Bochum-Hordel. Seit Abriss einer Brücke fehlt Spaziergängern eine Verbindung zum Naherholungsgebiet. Sie kritisieren: Stadt Bochum begünstigt Radfahrer.
„Die Stadt Bochum investiert viel Geld in neue Radwege. Doch wir Fußgänger werden darüber vergessen.“ Günter Drobing und seine Nachbarinnen und Nachbarn in der Siedlung Dahlhauser Heide sind sauer, dass die inzwischen abgerissene Holzbrücke über den Hüller Bach wohl nicht mehr ersetzt werden soll.
Vor dem Abriss war die marode Brücke bereits gut acht Jahre gesperrt. Zuvor konnten die Bewohnerinnen und Bewohner aus Hordel, Günnigfeld und Röhlinghausen das benachbarte Naherholungsgebiet auf kurzem Weg erreichen. Die Spaziergänger kamen über die Brücke rasch auf den Hannoverberg, mit herrlicher Aussicht auf das Stadtgebiet.
Bochumer müssen jetzt einen großen Umweg in Kauf nehmen
Seit Sperrung und Abriss der Brücke müssen sie einen weiten und unwegsamen Umweg in Kauf nehmen, für Menschen mit Gehhilfen oder Kinderwagen gänzlich ungeeignet: Da schlängelt sich ein schmaler Pfad voller Geröll in weitem Bogen bis zur ausgebauten Route, die in sanfter Steigung bis zur Zeche Hannover führt, umgeben von viel Grün.
Auf dieser Route sind auch drei Radfahrer gestrandet. Ulrich Fälker ist Erdkundelehrer aus Halle/Westfalen und plant mit seiner Klasse nach den Ferien eine Radtour durchs Ruhrgebiet. „Wir testen die Strecke vorab, um keine unliebsamen Überraschungen zu erleben. Dass es die Holzbrücke nicht mehr gibt, wussten wir nicht. Ein Ersatz sollte auf jeden Fall gebaut werden“, findet er.
Mittel für eine neue Brücke stehen weiterhin im Haushalt
„Als die Emschergenossenschaft mit der Renaturierung des Hüller Bachs fertig war, haben wir gehofft, das eine neue Brücke gebaut wird, zumal dafür 500.000 Euro per Ratsbeschluss zur Verfügung stehen. Nun müssen wir erfahren, dass die Stadt von den Plänen Abstand nimmt, weil ein Rad- und Fußweg über die alten Brücken der Hannoverbahntrasse gebaut werden soll“, so Drobing, ehemals Bezirksbeamter für Hordel.
Die Stadt Bochum erklärt dazu auf Anfrage: „Die finanziellen Mittel für den Ersatzneubau der Holzbrücke stehen weiterhin im Haushalt zur Verfügung“, so Pressesprecherin Charlotte Meitler.
Für die alternative Route über die alten Eisenbahnbrücken werde von der Verwaltung eine Beschlussvorlage in die politischen Gremien eingebracht, sobald Konzept und Kosten vorliegen. „Entsprechend wird in den Gremien über die alternative Verwendung der Finanzmittel entschieden werden.“
Verbindung zwischen Zeche Hannover und Erzbahntrasse
Die Stadt hält die neue Trasse für eine komfortable Verbindung zwischen der Zeche Hannover bzw. dem Stadtgebiet Herne und der Erzbahntrasse, die auch als weitere Anbindung des Radschnellwegs RS 1 dienen könnte.
Den geplanten Rad- und Fußweg über die ehemalige Bahntrasse halten die Hordeler Nachbarn für ungeeignet für Fußgänger. Ulrike Knappitsch: „Die meisten Radfahrer rasen über die Wege und gefährden Fußgänger. Das habe ich schon mehrfach erlebt.“ Annette Drobing ergänzt: „Ich würde mich dort als Spaziergängerin nicht sicher fühlen.“
Deutsche Bahn prüft den Verkauf der Trasse
Die Sanierung der Bahnbrücken werde Millionen kosten, ist sich Günter Drobing sicher, und es werde viele Jahre dauern, bis die neue Strecke freigegeben werden könnte. „Dabei steht noch gar nicht fest, ob die Deutsche Bahn die Strecke an die Stadt verkaufen wird – also eine schlechte Option.“ Er habe nichts gegen die neue Trasse; „die soll aber nicht auf Kosten unserer Brücke entstehen“.
Die Flurstücke der Hannoverbahn gehören der Deutschen Bahn (DB). Die Verwaltung verhandelt derzeit bereits über den Kauf der Trasse. Die Bahn prüft ihrerseits, ob die Strecke noch benötigt wird. Danach, so die Stadt, könnten Verkaufsverhandlungen aufgenommen werden.