Bochum. Immer mehr Menschen baden zur kalten Jahreszeit in der Ruhr. Was es bringt und was Anfänger beachten sollten, verrät Dr. Eckhard Kampe

Es klingt verrückt, aber es gibt sie tatsächlich: Menschen, die bei der aktuellen klirrenden Kälte in der Ruhr schwimmen. Sie vernetzen sich online, treffen sich in Gruppen und stürzen sich enthusiastisch in die Fluten. Und während Passanten kopfschüttelnd zuschauen, schwören die Eisbadenden auf die guten Effekte.

Das Eisbaden soll fit machen – sowohl körperlich als auch geistig. Auch die herrschende Kälte soll fortan besser ertragen werden und darüber hinaus stärke die Abkühlung das Immunsystem.

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Allgemeinmediziner empfiehlt Bochumer Anfängern, sich langsam ranzutasten

Letzteres kann der Bochumer Allgemeinmediziner Dr. med. Eckhard Kampe tatsächlich bestätigen. Der Wechsel von Warm zu Kalt, der beim Eisbaden eintritt, verbessere die Durchblutung im Gewebe. Dadurch werden immunstärkende Zellen aktiviert. „So stärkt das Eisbaden das Immunsystem gegen Bakterien, die wir ja gerade reichlich haben“, so der Arzt.

Trotz dieser positiven Effekte warnt Kampe vor zu viel Übermut. Die Praktik kenne er aus nordischen Ländern. „Dort gehen sie auch im Herbst schon ins Wasser, wenn es noch zehn Grad hat. So führt man sich langsam an die Praktik heran und hat genug Zeit zu beobachten, wie der eigene Körper reagiert“, sagt der Allgemeinmediziner.

Zu beobachten: Der eigene Puls

Nun ist es aber bereits tiefster Winter und das Wasser in der Ruhr stellenweise weit unter zehn Grad. Wer dennoch möglichst bald von den Vorteilen des Eisbadens profitieren möchte, dem rät Kampe zu kalten Duschen oder Wannen. „Auf diese Art können verschiedene Temperaturbereiche erstmal ausprobiert werden“, erklärt er.

Der Körper sollte dabei ganz genau beobachtet werden. „Besonders wichtig ist der Puls. Wenn er steigt, dann ist das eine gängige Reaktion des Körpers. Wenn er aber sinkt, kann das schnell gefährlich werden.“, so der Allgemeinmediziner.

Ein Bochumer setzt zum Sprung in die eiskalte Ruhr an.
Ein Bochumer setzt zum Sprung in die eiskalte Ruhr an. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Wer besser aufs Eisbaden verzichten sollte

Wenn der Puls nämlich abfällt, kann es zu Ohnmacht kommen – und Ohnmacht im Wasser führe im schlimmsten Fall zum Tod. Diese Reaktion des Körpers nennt sich Vagusreflex. Er kann eintreten, wenn wir uns zu schnell zu großer Kälte aussetzen. Dann verlangsamt der Puls ganz plötzlich, dem Betroffenen wird schwindelig und er wird ohnmächtig.

Aufgrund dieses Risikos rät Kampe einigen Menschengruppen entschieden vom Eisbaden ab: „Menschen mit einem instabilen Kreislaufverhältnis und Herzkreislauferkrankungen sollten es besser bleiben lassen.“ Menschen, die Medikamente nehmen, die sich aufs Herz auswirken, sollten ihr Vorhaben unbedingt zuerst mit ihrem Arzt absprechen, so Kampe.

Eisbaden ist wie Joggen

Für alle anderen gilt: Wenn sie sich ordentlich eingewöhnen und ihren Körper bewusst beobachten, steht dem Eisbaden grundsätzlich nichts im Wege. „Es ist wie mit dem Joggen“, schließt der Allgemeinmediziner. „Zunächst ist es richtig anstrengend. Wenn man aber ein bisschen trainiert ist, wird es leichter.“