Bochum. Als einer Bochumerin die Bankkarte gestohlen wird, sperrt sie diese. Trotzdem gibt jemand damit über 1000 Euro aus. Wie es dazu kam.

Es ist ein Schock-Moment, an den sich eine Bochumerin wohl noch lange erinnern wird. An einem Wintertag kauft die 74-Jährige in der Bochumer Innenstadt ein. Als sie mit dem Bus nach Hause fährt, wird ihr die EC-Karte gestohlen. Um etwas mehr als Tausend Euro wird die 74-Jährige betrogen – obwohl sie die Karte bei der Bank sperren lässt.

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An die Busfahrt kann sich die Bochumerin noch mit jedem Detail erinnern. „Im Bus war es sehr voll. Ich konnte nicht direkt bezahlen, weil der Busfahrer das System noch nicht hochgefahren hatte“, sagt die 74-Jährige. „Also habe ich gewartet und alle anderen Fahrgäste mit Tickets haben sich an mir vorbeigequetscht.“ Zuerst sind keine Sitzplätze frei, deswegen steht die Bochumerin ein paar Stationen lang. „Später konnte ich mich hinsetzen. Da habe ich gemerkt, dass meine Tasche offen war“, sagt sie. Sie denkt sich nichts dabei und schließt den Reißverschluss. Erst am nächsten Morgen bemerkt sie, dass ihr Portemonnaie fehlt.

Die Täter kaufen in NRW und Niedersachsen mit der Karte ein

Die Bochumerin sperrt ihre EC-Karte bei der Bank, fühlt sich dadurch sicher. Die Mitarbeiterin in der Filiale sichert ihr zu, dass sie alles richtig gemacht habe. „Seien Sie ganz beruhigt, es ist nichts passiert. Niemand hat etwas abgebucht und jetzt ist die Karte ja schon gesperrt“, erinnert sich die Bochumerin an deren Worte.

Da habe ich gedacht, ich traue meinen Augen nicht. Plötzlich hatte ich ein überzogenes Konto.
Die betrogene Bochumerin

Ein paar Tage später stellt die 74-Jährige fest, dass jemand mit ihrer Karte eingekauft habe – obwohl die Karte schon gesperrt ist. „Da habe ich gedacht, ich traue meinen Augen nicht. Plötzlich hatte ich ein überzogenes Konto.“ In verschiedenen Städten hätten die Täter damit eingekauft, von Düsseldorf über Wuppertal bis Salzbergen in Niedersachsen, bei Baumärkten, in Drogerien und Möbelhäusern. Innerhalb von drei Tagen hätten sie etwas mehr als Tausend Euro ausgegeben – Geld, das ihnen nicht gehört. „Ich bin aus allen Wolken gefallen“, sagt die Bochumerin.

Auch die Polizei muss die Karte sperren

Aber warum können die Täter mit der Karte zahlen, obwohl die Bochumerin sie gesperrt hat? Die Bank sperrt die Karte nur für Bezahlungen mit PIN, Kartenzahlungen per Lastschrift mit Unterschrift sind dadurch nicht abgedeckt. Dafür braucht es eine spezielle Sperrung, die KUNO-Sperrung, die nur die Polizei durchführen kann. Endgültig gesperrt ist die Karte damit außerdem nicht, das müssen Betroffene nachträglich bestätigen.

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Die 74-jährige Bochumerin weiß davon zunächst nichts. Die Bank habe sie nicht darauf hingewiesen. „Ich habe gedacht, an mir ist etwas vorbeigerauscht, dass ich das nicht mitbekommen habe“, sagt sie. Bei Bekannten hört sie sich um – mit dem Ergebnis: „Keiner wusste das.“ Weil das anscheinend vielen so gehe, möchte die Bochumerin andere Menschen warnen. „Ich bin der Meinung, dass ich mich nicht schämen muss.“ Ihr geht es darum, dass alle wissen: Die Sperrung bei der Bank reicht nicht, auch die Polizei muss sich kümmern. „Ich hoffe, andere davor bewahren zu können.“

Die Bank, bei der die Bochumerin Kundin ist, entgegnet: Sie weise ihre Kunden im Gespräch darauf hin, dass sie einen Kartendiebstahl bei der Polizei anzeigen müssen. Dazu seien Kunden laut den Sonderbedingungen zudem verpflichtet, teilt die Pressestelle mit.

Ich bin nicht der Meinung, dass ich mich schämen muss.
Die 74-jährige Bochumerin

Eine Bestätigung, dass die Karte wirklich gesperrt ist, hat die Bochumerin bis heute nicht bekommen. Es wurde aber nichts mehr abgebucht, die Bank hat ihr das Geld außerdem zurücküberwiesen.

Dass ihr so etwas passieren könnte, hätte die Bochumerin nicht gedacht. „Ich war immer so vorsichtig mit Portemonnaie und EC-Karte, dass ich dafür schon belächelt wurde. Ich habe meine Tasche immer zwischen die Beine genommen und im Auto hinter den Fahrersitz gestellt“, schildert sie. Auf ihre Karte wird sie in Zukunft noch besser aufpassen als bisher. „Die behandele ich jetzt wie ein rohes Ei.“

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