Bochum. Rückschlag für die Nahversorgung in einem Bochumer Stadtteil. Aldi zog jetzt den Bauantrag für eine geplante Filiale zurück. Was das bedeutet.
Das Ganze entwickelt sich allmählich zu einer unendlichen Geschichte. Seit Jahren ist bekannt, dass Aldi in Bochum-Stiepel eine neue Filiale bauen will – im ehemaligen Möbelgeschäft Rumberg an der Kemnader Straße. Doch mit der Planung geht es nicht so recht voran. Jetzt hat das Unternehmen den Bauantrag überraschend zurückgezogen. Das heißt allerdings nicht, dass der Discounter im „Königreich“ damit gestorben ist.
Aldi zieht Bauantrag für neue Filiale in Bochum zurück
Es war nur ein kurzer Dreizeiler, mit der die Stadtverwaltung auf eine Anfrage von SPD und Grünen in der Bezirksvertretung Bochum-Süd zum geplanten Aldi geantwortet hatte. Aber allein der erste Satz hatte es in sich: „Der Bauantrag mit dem Aktenzeichen 22-BA-070104 wurde am 15. November 2023 durch den Bauherrn zurückgenommen.“ Gleichbedeutend mit dem Aus für die Filiale ist das aber nicht. Denn Aldi überarbeite die Planung zurzeit, heißt es aus dem Rathaus weiter. Diese solle der Verwaltung dann zeitnah vorgestellt werden.
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Stadtsprecher Peter van Dyk liefert noch einige weitere Hintergrundinformationen. Es lagen demnach „so gravierende Verstöße gegen den bestehenden Bebauungsplan vor“, dass es nun zu einem neuen Entwurf kommt. Die alte Planung hätte laut Stadt komplett überarbeitet werden müssen. Seit eineinhalb Jahre stehe man darüber mit Aldi bereits im Austausch, so van Dyk. Und irgendwann dränge auch die Zeit. „Die Bauaufsichtsämter sind gehalten, ihre Genehmigungsverfahren so kurz wie möglich zu gestalten“, erklärt van Dyk.
Stadt Bochum will Aldi bei neuer Planung unterstützten
Von daher sei es jetzt die beste Lösung gewesen, einen Strich zu ziehen und neu anzufangen. „Wir hätten sonst immer wieder auf Grundlage des alten Entwurfs neu überlegt“, erklärt Peter van Dyk. „Das bläht so ein Verfahren natürlich auf.“ Und insgesamt sei das Ganze zuletzt etwas festgefahren gewesen. Daher sei es gut, „wenn man sich jetzt neu hinsetzt und den Bebauungsplan studiert“. Am Ende hoffe die Stadt darauf, „ein passgenaues Konzept geliefert zu bekommen“. „Wir unterstützen bei dem Prozess auch gerne.“ So könnten bei den Vorgaben in einem Bebauungsplan durchaus auch mal Ausnahmen gemacht werden.
Die Zufahrt und die Lieferverkehre über die unterhalb verlaufende Straße Vogelrute sind laut Stadt gutachterlich nachgewiesen geeignet und haben aus Sicht der Stadtverwaltung wohl eher nicht den Ausschlag für die Entscheidung Aldi gegeben, den Bauantrag zurückzuziehen. Knackpunkte müssen also in der restlichen Planung gelegen haben. Nach WAZ-Informationen hatte Aldi geplant, über dem Discounter auf zwei Etagen Wohnraum zu schaffen. Aldi sprach zuletzt von mindestens 1000 Quadratmetern Verkaufsfläche. Für den Neubau sei eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach geplant sowie eine Wärmerückgewinnungsanlage, die den Markt im Zuge einer sogenannten Betonkernaktivierung kühlen und beheizen kann.
Kunden sollten laut bisheriger Planung von der Kemnader Straße in die Tiefgarage unter dem Markt fahren können. Die Anlieferung ist bislang über die Straße Vogelrute geplant. Diese schmale Wohnstraße liegt unterhalb der Kemnader Straße, das Gelände hat ein starkes Gefälle.
Aldi bestätigt: Halten am Standort in Bochum-Stiepel fest
Aldi bestätigt die aktuelle Entwicklung. „Den Bauantrag (...) haben wir zurückgezogen. Aktuell arbeiten wir noch an der grundsätzlichen Weiterentwicklung“, teilt Sprecherin Emily Rosberger auf WAZ-Anfrage mit. „Hier fließen sowohl die Vorgaben des Bau- und Planungsamtes der Stadt ein als auch weiterentwickelte internen Vorstellungen. Mit diesen neuen Plänen werden wir erneut auf die Stadt zukommen.“
„Stiepel ist nach wie vor ein interessanter Standort für uns“, beteuert das Unternehmen, an dem man für die Kundinnen und Kunden mit einem Aldi-Markt da sein wolle.