Bochum. Bernd Wasiolka aus Bochum fotografierte lange nur in Afrika. Für einen neuen Bildband ging er im Ruhrpott auf Motivsuche – nicht ganz freiwillig.
Corona hat für Bernd Wasiolka alles verändert. 2019 war der Bochumer Profifotograf nach vielen Jahren aus dem Süden Afrikas zurück in die Heimat gereist, um seinen zweiten Bildband „Wildes Namibia“ fertigzustellen und diesen anschließend auch zu vermarkten. Während zahlreicher Vorträge den Winter über wollte der heute 53-Jährige mit der Planung eines neuen Fotoprojektes beginnen, „am liebsten in Namibia oder Südafrika“. Doch dann kam Corona. Keine Vorträge, keine Reisen mehr. Also fotografierte Bernd Wasiolka eben in seinem Revier.
Bochumer Fotograf zeigt: So wild ist unser Ruhrgebiet
Quasi notgedrungen entstand die Idee von einem Bildband über die wilde Seite des Ruhrpotts. „Ein großer Sprung von der Weite Namibias in den Ballungsraum Ruhrgebiet“, dachte er sich. „Obwohl es für mich als gebürtiger Bochumer meine Heimat ist, war es nicht einfach, meinen fotografischen Schwerpunkt ins Ruhrgebiet zu verlegen. Allerdings wollte ich wissen, was die Ruhrpott-Natur zu bieten hat und ich war sehr gespannt, ob mir das Fotografieren hier Spaß machen würde.“
Glücklicherweise war dies auf Anhieb der Fall. Bernd Wasiolka fasziniert vor allem der Strukturwandel: „Die hierdurch entstandenen Industrie- und Bergbaurelikte bieten eine perfekte Mischung aus Natur und Industrieromantik vor einzigartiger Kulisse.“ Die Brachen und Halden im Revier seien sein Schwerpunkt gewesen, „sie haben einen ganz besonderen Charme, es gibt kaum anderswo die Möglichkeit, in so einer aufregenden Umgebung zu fotografieren“.
- Langendreerer auf Fotojagd im Reich der wilden Tiere
- Bochumer Fotograf zeigt seine geliebte Wahlheimat Namibia
- Fotograf aus Bochum lädt zu einer Reise durchs wilde Afrika
Doch auch direkt vor der Haustür lassen sich spannende Fotomotive finden, so Wasiolka. Entscheidend für einen „guten Schuss“ sei meist der richtige Zeitpunkt: „morgens ganz früh oder am Abend“. Den Großteil seiner Fotosafari durchs Ruhrgebiet hat Bernd Wasiolka auf dem Fahrrad zurückgelegt. „Ich habe da so meine Hausrunde, 10 bis 18 Kilometer lang, durch die Felder der Nachbarschaft.“ Bochum, Witten, Dortmund. „Da war ich ständig unterwegs und habe etliche Fotos gemacht.“
Viele von ihnen haben den Weg in den Bildband „Ruhrpott – die wilde Seite in unserem Revier“ gefunden. In beeindruckenden Bildern zeigt Bernd Wasiolka die weithin unbekannte Seite des Ruhrgebiets: In den Wäldern, Seen, Flüssen, Wiesen, Feldern, Parkanlagen und Friedhöfen leben Fuchs und Rothirsch, Eisvogel und Schwarzspecht, Ringelnatter und Zauneidechse, Kammmolch und Laubfrosch, Grünes Heupferd und Schwalbenschwanz. „Und sogar Seltenheiten, wie Enzian oder Knabenkräuter, die man so gar nicht im Ruhrgebiet erwarten würde, blühen hier wieder auf“, freut er sich.
+++ Lesen Sie mehr Nachrichten aus Bochum! +++
Um einen Frosch in optimaler Position auf einem Blatt sitzend fotografieren zu können, legt sich Bernd Wasiolka für Stunden oder Tage auf die Lauer. Doch wer jetzt glaubt, geduldiges Warten sei seine Lieblingsdisziplin, der irrt. „Ich bin überhaupt nicht geduldig“, sagt der Profi, „dafür aber hartnäckig und versuche es immer wieder, bis ich das Foto auf der Speicherkarte habe, wie ich es mir vorstelle.“
Ein Fotomotiv zu suchen, sei für ihn allerdings kein Problem. Doch um die Geduldsproben so kurz wie möglich zu halten, verbringt Wasiolka einen Teil seiner Arbeitszeit vorm Rechner, um im Internet nach den geeigneten Orten zu recherchieren und möglichst viel über das potenzielle Motiv zu erfahren. So stieß er beispielsweise auf ein Hotel in Hagen, von wo aus man perfekt Uhus beobachten kann. „Neben dem Parkplatz liegt ein alter Steinbruch, in dem die Greifvögel leben“, klärt Wasiolka auf.
Oder er nutzt die passende Technik, um sich die Warterei zu ersparen. Etwa die Fotofalle, „eine Spiegelreflexkamera mit Blitzen und Bewegungssensoren in einer wasserdichten Kiste“. Dank ihr konnte Wasiolka in einem Garten Aufnahmen von Waschbären machen. Und auch einen Fuchs hat er auf diese Weise erwischt.
Das nächste Fotoprojekt führte den Bochumer wieder weiter weg: Seit Ende Januar ist Wasiolka auf den Kanaren, über die er den eventuell nächsten Bildband machen will. Wasiolka freut sich dort nicht nur auf weitere interessante Fotoshootings, sondern auch auf das milde Klima. „Die Winter hier sind mir einfach zu lang.“ Verzichten muss er dafür auf die Heimspiele seines VfL Bochum. Den Sieg über die Bayern habe er aber am Live-Radio verfolgt. „Und nachher laut gejubelt – bei 25 Grad.“
15 Jahre in Afrika gelebt
Den Bildband „Ruhrpott – die wilde Seite in unserem Revier“ für 39 Euro im Handel (ISBN: 978-3-00-077060-9) und über Bernd Wasiolkas Internetseite www.wildphotolife.com : 192 Seiten, 176 Fotos. Drei Termine für Multivision-Shows in 2024 stehen schon: 10. März, 18 Uhr, Bahnhof Bochum-Langendreer; 14. April, 15 Uhr, Kulturhaus Zach, Hückeswagen; 17. November, Kulturbahnhof Hiltrup.
Von 2004 bis 2019 lebte Bernd Wasiolka im südlichen Afrika, um dort hauptsächlich zu fotografieren. Zuerst in der südlichen Kalahari. Dort hat der 53-Jährige über Jahre Reptilien für seine Diplom- und Doktorarbeit erforscht. Anschließend hat er im Rahmen des Tier-Mensch Konflikt Leoparden und Geparden in Namibia untersucht.
Während dieser Zeit entstanden seine ersten beiden Bildbände „Kalahari Dreaming“ (2014) und „Wildes Namibia“ (2019). Seit 2015 arbeitet Bernd ausschließlich als freiberuflicher Naturfotograf.