Bochum. Die von der Stadt Bochum betriebenen Seniorenheime sind ein Verlustgeschäft. Steuerzahler müssen Millionen ausgleichen. Damit soll Schluss sein.

Millionenverluste und kein Ende. Seit Jahren muss die Stadt Bochum hohe Defizite ausgleichen, die die Städtischen Senioreneinrichtungen Bochum (SBO) einfahren. Im Vorjahr hat sie daher erst das externe Beratungsunternehmen Contec und schließlich einen neuen Geschäftsführer bestellt, um die Krise zu bewältigen. Allerdings: Auch der neue SBO-Chef hat erst einmal schlechte Nachrichten: einen Rekordverlust.

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Das Geschäftsjahr 2022 schließt die SBO mit einem Verlust von 6,5 Millionen Euro ab – so viel wie in den vergangenen, ebenfalls verlustreichen Jahren nicht. Allein zwischen 2012 und 2022 haben die SBO-Alten- und Pflegeheime ein Minus von gut 27,5 Millionen Euro eingefahren. Verluste, die immer wieder aus dem städtischen Haushalt ausgeglichen wurden.

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Die Stadt unterstützt zwar auch andere Gesellschaften wie etwa Bogestra und Wasserwelten jedes Jahr mit vielen Millionen Euro. Seniorenheime müssten sich aber selbst tragen, so die Kritiker. Schließlich stünden andere Träger, darunter etwa Wohlfahrtsverbände, ebenso vor der Aufgabe, sich am Markt zu behaupten.

Erst 2025 soll es keine Verluste mehr geben

Den Ruf nach Konsequenzen hat es mehrfach gegeben. Denn: Die jetzt laufende Sanierung sei ja nicht die erste, so CDU-Ratsmitglied Roland Mitschke in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Beteiligungen und Controlling. Bochum müsse, so seine Forderung, die Konsequenzen aus den Erfahrungen der vergangenen Jahre ziehen und sich von der Trägerschaft der Seniorenheime trennen.

Vor einem möglichen Verkauf steht die Sanierung. Und die entpuppt sich als steiniger Weg. Auch für 2023 geht Johannes Kamm, der als neuer Geschäftsführer mit der Umstrukturierung des Hauses beschäftigt ist, von Verlusten in Höhe von 3,9 Millionen Euro aus. Weitere Defizite werden folgen: 2,9 Millionen Euro für 2024 und 1,16 Millionen Euro für 2025. Erst danach rechnet Kamm mit einem positiven Geschäftsergebnis.

Geliehenes Personal ist doppelt so teuer wie eine Stammkraft

Die Gründe für die weiteren Verluste, die sich am Ende für den Zeitraum von 2012 bis 2025 auf 35,5 Millionen Euro auftürmen würden, sind nach Darstellung des SBO-Chefs vielfältig: Anlaufverluste im neuen Haus an der Sommerdellenstraße, zu geringe Auslastungen in der Kurzzeitpflege und steigende Betriebs- und Personalkosten sind einige der Faktoren. Die Personalkosten steigen dabei nicht nur allein wegen der Tariferhöhungen.

Immer häufiger muss Personal „eingekauft“, d.h. für einen befristeten Zeitraum von Dienstleistern übernommen werden. Allein im Vorjahr seien dadurch Mehrkosten von 530.000 Euro entstanden, heißt es in einer Verwaltungsvorlage der Stadt. Personalleasing führe dazu, dass eine Stelle zweimal so viel koste wie für einen Mitarbeiter des eigenen Hauses, so Johannes Kamm. Die SBO habe dabei die gleichen Schwierigkeiten wie die gesamte Branche. Etwa zehn Prozent der Beschäftigung werden über „Fremdarbeit“ erledigt, d.h. über Personal, das von Dienstleistern gestellt werde.

Prognose: Weniger Fachpersonal, mehr angelernte Kräfte

Ausbildung und Personalgewinnung spielen daher weiter eine wichtige Rolle, so der Geschäftsführer. Allerdings: Um die Personalkosten in den Griff zu bekommen, geht die SBO auch einen anderen Weg. „Ganz grundsätzlich“ sehe die Personalbemessung zum 1. Januar 2025 vor, „dass weniger Fachkräfte und mehr angelernte Kräfte in der Pflege tätig sein werden“, heißt es in der Verwaltungsvorlage zum SBO-Wirtschaftsplan 2024.

Reinigung wird neu ausgeschrieben, Essen kommt von auswärts

Insgesamt zeigt sich Sanierungsgeschäftsführer Kamm optimistisch: „Es gibt reichlich Potenziale, die noch nicht alle zu 100 Prozent gehoben werden konnten.“ Die mit seinem Dienstantritt verbundene Liste von Aufgaben reicht vom Aufbau eines Managementsystems über das effektivere Einfordern ausstehender Gelder bis hin zum Einsparen von Kosten. Zum Sommer sollen etwa die Reinigungsleistung in den SBO-Häusern neu ausgeschrieben werden. Und: Das Essen wird künftig nicht mehr aus der eigenen Küche kommen.

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