Bochum. Um den Verkehr auszubremsen, wird in Bochum eine weitere Straße zur Tempo-30-Zone. Aber nicht auf ganzer Länge – zum Bedauern der Anwohner.
Die Hevener Straße ist eine gern genutzte Verbindung zwischen Bochum-Stiepel und dem Kemnader See bzw. Autobahn 43. Und aktuell zudem eine beliebte Ausweichroute für all jene, die die Dauerbaustelle im Wittener Hammertal umfahren wollen. Weil der Verkehr aufgrund dessen enorm zugenommen hat und Autofahrer hier auch gern mal auf die Tube drücken, hat die Stadt Bochum bereits Maßnahmen unternommen. Regelmäßig wird geblitzt und es gilt auch Tempo 30. Die Geschwindigkeitsbegrenzung soll jetzt zur Dauerlösung werden.
Tempo 30 in Bochum: Anwohner machen Verbesserungsvorschläge
Allerdings nicht, wie bisher, auf der gesamten Länge zwischen Kemnader Straße und Kemnader See, sondern „nur“ im Wohngebiet, also bis Hausnummer 67. Dieser knapp 800 Meter lange Bereich wird zur Tempo-30-Zone. Die entsprechende Planung wurde im Vorfeld der Bezirksvertretung Bochum-Süd, in der die Maßnahme am Dienstagnachmittag, 12. Dezember, einstimmig beschlossen wurde, den Anwohnern vorgestellt. In der Versammlung in der Gräfin-Imma-Grundschule nutzten viele von ihnen auch die Möglichkeit, noch einmal Anregungen und Verbesserungsvorschläge einzubringen.
Das Einrichten einer Tempo-30-Zone wird im Viertel allgemein begrüßt. Allerdings geht sie vielen nicht weit genug. Im weiteren Verlauf der Hevener Straße (in der S-Kurve, wo die Höfe stehen) gelte zwar auch weiterhin Tempo 30, dazwischen aber nicht. Dort, in der Natur, wo südlich der Golfplatz verläuft, sei es früher häufig zu Unfällen mit Wild gekommen, berichten die Anwohner. „Seit hier durchgehend Tempo 30 gilt, nicht mehr“, schildern sie ihre Erfahrungen. Ihr Wunsch: die Tempo-30-Zone verlängern, damit das so bleibt.
Tempo 30: Verkehrsinseln sollen Geschwindigkeit rausnehmen
„Geht nicht“, sagt Thomas Plackert, der neue Leiter „Straßen“ im Tiefbauamt, und erklärt: „Es müssen bestimmte Gründe für eine Tempo-30-Zone vorliegen, zum Beispiel wie in diesem Fall ein Wohngebiet.“ Davon könne außerhalb keine Rede sein, auch auf Höhe der Höfe nicht. Dort gelte nur räumlich begrenzt Tempo 30 wegen der Enge der Straße.
Innerhalb der Tempo-30-Zone im Wohngebiet will die Stadt künftig Rechts-vor-Links einführen und durch bauliche Elemente das Durchfahren automatisch verlangsamen. Dabei setzt man im Rathaus auch auf den ruhenden Verkehr. Es sei ausdrücklich erlaubt, außerhalb der eingezeichneten Felder zu parken, solange man keine Einfahrt blockiere oder den Verkehr störe, betont Plackert. Jedes parkende Fahrzeug sorge für eine Verkehrsberuhigung.
Ansonsten sollen sogenannte Fahrbahnkaps diesen Effekt erzeugen. Das sind kleine asphaltierte, von Bordsteinen umrandete Inseln, die versetzt am Fahrbahnrand installiert werden. Getestet und nach anfänglichen Protesten für gut befunden wurden diese bereits auf der Brenscheder Straße. Auf Höhe der Kaps soll ausreichend Platz für Begegnungsverkehr bleiben. Und sollte es doch einmal zu eng werden, sorge auch das wieder für die gewünschte Entschleunigung.
Tempo 30 in Bochum: Parkende Autos sollen Straße verengen
Von Anwohnern ins Spiel gebrachte Betonschwellen zur Verkehrsberuhigung lehnt Thomas Plackert ab. „Die erzeugen vor allem Lärm und Erschütterungen“, sagt er, weshalb diese im Stadtgebiet meist wieder entfernt würden. Helfen würden sie allerdings in Spielstraßen. Auch ein Zebrastreifen sei in Tempo-30-Zonen eigentlich nicht vorgesehen. Ob auf Höhe der Zufahrt Im Mailand im Sinne der Schulkinder eine Ausnahme gemacht werden kann, will Plackert gemeinsam mit der zuständigen Straßenverkehrsbehörde klären.
Insgesamt sei man bemüht, die Anzahl der Parkplätze im Viertel zu halten. „Wir kennen ja den Parkdruck“, so Plackert. An den engeren Stellen der Hevener Straße sollen sie deshalb auch nicht entfallen. Dort, wo in der Vergangenheit regelmäßig Spiegel abgefahren wurden, soll künftig nicht mehr halb auf dem Gehweg geparkt werden, sondern ganz auf der Straße. Das sorge dafür, dass Autofahrer nicht mehr auf die Idee kämen, sich aneinander vorbeizuquetschen, erklärt Plackert.
Viel Lob für Politik und Verwaltung
Viel Lob erhielten Politik und Verwaltung von den Anwohnern für ihr rasches Handeln auf der Hevener Straße, und dass auf viele Anregungen eingegangen wurde. So wird die Fahrbahn beispielsweise nach dem Einwand eines Landwirtes an der engsten Stelle nun 3,75 und nicht 3,50 Meter breit.
Auch wird im Nachgang der Bürgerversammlung auf Antrag von SPD und Grünen in Höhe der Hevener Straße, Hausnummer 3, in Fahrtrichtung Kemnader Straße ein Halteverbot für die Länge dieses Hauses eingerichtet. Anwohner hatten betont, wie gefährlich die Parksituation an der oben genannten Stelle sei. Parkende Autos blockierten die Einsicht, da sich diese in einer leichten Rechtskurve befänden, weswegen Gegenverkehr, der von der Kemnader Straße kommend in die Hevener Straße einbiegt, nur schlecht zu sehen sei.