen Euro erzielt hat, momentan im Jahr an ihrem bisherigen Standort. Und der wird allmählich zu klein.

Waterkotte will in Bochum kräftig wachsen

„Waterkotte befindet sich in einem langfristigen Expansionsprozess, und wir wollen im Zukunftsmarkt Wärmepumpen in den kommenden Jahren deutlich wachsen“, sagt Geschäftsführer Thomas Wazynski. „Wir wollen Forschung und Entwicklung ausbauen, unser Produktprogramm erweitern und unsere Produktion vergrößern und modernisieren. Am Standort Gewerkenstraße ist das nicht möglich.“

Nach und nach werden daher im Laufe dieses Jahres Produktion, Vertrieb, Lager, Verwaltung und später auch die Fortbildungsakademie von Herne nach Bochum umziehen, so Waterkotte-Geschäftsleiter Andreas Jung auf Anfrage dieser Redaktion. Ende 2024 soll der Umzug abgeschlossen sein. Einschränkungen in der Produktion soll es dabei kaum geben.

Wärmepumpenhersteller produziert für gesamten Konzern

„Innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums“, wie es heißt, soll die Produktionsmenge auf 10.000 Stück verdoppelt werden; vor allem, weil dann aus Bochum ein neues Produkt kommen wird, das mehrere Nibe-Tochterfirmen vertreiben werden. Dabei geht es um eine Wärmepumpe im Leistungsbereich von 35 bis 100 Kilowatt (kW), deren Entwicklung in den nächsten Monaten abgeschlossen sein soll und die vor allem für Mehrfamilienhäuser sowie gewerbliche Immobilien gebaut wird. Daneben würden auch die aktuellen Produkte weiter hergestellt.

+++ Folgen Sie der WAZ-Lokalredaktion Bochum auf Instagram! +++

Wachsen sollen nicht nur der Umsatz, bei Waterkotte hoffen sie in den nächsten Jahren auf einen jährlichen Zuwachs um 15 bis 20 Prozent, sondern auch die Belegschaft. 180 Beschäftigte hat das Herner Unternehmen, dessen Zukunft in Bochum liegt, momentan noch.

OB Eiskirch begrüßt Ansiedlung des namhaften Herstellers

Schnell verraucht ist in der Stadt offenbar die Enttäuschung über den abrupten Auszug der Wabtec-Produktion. „Wir freuen uns, dass sich mit Waterkotte ein namhafter Hersteller einer wichtigen Zukunftsbranche für den Standort Bochum entschieden hat“, sagt Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD).

Mit der Vertragsunterzeichnung haben Geschäftsführer Thomas Wazynski (Mitte) und die beiden Geschäftsleiter Andres Jung (l.) sowie Claus-Rainer Fischer (r.) Bochum als neuen Hauptstandort des Wärmepumpen-Pioniers Waterkotte besiegelt.
Mit der Vertragsunterzeichnung haben Geschäftsführer Thomas Wazynski (Mitte) und die beiden Geschäftsleiter Andres Jung (l.) sowie Claus-Rainer Fischer (r.) Bochum als neuen Hauptstandort des Wärmepumpen-Pioniers Waterkotte besiegelt. © Waterkotte | Waterkotte

Das Wabtec-Tochterunternehmen, einst in Bochum gegründet und als Faiveley Transport GmbH lange Zeit in Witten zu Hause, hatte 2019 die Rückkehr angekündigt. 2020 war der Eisenbahnzulieferer in die neue Produktionshalle auf Mark 51/7 gezogen. Nur ein gutes Jahr später folgte die Ankündigung, das die mittlerweile zu einem US-Konzern gehörende Firma, werde Bochum wieder verlassen. 200 von 300 Beschäftigten mussten gehen, allein die Verwaltung ist geblieben.

Waterkotte und Wabtec teilen sich Verwaltungsgebäude

Bis auf Weiteres, so Waterkotte-Geschäftsleiter Jung werden sich Wabtec und Waterkotte nun den Verwaltungstrakt in Laer teilen. Jedenfalls so lange, bis der Wärmepumpenhersteller Bedarf für die gesamte Fläche habe. Und das hänge im Wesentlichen von der Marktentwicklung ab. Noch bis vor einigen Monaten hatte es geradezu einen Hype um Wärmepumpen gegeben, die als eine der wenigen Alternativen für das Heizen mit fossilen Brennstoffen gelten. Mittlerweile ist dieser Boom abgeebbt. Bei Waterkotte sind sie optimistisch, dass die Nachfrage über kurz oder lang wieder anzieht.

+++ Lesen Sie mehr Nachrichten aus Bochum! +++

Während es ursprünglich hieß, Wabtec, das einen langfristigen Mietvertrag auf Mark 51/7 unterzeichnet hatte, bleibe Hauptmieter und suche einen Untermieter für die Produktionshalle, hat Waterkotte nun einen Mietvertrag mit dem Halleneigner abgeschlossen. Eigentümer ist das tschechische Immobilienunternehmen Accolade.