Herne. Am Sonntag hat sich eine Menschenkette von Herne bis Bochum gebildet. Tausende Menschen waren in Herne dabei. Lücken gab es trotzdem.
Die Zuversicht war groß: Mindestens 4500 Kinder, Jugendliche und Erwachsene sollten sich am Sonntag, 3. März, die Hände reichen, um mit einer Menschenkette die Rathäuser von Bochum und Herne zu verbinden und ein Zeichen gegen Rechtsextremismus setzen. Das Ergebnis: Es hat nicht ganz gereicht. Trotz großer Resonanz konnte die Menschenkette in Herne nicht komplett geschlossen werden. Auch in Bochum klafften Lücken. „Unsere Erwartungen wurden dennoch übertroffen“, erklärte Christopher Becker, Sprecher der Arbeiterwohlfahrt Ruhr-Mitte, in einer ersten Stellungnahme. 5000 Menschen seien in Bochum und Herne auf die Straße gegangen.
Die Awo hatte diese bislang einmalige Aktion organisiert. Um 14.30 Uhr ging es am Sonntag los. Um die Uhrzeit war vor der Kreuzkirche und vor dem Herner Rathaus bereits einiges los. Menschen mit und ohne Plakaten stellten sich langsam in einer Reihe auf. Das Ziel: Vom Herner Rathaus aus bis zum Bochumer Rathaus eine Menschenkette bilden. „Ich bin heute hier, weil mir Demokratie wichtig ist und es ganz egal ist, welcher Religion man angehört“, sagte Stephanie Juste-Husser, die sich vor der Kreuzkirche positionierte.
- Alle wichtigen Infos gibt es hier:Menschenkette gegen rechts von Herne bis Bochum
Die Strecke führte in Bochum über die Hans-Böckler-, Brück- und Herner Straße und weiter in Herne über die Bochumer-, Bahnhof- und Behrensstraße bis zum Friedrich-Ebert-Platz. Sie umfasste von Rathaus zu Rathaus rund sieben Kilometer, davon drei Kilometer auf Herner Stadtgebiet.
Um 14.50 Uhr klafften in Herne noch einige Lücken. Auf der Bahnhofstraße beispielsweise fehlten noch viele Menschen und auch auf der Bochumer Straße konnten sich nicht an allen Stellen die Menschen die Hände reichen. „Das gleicht sich aber bestimmt aus“, sagte Oberbürgermeister Frank Dudda, der an der Stadtgrenze mit Bochums Oberbürgermeister Thomas Eiskirch dabei war. Schließlich standen dort, wo sich die Oberbürgermeister die Hände reichten - schräg gegenüber von Hornbach an der Bochumer Straße - viele Menschen dicht an dicht. „Das gleicht die Stellen aus, an denen Menschen fehlen.“
Für ihn sei es die erste Menschenkette seit seiner Jugend, erzählte Dudda. Bei seinem Bochumer Kollegen sieht das anders aus: Bei der Schließung von Nokia habe es damals eine Menschenkette gegeben und auch gegen Rechts sei in Bochum bereits mit einer solchen Kette demonstriert worden, so Eiskirch.
Awo-Sprecher: „Den Schuh müssen wir uns anziehen“
Auch wenn sogar mehr Menschen kamen, als erhofft: „Es gelang uns leider nicht, die Verteilung so zu organisieren, dass die Kette geschlossen worden wäre. Vielerorts standen die Leute in Zweierreihen, während es wenige hundert Meter weiter leer blieb. Den Schuh müssen wir uns anziehen“, sagte Awo-Sprecher Christopher Becker.
Marc Schaaf, Geschäftsführer der für Bochum und Herne zuständigen Awo Ruhr-Mitte, war um kurz nach 15 Uhr trotzdem sehr zufrieden. Auch wenn es ein paar Lücken gab, sei es ein großer Erfolg gewesen, sagte er.
Für Sigrid Frohn war es selbstverständlich, an diesem Tag dabei zu sein. „Es ist wichtig, eine bunte Welt zu haben“, sagte sie. „Wir sind alle gleich.“ Auch sie erlebte zum ersten Mal eine solche Menschenkette, bei anderen Aktionen gegen Rechts sei sie aber schon dabei gewesen, so die Hernerin.
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„Die verbalisierten Vorhaben des rechten Spektrums, millionenfach in Deutschland lebende Menschen vertreiben zu wollen, haben uns schockiert. Wir reden über Menschen, über Freundinnen und Freunde, über Kolleginnen und Kollegen, die davon betroffen wären“, erklärte Marc Schaaf im Vorfeld der Demonstration.
++++ So sah es auf dem Bochumer Teil der Menschenkette aus ++++
„Seite an Seite für Demokratie und Menschenrechte“ - so lautet das Motto der Veranstaltung. Organisiert wurde sie von den Trägern der Freien Wohlfahrtspflege der beiden Städte - Awo, Paritätischer, Caritas, Diakonie und DRK - in Kooperation mit der Jüdischen Gemeinde. Vor allem die Mitarbeitenden der Freien Wohlfahrtspflege mit Migrationshintergrund waren aufgerufen, sich in die Menschenkette einzureihen. „Auf diesem Weg wollen wir einmal zeigen, wie viele Menschen tagtäglich für andere Menschen da sind, sie betreuen, versorgen und begleiten in unseren Einrichtungen von der Kita bis zum Seniorenzentrum – und auf einmal nicht mehr da wären, wenn die menschenverachtenden Pläne zur Umsetzung kämen“, so Schaaf.