Witten/Bochum/Hattingen. Vor vier Wochen machte die Flut das Lokal von Heinz Bruns auf Haus Kemnade zu einem Sanierungsfall. Wie Bruns versucht, trotzdem zu arbeiten.
Heinz Bruns, Gastronom auf Haus Kemnade, das vor rund vier Wochen vom Hochwasser geflutet wurde, ist einer, der nicht aufgibt. Zwar ist sein Restaurant, das er im Städtedreieck Hattingen, Witten, Bochum betreibt, durch die Wassermassen zum Sanierungsfall geworden. Aber am Mittwoch (11. August) lädt der 60-Jährige trotzdem ab 18 Uhr zum Reibekuchenessen in den Innenhof der historischen Wasserburg ein.
Das Hochwasser ist in der Nacht des 15. Juli nicht nur in den Burginnenhof, sondern auch in sein Restaurant gelaufen. Heinz Bruns, der mit seiner Frau in einem Haus auf dem Burghof wohnt, hatte es auch in seinen Privaträumen. Die Fluten, die der Burggraben nicht mehr fassen konnte, kamen rund eine halbe Stunde nach Mitternacht. Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks (THW) Wanne-Eickel hatten noch versucht, das Wasser aus dem Burggraben abzupumpen. „Das haben sie um 4 Uhr morgens dann aufgegeben“, sagt Bruns. Die rund 20 THW-Leute halfen ihm noch, die Möbel aus dem Restaurant zu holen.
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„Gegen 4.45 Uhr kam dann das Wasser von überall her. Der Burghof stand innerhalb von zehn Minuten einen Meter unter Wasser.“
Eine Nacht des Schreckens, die erst endete, als sich das Wasser am nächsten Morgen wieder zurückzog. Die Fluten hinterließen große Schäden am Gebäude. Die Restaurant-Küche wanderte auf den Müll. Das Wasser war sogar in den Estrich gelaufen. „Das muss alles raus“, sagt der Gastronom. Die unteren Räume seines Lokals sind leer – und feucht. Das, was noch zu retten war, haben Bruns und seine Mitarbeiter in vier See-Containern verstaut. Geschirr, Wäsche, Möbel, die jetzt im Hof der Wasserburg stehen. Die Partyscheune von Haus Kemnade hat eine eigene Küche. Glück im Unglück: Zwar blieb auch diese nicht trocken, in ihr kann aber gekocht werden.
Der Gastwirt bietet seit Montag (9. August) wieder sein Catering an – versorgt ein Basketball-Camp in Bochum mit Essen. Am Samstag (14. August) wird in der Partyscheune wieder eine Hochzeit gefeiert. „Wir versuchen, jetzt so zu arbeiten.“ Bruns’ Restaurant bleibt bis auf Weiteres geschlossen, ist ein Sanierungsfall. Dafür ist die Stadt Bochum als Eigentümer von Haus Kemnade zuständig.
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Nach Angaben der Stadt müssen auf der historischen Wasserburg die Partyscheune, die Gastronomie, das Wohnhaus, aber auch das Museum – mit der Instrumentensammlung – sowie die „Schatzkammer Kemnade“ saniert werden. Letztere stand auch komplett unter Wasser. Das Museum zur Geldgeschichte auf Haus Kemnade betreibt die Sparkasse Bochum.
Trotz Sanierung: Restaurant bleibt ein Ausbildungsbetrieb
Bruns weiß nicht, wann er sein Lokal wieder öffnen kann. Was er aber weiß, ist: „Ich lasse mich nicht unterkriegen.“ Der 60-Jährige erzählt, dass ihm 80 bis 100 Freunde, Bekannte und Nachbarn beim Aufräumen geholfen haben, nachdem das Wasser sich wieder zurückgezogen hatte. „Da gab es eine große, private Solidarität“, freut sich der Vizepräsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes Westfalen.
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Solidarisch ist Bruns auch mit seinen Azubis. Er will deren Ausbildung auch unter den derzeit schwierigen Bedingungen sicherstellen. Ein Lehrling mache gerade ein Praktikum bei einem Kollegen, sagt er. Mo Kahlaf hat am Montag bei ihm eine Lehre als Koch begonnen. Der 17-Jährige gibt zu, dass er geschockt war, als er sah, was das Wasser auf Haus Kemnade angerichtet habe. Dann fügt er lächelnd hinzu: „Ich bin aber froh, hier zu sein.“