Gäste sind traurig: Die Inhaberin einer Kult-Bar in Bochums Szeneviertel sucht einen Nachfolger. Am Geschäft liegt’s nicht, es hat andere Gründe.

Unzählige Nachrichten mit traurigen Smileys hat Andrea Kanters (46) schon bekommen, in denen Stammgäste der Kult-Bar in Bochum- Ehrenfeld darum bitten, das Ende doch noch abzuwenden. Denn die Nachricht, dass das „Blondies“ womöglich schließt, hat sich wie ein Lauffeuer verbreitet. Doch der Betreiberin ist klar: So, wie es derzeit läuft, kann es nicht weitergehen.

Bochumer Szene-Bar wird verkauft – obwohl sie super läuft

Zu viel Arbeit auf zu wenig Schultern verteilt, zu wenig Zeit für ihren kleinen Sohn – das sind die Hauptgründe, warum die Bochumerin ein Inserat bei „Ebay Kleinanzeigen“ geschaltet hat, in dem sie den Gastronomiebetrieb und auch das Konzept zum Kauf anbietet. Im vergangenen Jahr suchte sich Mitinhaber Uwe Twiehoff bereits einen neuen Job, alleine will Kanters es nicht fortführen.

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„Das schaffe ich einfach nicht mehr – dafür liegen zu anstrengende Jahre hinter mir“, sagt sie und verweist auf die Corona-Pandemie, den Krieg in der Ukraine und nicht zuletzt die Mega-Baustelle an der Hattinger Straße, die das Restaurant jede Menge Laufkundschaft kostete.

Vegane Küche: Betreiber des „Blondies“ in Bochum sehen sich als Pioniere

Damit endet im „Blondies“, das seinen Standort zuletzt an der Hattinger Straße 80 hatte, eine Ära. Nicht umsonst spricht Kanters von einem „Lebenswerk“. Als sie 2009 gemeinsam mit Uwe Twiehoff das „Blondies“ eröffnete, waren vegane Angebote auf der Speisekarte noch ziemlich abenteuerlich in der Gastronomie.

Inzwischen finden Menschen, die kein Fleisch und keine tierischen Produkte essen, fast in jedem Restaurant eine Alternative. 2009 war das anders – da konnte man in den meisten Fällen nur auf den Salatteller ausweichen. „Ja, wir waren schon Pioniere“, sagt auch Kanters. Mit Burger-Patties aus Haferflocken, veganem Gyros aus Soja und fleischlosen Sate-Spießen hat das „Blondies“ überzeugt. Selbst Currywurst gibt es in der veganen Variante.

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„Uns war von Anfang an klar, dass wir es so ethisch-moralisch korrekt wie möglich machen wollen“, sagt die studierte Sozialwissenschaftlerin. Dass man es nicht jedem Recht machen kann, merkten die Inhaber schnell. Manche Veganer beschwerten sich darüber, warum überhaupt Fleisch – wenn auch Bio – auf der Karte zu finden sei. Und Fleischesser standen teilweise auf und gingen, als Kanters und Twiehoff im Jahr 2022 Fleisch ganz von der Karte strichen.

Der Szene-Bar „Blondies“ in Bochum steht ein Pächterwechsel bevor.
Der Szene-Bar „Blondies“ in Bochum steht ein Pächterwechsel bevor. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

„Insgesamt sind unsere Stammgäste aber große Klasse“, sagt Kanters und lacht. Nur in „wirklich gute Hände“ will sie das „Blondies“ daher abgeben, sofern jemand nicht nur die Räumlichkeiten, sondern auch das Konzept übernehmen möchte. Auch einen fließenden Übergang mit einer Teilhaberschaft kann sie sich vorstellen. „Die Nachfrage ist in jedem Fall da“, sagt sie. Es hätten sich bereits Interessenten mit einem Konzept für ein anderes Restaurant und für ein veganes Café angeschaut.

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Ursprünglich hatte das „Blondies“ im Jahr 2009 eröffnet, damals noch am Nordring. 2010 erfolgte der Umzug an die Kortumstraße, wo sich das Blondies bis 2015 befand. Seit 2015 gab es das vegane, vegetarische und Bio-Fast-Food dann an der Hattinger Straße.

Hier hatte es zuvor das „Bullerbüdchen“ versucht, Anfang des 20. Jahrhunderts war der Standort für die Kneipe „Panzergrotte“ bekannt. „Es liegt nicht am Standort, es liegt nicht am Konzept“, betont Kanters. Wer mit Elan und Kraft das „Blondies“ übernehme, werde erfolgreich sein – ganz sicher.

Informationen für Interessenten

Die Monatsmiete für die 212 Quadratmeter große Fläche des „Blondies“ beträgt 2.600 Euro. Die Räumlichkeiten liegen am Rande des Ehrenfeldes, Bochums Szeneviertel. Am Standort darf die Bar derzeit bis 22 Uhr öffnen, eine Erweiterung ist denkbar.

Ein Kühlkeller ist vorhanden, die Toiletten wurden saniert. Die Inhaber wünschen eine Übernahme des Inventars. Unerwünscht sind hingegen Interessenten, die z. B. eine Shisha-Bar eröffnen wollen.