Bochum. Gescheitert ist nach Einschätzung des Mietervereins Bochum die Wohnungspolitik der Stadt. Er fordert schnelles Umdenken – und nennt ein Beispiel.

Da Bochum seine Ziele im Wohnungsneubau bislang verpasst hat und angesichts steigender Baupreise ein Rückgang der Bautätigkeit droht, mahnt der Mieterverein Bochum eine Reaktion der Stadt an. Er fordert eine „Konzentration auf die Bestandspolitik“ und sieht dabei vor allem die städtische Wohnungsgesellschaft VBW als größten Vermieter in Bochum in der Verantwortung.

Mieterverein Bochum: Aufstockung von Bestandsgebäuden ist wichtiger

„Neue Wohnungen könnten verstärkt zum Beispiel durch Aufstockungen entstehen, die schneller und preisgünstiger erstellt werden können“, so der Mieterverein. Er verweist auf die „Erklärung für eine sozial und ökologisch zukunftsorientierte Wohnungspolitik in Bochum“, die 19 Akteure und Organisationen 2021 unterzeichnet haben.

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Unbeschadet der laufenden Überarbeitung des Handlungskonzepts Wohnen, bei der auch die Neubauziele auf dem Prüfstand stehen und die im Herbst beendet sein soll, fordert der Mietverein eine „zeitnahe Beschäftigung mit der völlig veränderten Lage auf dem Wohnungsmarkt“ mit steigenden Mieten, steigenden Baukosten und steigendem Nachfragedruck.

Nach fünf Jahren zeigt sich: Neubauplan hat nicht funktioniert

Der Plan, mit möglichst vielen neuen Wohnungen für Entspannung auf dem Markt zu sorgen, sei „grundsätzlich ein guter Plan gewesen“, so Mieterverein-Geschäftsführer Michael Wenzel. „Aber nach fünf Jahren zeigt sich, dass er nicht funktioniert.“

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Fatal sei das vor allem für den sozialen Wohnungsmarkt. „25 Jahre Privatisierung und 15 Jahre brachliegender Wohnungsbau haben einen Zustand geschaffen, der sich nicht zurückdrehen lässt“, so Wenzel. „Aber wir können immer noch reparieren.“ Und damit müsse Bochum jetzt anfangen, zumal in den vergangenen Jahren statt der angestrebten 800 nur 223 neue Sozialwohnungen entstanden sind. Allein die Reduzierung der geplanten Wohnungszahl am Glockengarten von 200 auf 94 bedeute, dass 50 Sozialwohnungen weniger gebaut werden.

Mieterverein sieht VBW und Genossenschaften in der Pflicht

Zwei wichtige Akteure hat der Mieterverein ausgemacht, um mehr und um bezahlbaren Wohnraum im Bestand zu schaffen: neben der VBW auch die Genossenschaften, die sich „an ihren Geist erinnern sollten“, so Wenzel. Der stadteigenen Wohnungsbaugesellschaft VBW müsse die Politik die Chance geben, sich mehr auf ihre Gemeinwohlorientierung konzentrieren zu können. Das schließe aus, von ihr einen Jahresgewinn zu erwarten.