Bochum. Nun steht fest: Eine abgerissene Brücke, die in ein Bochumer Naherholungsgebiet führte, wird nicht ersetzt. Aber wo ist das Geld dafür geblieben?
Nun ist es amtlich: Die abgerissene Holzbrücke, die über den Hüller Bach in Bochum-Hordel führte, wird nicht ersetzt. Die Bezirksvertretung Bochum-Mitte folgte dem Vorschlag der Stadt Bochum, stattdessen lieber von der Hüller-Bach-Straße aus einen alternativen Weg anzulegen, der über die Eisenbahnbrücke der Hannoverbahntrasse führt. Bei den Hordelern, die die alte Brücke gerne genutzt haben, um zum Hannoverberg, einem beliebten Naherholungsgebiet, zu gelangen, kommt das nicht gut an. Und sie fragen, wo das Geld hin ist, das für einen Neubau vorgesehen war – immerhin 500.000 Euro.
Bochumer sauer: Neubau einer Fußgängerbrücke ist vom Tisch
Annegret Drobing wollte noch einen letzten Versuch unternehmen und nutzte die Einwohnerfragestunde in der Bezirksvertretung, um erneut die Bedeutung einer Brücke über den Hüller Bach hervorzuheben. So wie sie und andere Bürger es schon im Sommer bei einem Vor-Ort-Termin mit der WAZ getan hatten. Dass die Brücke weg ist, betreffe viele Menschen in Hordel, sagte die 71-Jährige. Viele Menschen im Ort seien entrüstet.
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„Wir hatten eigentlich gedacht, es kommt ein Provisorium über den Bach, und nicht so eine große Ausweichstrecke“, so Drobing. Zumal dafür ja auch 500.000 Euro bereitgestanden hätten. „Wo ist das Geld denn jetzt?“, fragt sie. „Die Verwaltung kann doch nicht einfach machen, was sie will.“ Die Beschlussvorlage sei „ein Schock“ gewesen. „Wir sind nicht einverstanden, die Fußgängerbrücke einfach aus der Planung herauszunehmen.“
Früher sei man schnell und sicher zu Fuß über die alte Holzbrücke zum Hannoverberg gekommen. Inzwischen müsse man „um Leib und Leben bangen, wenn man über die Trasse geht“. Das Zusammenspiel Radfahrer und Fußgänger sei „nicht so einfach“. Man wäre „sehr froh und dankbar, wenn auch an die Fußgänger gedacht wird“.
Stadt Bochum: Brücken-Neubau wäre zu teuer geworden
Das wolle man durchaus tun, entgegneten Christoph Hebmüller und Andreas Hegemann vom Umwelt- und Grünflächenamt bei ihrer Präsentation in der Bezirksvertretung. Das Provisorium, das man zunächst plane, werde als Gehweg ausgewiesen, „mit dem Zeichen ,Radfahrer frei‘“. Matthias Olschowy, Nahmobilitätsbeauftragter der Stadt Bochum, räumte ein, dass „uns die fehlende Brücke weh tut, seit Jahren“. Sie war ja schon vor dem Abriss lange Zeit gesperrt. „Wir wollen eine gute Verbindung für alle.“ Doch man müsse mit dem Geld auch haushalten und es „für effektive Maßnahmen“ ausgeben.
Ein Neubau der alten Holzbrücke zählt für die Stadt nicht dazu. Es habe einen „höheren Nutzwert“, zur Überquerung von Hüller Bach und Hüller-Bach-Straße die bestehende Eisenbahnbrücke zu nutzen. Die von Annette Drobing angesprochenen 500.000 Euro seien, so Olschowy, „zur Ertüchtigung der bestehenden Brücke“ vorgesehen gewesen. „Ein Neubau wäre viel teurer geworden.“
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Grundsätzlich peilt die Stadt Bochum eine große Lösung an: Ein Ausbau der Hannoverbahntrasse (stillgelegte Eisenbahnstrecke Gelsenkirchen – Wattenscheid - Wanne-Eickel) und die Sanierung der Eisenbahnbrücke, die aus zwei Teilen besteht. Einer befindet sich bereits in städtischem Besitz, den anderen will man von der Deutschen Bahn kaufen. Wann dies geschieht, könne jedoch zeitlich noch nicht genauer definiert werden. Daher sieht die Verwaltung einen zeitnahen provisorischen Ausbau einer Wegeverbindung über die Brücke als sinnvoll an. Zumal die Bürger diesen quasi schon in Form eines Trampelpfades vorgegeben hätten. Dieser provisorische Weg soll nun barrierefrei ausgebaut werden – für 150.000 Euro. Ziel sei es dabei auch, so Olschowy, „einen sauberen Anschluss zur Erzbahntrasse herzustellen“.
Geplant ist, von der Hüller-Bach-Straße aus einen schleifenförmigen Weg anzulegen, der über die Brücke zum bestehenden Gehweg führt. Dorthin, wo man früher über die Holzbrücke gelangt ist. Zwei Meter breit soll der Weg werden. Den Vorschlag von Holger Schneider (SPD), am Beginn des Weges eine Treppe zur Brücke als Abkürzung zu bauen, halten Christoph Hebmüller und Andreas Hegemann „für eine gute Idee“, sie wollen diese prüfen.
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In einem Änderungsantrag von SPD und Grünen wird die Stadt dazu aufgefordert, schon jetzt entsprechende Haushaltsmittel für einen Vollausbau der Hannovertrasse zu sichern und sich auch um Fördergelder zu kümmern. Für den Vollausbau der gesamten Strecke von der Erzbahntrasse bis zur Zeche Hannover wird zudem eine getrennte Führung für Fuß- und Radverkehr gefordert. Diese Maßnahme soll sicherstellen, dass es auf der neuen Trasse zu keinem Nutzungskonflikt kommt. Auch sollen entsprechende Hinweisschilder zur Zeche Hannover auf der Erzbahntrasse aufgestellt werden.