Hattingen. Corona und das Jahrhundert-Hochwasser prägten das Jahr 2021 des Gastronomen Heinz Bruns. Er kam dem Aufgeben nah. Was ihn daran gehindert hat.
60 Jahre alt ist Heinz Bruns im Januar des Jahres 2021 geworden. Ein Jahr, von dem der Chef des Restaurants Haus Kemnade sagt: „Wenn ich könnte, würde ich es komplett ausblenden“.
Nicht wegen des runden Geburtstags, sondern weil in diesem Jahr 2021 ein Leben im Chaos führt. Weil es ein Jahr ist, in dem er keine Ruhe findet – weder körperlich noch geistig. „Dabei habe ich gar keine 14-Stunden-Tage, weil wir nicht so viel arbeiten können. Aber wer früh Feierabend macht, hat auch viel Zeit zum Denken.“
Gastronom Heinz Bruns aus Hattingen führt im Jahr 2021 ein Leben im Chaos
Am 29. Dezember 2020 kommt er mit vermeintlichen Nierenschmerzen in die Klinik. Diagnose: Corona-Infektion. Das Virus bestimmt seinen Jahresstart 2021. „Ich war 14 Tage daheim in Quarantäne, hatte teils heftige Symptome mit Fieberschüben.“
Doch Corona trifft nicht nur seine Gesundheit, sondern auch seine Arbeit. „Ich hatte die ersten fünf Monate geschlossen, bin extrem durch Höhen und Tiefen gegangen. Wir wussten ja nie, wann wir wieder aufmachen können.“ Er muss Veranstaltungen verschieben, Paaren absagen, die so lange liebevoll ihre Hochzeitsfeier geplant hatten. Und er sorgt sich, um die Auszubildenden, die Mitarbeiter. „Das erste Halbjahr war von Sorgen erfüllt.“
Am 15. Juli kam das Jahrhundert-Hochwasser
Dazu kommt: Kein Urlaub, keine Freizeit, nichts, was die psychische Belastung ein wenig mildert. Umso glücklicher ist Bruns, „als wir endlich wieder öffnen konnten. Die Gäste waren glücklich, wir auch, endlich hatten wir wieder Kontakt.“ Denn fünf Monate ohne Gäste waren für den Gastronom aus Leidenschaft, der seit 1978 in der Branche arbeitet, hart.
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Im Juli dann feiert er noch mit seiner Frau seinen Geburtstag nach, „macht Montag, Dienstag frei.“ Die Lage wirkt entspannt. Aber dann kommt das Hochwasser. Am 15. Juli 2021. Mit Macht. Gerade mal sechs Wochen hat er da sein Restaurant wieder geöffnet. „Bis halb fünf morgens habe ich noch gedacht, wir bekommen das geregelt.“ Als dann aber alles unter Wasser steht, „war ich schockiert, habe nicht mehr reagiert, nur agiert“.
Helfer bewahren Heinz Bruns vor dem Aufgeben
Dem Aufgeben ist er da nah. Aber dann strömen all die Helfer herbei, „das hätte ich nie erwartet, es waren so viele, ich kann sie gar nicht alle nennen. Es gab auch Schicksale, ein Vater versuchte zu helfen, um die Scheune zu retten, in der seine Tochter Hochzeit feiern wollte. Es hat am Ende nicht geklappt“, sagt er sichtlich gerührt. „Sie alle haben den Mut gebracht weiterzumachen.“
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Tage und Wochen braucht er, um zu realisieren, was da eigentlich passiert ist. Noch immer hat er nicht jede Tür geöffnet, weiß nicht, welche Schäden das Hochwasser in Scheunen angerichtet hat. Fünf Tage sitzt er mit seiner Frau da mit nur kaltem Wasser und ohne Strom. „Aber wir wollten wieder arbeiten.“
Zum Jahresende kommt Corona wieder
Das ist immer noch nur sehr eingeschränkt möglich. Weihnachten gab es ein To-Go-Geschäft. Das Restaurant ist geschlossen, „wir wollten es im Januar oder Februar wieder öffnen, aber die Arbeiten ziehen sich.“ Feiern in der Scheune aber waren seit dem Sommer wieder drin. Der Vize-Präsident der Dehoga Westfalen ist mit dem Haus Kemnade sogar noch auf der Berufsbildungsmesse Zukunft-EN vertreten. Denn er liebt es, das Arbeitsfeld Gastronomie als ein gutes zu beschreiben. Er brennt für die Branche.
Und dann, zum Jahresende, kommt Corona wieder. „Alle Veranstaltungen werden abgesagt, obwohl wir ein gutes Hygienekonzept haben mit 2Gplus. Den Verlust kann ich gar nicht beziffern. Es ist ein Totalschaden“, sagt er. Was bleibt: ein wenig Catering, ein wenig Leben im Hof durch den Tannenbaumverkauf. „Die Sorgen fangen von vorne an.“ Mit 60 Jahren steht er da, hat zwei Jahre nicht vernünftig arbeiten können. Vor der Pandemie beschäftigte er 27 Mitarbeiter. Jetzt sind es noch elf.
Ein Jahr, das unsicher begann – und unsicher endet
Das Jahr hat für Bruns mit Unsicherheit begonnen – und so endet es auch. Mit Unsicherheit, mir Sorgen: „Ich weiß nicht, wo ich betriebswirtschaftlich stehe.“