Bochum-Stiepel. Der Discounter Aldi sicherte sich Grundstück für neuen Markt in Bochum. Doch seit vier Jahren passiert nichts. Ärger über ungepflegtes Umfeld.
Ein Nörgler ist Benjamin B. nun wirklich nicht, Aber was er seit geraumer Zeit in seiner unmittelbaren Nachbarschaft beobachten muss, stößt ihm schon sauer auf. Es geht um das Grundstück Kemnader Straße 333 in Bochum-Stiepel. Dort will der Discounter Aldi einen neuen Markt errichten. Das Umfeld verkommt zusehends.
Aldi ist Besitzer des Grundstücks, ein Bauantrag ist bei der Stadt im Sommer 2022 eingegangen. Seit vier Jahren steht das ehemalige Möbelhaus Rumberg leer, ebenso wie die Wohnungen im Gebäude. „Seit drei Jahren wird die Situation immer schlimmer“, sagt der Anwohner.
Jugendliche nutzen Grundstück in Bochum als Partytreff
Fenster sind eingeschlagen, die Hauswände über und über mit Graffiti verschmiert. Das Gelände wuchert zu. Müll und Hausrat werden abgekippt. B. fühlt sich insbesondere durch Jugendliche gestört, die das Areal gerne zum Partytreff machen. „Da werden auch schon mal Böller gezündet.“ Er arbeitet im Schichtbetrieb bei der Bahn. Da ist eine entgangene Nachtruhe umso ärgerlicher. Ordnungsamt und Polizei hatte er darüber informiert, indes ohne nachhaltigen Erfolg.
Teilweise suchen Obdachlose an dem Leerstand, der an einem Hang liegt, Zuflucht. Bei Winterkälte hatte der Anwohner auch schon mal das Nottelefon der Obdachlosenhilfe angewählt, damit ein wohnungsloser Mann nicht erfriert.
Aldi will Reinigungsfirma beauftragen
B. sagt, er habe wegen der Missstände bereits Aldi angeschrieben mit der Bitte, das Gelände zu reinigen und das Gebäude abzusichern. „Ich habe auch Fotos mitgeschickt vom ungepflegten Zustand. Eine Reaktion habe ich nie bekommen.“
Inzwischen meldete sich auf WAZ-Anfrage Aldi-Nord dazu. Pressesprecher Dennis Boczek: „Wir haben eine Reinigungsfirma beauftragt, die die Flächen um das Gebäude in der kommenden Woche reinigen wird.“
Den Stiepeler ärgert’s, dass noch immer eine Baugenehmigung fehlt und dadurch das Projekt weiter auf Eis liegt. Die Stadt Bochum erklärt dazu auf Nachfrage: „Eine Baugenehmigung konnte noch nicht erteilt werden, da noch nicht alle notwendigen Unterlagen vorliegen“, so Pressesprecher Thomas Sprenger. Und die müsste der Discounter als Investor einbringen.
„Ursprungsplanung wird weiterentwickelt“
Auch dazu nimmt der Discounter nun Stellung, hält sich aber vage: „Wir stehen im konstruktiven Austausch mit der Stadt Bochum und halten an unserem Plan fest, dort einen modernen neuen Aldi-Markt zu errichten. Die Planungen sind hierzu aber noch nicht vollends abgeschlossen, so Boczek. Er betont: „Wir befinden uns zusammen mit der Stadt in der Weiterentwicklung der Ursprungsplanung und gehen davon aus, dass wir die angepasste Planung im kommenden Halbjahr finalisieren können.“
Der Discounter hatte zuletzt von mindestens 1000 Quadratmetern Verkaufsfläche gesprochen. Für den Neubau sei eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach geplant sowie eine Wärmerückgewinnungsanlage, die den Markt im Zuge einer sogenannten Betonkernaktivierung kühlen und beheizen kann.
Die Lieferverkehre sollen nun über die Straße Vogelrute geführt werden. Diese schmale Wohnstraße liegt unterhalb der Kemnader Straße, das Gelände hat ein starkes Gefälle. Zu Beginn hatte die Stadt Bochum Bedenken geäußert, die Lkw durch das Wohngebiet zu leiten.