Herne. Der Herner Wärmepumpen-Hersteller Waterkotte wollte wachsen und in Horsthausen eine große Produktion errichten. Nun kommt alles ganz anders.

Es klang alles so verheißungsvoll, damals im November 2022: Im Herner Rathaus verkündete der Herner Wärmepumpen-Produzent Waterkotte, dass er im großen Stil expandieren und auf dem Gelände des früheren Güterbahnhofs Horsthausen eine neue Produktionsstätte errichten will. Die Investition sollte im zweistelligen Millionenbereich liegen. Doch diese Pläne sind vom Tisch. Und nicht nur das.

Das Ur-Herner Unternehmen, das zu den Pionieren im Bereich der Wärmepumpe zählt, wird die Stadt verlassen und auf das ehemalige Opel-Gelände in Bochum ziehen. Das sagte Andreas Jung, einer der beiden Waterkotte-Geschäftsführer, auf Anfrage der Herner WAZ-Redaktion. Dass sich ein Wärmepumpen-Hersteller in dieser Phase vergrößert, klingt zunächst erstaunlich, nach dem Gezerre um das sogenannte Heizungsgesetz ist die Nachfrage nach Wärmepumpen - die zuvor heiß begehrt waren - eingebrochen. Jung bestätigt, dass die aktuellen Marktzahlen „alarmierend“ seien.

Andreas Jung, Technische Geschäftsleitung bei Waterkotte, hat bestätigt, dass das Herner Unternehmen nach Bochum umzieht.
Andreas Jung, Technische Geschäftsleitung bei Waterkotte, hat bestätigt, dass das Herner Unternehmen nach Bochum umzieht. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Doch die intensiven Expansionspläne hätten einen anderen Hintergrund: Waterkotte gehört seit einiger Zeit zum schwedischen Nibe-Konzern. Und in diesem Konzern soll Waterkotte eine bestimmte Produktreihe entwickeln und bauen – auch für die anderen Firmen im Nibe-Netzwerk. „Das versetzt uns in die Lage, dass wir unabhängig von der aktuellen Marktsituation mit einer sprunghaften Verdoppelung der Fertigungskapazitäten rechnen.“

Ausweitung der Fertigungskapazität soll möglichst schnell realisiert werden

Und diese Ausweitung der Kapazität soll möglichst schnell realisiert werden. Deshalb habe das Unternehmen ab einem bestimmten Zeitpunkt Abstand von Neubauplänen genommen und habe nach Bestandsgebäuden gesucht. In Herne sei Waterkotte nicht fündig geworden, nach längerer Suche sei die Wahl auf Räumlichkeiten in Bochum gefallen. Der Umzug werde im Laufe dieses Jahres weitgehend über die Bühne gehen.

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Diese Entscheidung hatte sich bereits vor einiger Zeit angedeutet: Bei der Vorstellung der Erweiterungspläne Ende 2022 hatten Waterkotte und die Stadt Herne eine sogenannte „Exklusivitätsvereinbarung“ unterzeichnet, die im Kern besagte, dass die Stadt die Fläche für das Unternehmen bis zum 31. Januar 2023 reserviert. Doch selbst Monate nach Verstreichen dieser Frist regte sich nichts. Jung und sein Geschäftsführungspartner Thomas Wazynski hatten im September 2023 im Gespräch mit der Herner WAZ gesagt, dass allein neun Monate für die Erstellung eines Altlasten-Gutachtens ins Land gegangen seien. Ursprünglich hatten sie als Produktionsbeginn im Neubau das Jahr 2025 anvisiert. Erstellung des Bauantrags, Genehmigung und schließlich der Bau selbst. Irgendwann war offensichtlich, dass dieser Zeitplan nicht zu halten war. Deshalb begann parallel die Suche nach Bestandsgebäuden.

OB: Für die Fläche gibt es bereits Interessenten

„Das sind natürlich keine schönen Nachrichten“, so Herner Oberbürgermeister Frank Dudda im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Es sei „echt schade“, ein Unternehmen in diesem zukunftsfähigen Markt zu verlieren. Immerhin bleibe mit dem Umzug nach Bochum das Unternehmen in der Region und die Beschäftigten hätten sichere Arbeitsplätze. Der Abschied habe sich für die Stadt abgezeichnet, als Waterkotte die Suche nach Bestandsgebäuden begonnen habe. Da habe Herne nichts Geeignetes bieten können.

So sehr der Umzug schmerze, es gebe einen Nebeneffekt, der sich in der Zukunft positiv auswirken könne: So liege nun einerseits ein Altlasten-Gutachten für die Fläche vor, andererseits sei in absehbarer Zeit der Bebauungsplan fertig. Und eine Fläche mit rund 40.000 Quadratmetern, für die es schon Baurecht gebe, sei im Ruhrgebiet eine Rarität. Auch wenn es jetzt schon Interessenten gebe: Die Stadt lasse sich Zeit mit der Vermarktung - auch weil sie mit anderen Großprojekten wie Blumenthal und Funkenberg-Quartier voll ausgelastet sei.

Neben Waterkotte erreichte mit dem Aus der Sinterwerke innerhalb weniger Tage die zweite schlechte Nachricht das Rathaus. Auch das sei traurig, so Dudda, habe sich aber ebenfalls seit einiger Zeit abgezeichnet. „Wir haben versucht mitzuhelfen und hätten uns eine Fortführung gewünscht, aber das hat nicht geklappt.“