Bochum. Für massenhaft Zugausfälle hatten im Mai 2022 Axthiebe auf Kabel der Deutschen Bahn gesorgt. Angeklagt ist ein mutmaßlicher Kabeldieb.

Es waren nur rund fünf Kupferkabel neben den Gleisen, die am 12. Mai 2022 zerhackt waren, aber die Folgen waren gewaltig: Der gesamte Zugverkehr in Bochum wurde lahmgelegt. Der mutmaßliche Kabeldieb, der das zu verantworten haben soll, steht jetzt vor dem Bochumer Schöffengericht. Vorwurf: Sachbeschädigung, versuchter Diebstahl und Störung des öffentlichen Betriebes.

Schnaps und Lebensmittel in Supermärkten gestohlen

Der Angeklagte legte bei der Verhandlung am Donnerstag sofort ein Geständnis ab, allerdings nur zu weiteren Anklagepunkten: ein paar Flaschen Rum und Wodka bei Trinkgut und Rewe gestohlen, einmal Lebensmittel bei Lidl in Bochum. Mit der Beschädigung der Bahn-Kabel aber habe er nichts zu tun.

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Allerdings war er am 12. Mai 2022 gegen 15 Uhr am Tatort festgenommen worden – auf dem Bahndamm im Bereich Alte Hattinger Straße/Viktoriastraße nahe Bermudadreieck. Die Örtlichkeit, hieß es im Prozess, werde häufiger von Kabeldieben und auch von Drogenkranken aufgesucht, die sich dort „ungestört einen Schuss setzen“ wollen. Das habe auch er an diesem Tag damals getan, wie der Angeklagte über seinen Verteidiger mitteilte.

Bei der Festnahme durch die Bundespolizei hatte der 37-Jährige zwar eine Axt und drei Cuttermesser im Rucksack dabei, aber die Werkzeuge habe er an diesem Tag gar nicht eingesetzt. Er habe sich nur vorbehalten, damit Kupferkabel abzuhacken und zu stehlen; den Schaden müssen vorher wohl andere Täter angerichtet haben. Laut Anklage soll aber er es gewesen, der eine Betonverkleidung neben den Gleisen geöffnet und die darin verlegten Kabel durchtrennt haben soll.

70 Züge fielen komplett aus, 92 wurden umgeleitet

Durch die Sachbeschädigung wurden der Stellwerkbetrieb und die Signale derart gestört, dass 70 Züge komplett ausfielen und 92 Züge umgeleitet werden mussten. Betroffen waren alle Linien im Fernverkehr sowie die Regional-Express-Linien RE 1, 6, 11, 16, 40 und die S 1.

„Wir haben viele Probleme mit Kabeldiebstahl in Bochum“, sagte ein Bahn-Techniker (39) im Zeugenstand. Den Bahndamm an der Hattinger Straße habe man jetzt eingezäunt, seit einiger Zeit würde aber an der anderen Seite der Gleisen, an der Rotunde, gestohlen.

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Eine Menge Indizien belasten den Angeklagten: außer der Axt und den Cuttermessern, die er bei sich hatte, zum Beispiel auch ein Gutachten des Bundeskriminalamtes. Das hatte an der Axtschneide eindeutig Kupferspuren festgestellt. Außerdem hatte ein Anwohner den Angeklagten sowohl am 12. Mai als auch schon am Tag davor auf dem Bahndamm gesehen und verdächtige Schlaggeräusche gehört.

Das alles reichte am Donnerstag aber nicht für eine Verurteilung in diesem Anklagepunkt. Das könnte sich am nächsten Sitzungstag (25. Januar), wenn weitere Zeugen kommen, ändern.