Bochum. Zwei Wochen lang geht es in der Bochumer Jahrhunderthalle so richtig rund: Alte Karussells laden zum Spaßhaben ein. Wir stellen die besten vor.

Spaßige Zeitreise in die Vergangenheit: Am Samstag (17.) hat in der Jahrhunderthalle der historische Jahrmarkt eröffnet. Zum 15. Mal präsentieren Schausteller Fahrgeschäfte aus den vergangenen beiden Jahrhunderten. Dazu zählen zum Beispiel eine historische Raupenbahn, Schiffschaukeln, Karusselle oder ein mehr als 100 Jahre altes Riesenrad.

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Doch es geht nicht nur ums Staunen: Die Fahrgeschäfte können allesamt ausprobiert werden. Dazwischen tummeln sich meterhohe Zeitreise-Maschinen, die gesteuert von Schauspielern ihre Runden durch die Halle drehen.

Highlight 1: Historisches Hängekarussell

Das Märchenkarussell von 1929, das mit historischem Elektromotor betrieben wird, ist voller liebevoller Details. Handgeschnitzte und handbemalte Tiere mit Glasaugen hängen an roten Metallstreben Reih an Reih – darunter Schwein, Eisbär, Hahn und Schwan. Im Hintergrund finden sich Szenen aus Aschenputtel, Froschkönig und Co.

„Eigentlich wollte meine Frau nur ein einzelnes Karussellpferd besitzen, jetzt ist es ein ganzes Karussell geworden“, sagt Eigentümer Alexander Fredebeul und lacht. Erbaut wurde das historische Fahrgeschäft in Neustadt an der Orla in Thüringen, die Fredebeuls haben es im Jahr 2000 gekauft. Fast zwei Jahre lang haben sie es anschließend restauriert – abgeschliffen und neu lackiert.

Um die 40.000 Euro dürfte es heute wert sein, schätzt Fredebeul. „Der ideelle Wert ist weitaus höher“, sagt er. Nur zwei bis drei dieser Art gebe es in Deutschland noch. „Als in den 1960ern Karussells mit Autos aufkamen, war das der Tod dieser Karussells“, sagt Fredebeul. Für ihn hat das fast 100 Jahre alte Karussell aber viel mehr „Seele“. Das älteste Karussell auf dem Jahrmarkt ist das Hängekarussell übrigens nicht: Ein reines Pferdekarussell von 1878 hat noch ein paar Jahre mehr auf dem Buckel.

Für Nostalgie sorgen zum Beispiel die alten Karussells beim historischen Jahrmarkt in Bochum.
Für Nostalgie sorgen zum Beispiel die alten Karussells beim historischen Jahrmarkt in Bochum. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Highlight 2: Geisterbahn von 1949

Wer sich in die Waggons mit roten Lederpolstern setzt, fühlt sich wie bei einer Reise in die Vergangenheit. Erbaut wurde es 1949, als Deutschland in der Nachkriegszeit mit dem Wiederaufbau befasst war. Die handbemalten Wagen mit Motiven wie Fledermäusen und kleinen Monstern müssen manuell angestoßen werden, ehe sie durch die Geisterbahn ruckeln. Dort trifft man auf Frankenstein und Co. – mottiger Geruch und Warnschilder in historischer Schriftart inklusive.

Highlight 3: Holzpfosten-Scooter

So gepolstert und gedämpft wie bei modernen Autoscootern geht die Fahrt in dem Fahrgeschäft von 1950 nicht zu. Deutlich ruckeliger, aber dafür auch charmevoller, saust man über die Fahrbahn. „Das weckt bei vielen Eltern nostalgische Momente“, ist sich Inhaber Richard Müller sicher. Er hat das Fahrgeschäft 2010 zum Leben erweckt. Die 18 Original-Chaisen, die den Karosserien von Mercedes, BMW und Cadillac nachempfunden sind, stammen aus den 1960ern- und 1970er-Jahren. „Die verbauten Lampengläser stammen aus der Automobilbranche“, sagt Müller.

Ein Highlight auf dem historischen Jahrmarkt in Bochum: Der Holzpfosten-Scooter.
Ein Highlight auf dem historischen Jahrmarkt in Bochum: Der Holzpfosten-Scooter. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Tickets und Öffnungszeiten

Der historische Jahrmarkt findet bis zum 3. März immer freitags, samstags und sonntags in der Jahrhunderthalle im Westpark (An der Jahrhunderthalle 1, 44793 Bochum) statt. Geöffnet hat der Jahrmarkt jeweils von 11 bis 19 Uhr.

Tickets kosten 22 Euro für Erwachsene und 17 Euro für Kinder zwischen drei und zwölf Jahren. Familienkarten (zwei Erwachsene und drei Kinder) gibt es für 69 Euro. Die Tickets können vor Ort gekauft oder online bestellt werden.

Highlight 4: Historischer Kettenflieger

Hoch hinaus geht es auf dem Kettenkarussell von 1946, das einst von der Familie Gundelwein erbaut wurde. Die 24 Sitze steigen noch immer mit der damaligen Technik in die Höhe. „Anders als bei heutigen Modellen befindet sich im Sockel keine Hydraulik“, erklärt Besitzer Ludwig Deinert. Schon beim Aufbau des alten Karussells ist besondere Vorsicht gefragt: „Man muss aufpassen, dass die Teile nicht aneinanderstoßen und so Lack abplatzt“, erklärt Deinert.

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Denn auf dem Fahrgeschäft sind detailreiche Engelsmotive aufgemalt. „Regelmäßig müssen wir auch die Holztreppen, die als Aufstieg zu den Sitzen dienen, restaurieren“, sagt Deinert. Der älteste Fahrgast war übrigens 96 Jahre alt – und damit sogar noch älter als das Kettenkarussell selbst. „Die Dame hat gesagt, sie sei zum letzten Mal vor 50 Jahren gefahren, das Erlebnis sei aber genau dasselbe“, sagt Deinert.

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Highlight 5: Riesenrad von 1902

Eine der längsten Schlangen bildete sich beim Auftakt am Wochenende (17./18.) vor dem 13,50 Meter hohen Riesenrad. Die Fahrt in einer der zehn Gondeln mit weißem Gestell und rotem Verdeck gibt schließlich den besten Blick über den ganzen Jahrmarkt. Mit „einmal Knopfdrücken und los geht‘s“ ist es bei diesem Fahrgeschäft nicht getan: Inhaber Werner Feldmann muss dauerhaft die Stromstärke regulieren, Hebel umlegen und an Rädern drehen.

Aus dem Jahr 1902 stammt das Riesenrad auf dem historischen Jahrmarkt in Bochum.
Aus dem Jahr 1902 stammt das Riesenrad auf dem historischen Jahrmarkt in Bochum. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

„Unsere Luftschaukel dreht sich schneller als die modernen Fahrgeschäfte“, sagt er. Feldmann, der mehrere historische Fahrgeschäfte besitzt, würde sich einen Traum gerne noch erfüllen: Eine historische Holzachterbahn.