Bochum. Nach Millionenverlusten sollten die städtischen Seniorenheime wieder schwarze Zahlen schreiben. Das ist nicht der Fall. Bochum reagiert nun.
Viele Millionen hat die Stadt Bochum in den vergangenen Jahren in die Senioreneinrichtungen Bochum (SBO) gesteckt, um das kommunale Unternehmen vor der Pleite zu bewahren. Nun greift sie zu anderen Mitteln. Sie hat eine Beratungsfirma engagiert. Deren Auftrag: die Sanierung der SBO.
Bochum bezahlt 180.000 Euro für Beratung – für zunächst ein Jahr
180.000 Euro – für zunächst ein Jahr – lässt sich die Stadt nach eigenen Angaben das kosten. Verpflichtet hat sie dafür die Contec GmbH, eine Unternehmens- und Personalberatung der Gesundheits- und Sozialwirtschaft, die ihren Sitz auf dem Gesundheitscampus nahe der Ruhr-Uni Bochum hat. Contec wiederum hat für diese Aufgabe den Experten Johannes Kamm engagiert, der seit Anfang März als „Teil eines Sanierungsteams der Firma Contec“, so die Stadt, als externer Sanierungsgeschäftsführer gleichberechtigt neben SBO-Chef Frank Drolshagen tätig ist. In Kamms „Aufgabenbereich fallen alle Bereiche, die im Rahmen der nun anstehenden Sanierung verändert werden sollen“, so Stadtsprecher Thomas Sprenger.
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Der neue SBO-Co-Geschäftsführer verfügt über reichlich Erfahrung in der Branche. So war der 61-jährige Hamburger zwischen 2007 und 2015 nach eigenen Angaben Geschäftsführer von großen Senioreneinrichtungen in Magdeburg, Hamburg und München. Was er bei der SBO verändern will, um das Unternehmen wirtschaftlich wieder in den grünen Bereich zu bekommen, ist noch unklar. „Contec erarbeitet derzeit einen Sanierungsfahrplan, daher können noch keine detaillierten Schritte benannt werden“, so Stadtsprecher Sprenger.
Sanierer soll allein in diesem Jahr 750.000 Euro einsparen
Eigentlich waren die städtischen Senioreneinrichtungen in Sachen Sanierung bereits auf einem guten Weg. 2020 hatte Geschäftsführer Drolshagen im Gespräch mit der WAZ gesagt: „Wir brauchen keine Zuschüsse von der Stadt mehr.“
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Es ist anders gekommen. Das Geschäftsjahr 2021 hat die SBO mit einem Minus von 2,9 Millionen Euro abgeschlossen. Der Wirtschaftsplan für 2023 weist einen Verlust aus dem operativen Geschäft in Höhe von 2,4 Millionen Euro aus. Ausgeglichen werden soll dieser u.a. mit Einsparungen in Höhe von 750.000 Euro, die sich aus Sanierungsmaßnahmen ergeben, wie es in einer Verwaltungsvorlage heißt. Welche Maßnahmen dies genau sein sollen, müsse sich zeigen. Angestrebt wird 2024 sogar ein Sanierungsbeitrag von 2,6 Millionen Euro, 2025 und 2026 sollen es jeweils 1,3 Millionen Euro sein. 2027 soll dann kein Beitrag aus den Sanierungsmaßnahmen mehr nötig sein.
Stadt führt schwierige Lage auf die Corona-Pandemie zurück
Die erneut prekäre Lage der SBO erklärt die Stadt vor allem mit der Corona-Pandemie, die „für erhebliche Verwerfungen in der Pflegebranche gesorgt...“ und „die auch die SBO und ihren Sanierungsplan getroffen hat“. Wie stark die Auswirkungen auf die Branche sind, zeige sich etwa dadurch, dass seit Jahresbeginn 2023 bereits drei große private Betreiber von Pflegeeinrichtungen Insolvenz angemeldet haben.
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Allerdings gebe es trotz der finanziellen Schieflage auch Positives zu erwähnen, nämlich „dass im Rahmen der bisherigen Sanierung alle in die Jahre gekommenen Häuser durch Neubauten ersetzt worden sind“, so der Stadtsprecher.
Verkauf der SBO komme nicht in Frage
Tatsächlich attestiert Marcus Stawars, CDU-Ratsmitglied und Mitglied im SBO-Aufsichtsrat, sowohl Geschäftsführer Drolshagen als auch dem Aufsichtsratschef Ernst Steinbach (SPD) gute Arbeit, nicht zuletzt weil in schwierigen Zeiten mehrere Bauvorhaben gestemmt wurden. „Wir waren auf einem guten Weg“, so Stawars im November 2022 im Gespräch mit dieser Redaktion. Allerdings riet auch er zu „externer Hilfe“.
Dass, wie seit langem von einigen Teilen der Bochumer Politik gefordert, Bochum sich von der SBO trennen müsse, steht derweil aus Sicht der Stadt nicht zur Debatte. Auf die Frage, ob sie einen Verkauf des städtischen Tochterunternehmens anstrebt, antwortet Stadtsprecher Sprenger kurz und knapp: „Nein.“