Bochum-Ost. Am Ümminger See in Bochum wird kräftig gebaggert und ein Teil trockengelegt. Das verwundert viele Besucher. Das steckt hinter der Baumaßnahme.
„Ich bin geschockt, wie das aussieht“, schreibt ein Bochumer bei Facebook. Er kommt gerade vom Ümminger See, ihn irritiert die Mega-Baustelle dort. Sie ist auch nicht zu übersehen. Nahezu der gesamte Bereich zwischen Suntums Hof und „Grillwiese“ wird derzeit von Baggern „beackert“. Viele fragen sich, was dort gemacht wird und ob ein Weg mitten durch den „Ümmi“ geplant ist. Die Antwort ist einfach und eigentlich auch schon seit Jahren bekannt: Am Ümminger See entsteht eine ganz neue Uferpromenade.
Bochum: Mega-Baustelle am Ümminger See – das wird gemacht
Dazu wird zunächst einmal auf den ersten Blick alles kaputtgemacht. Aber nur, um dem Ümminger See auf Sicht noch mehr Aufenthaltsqualität zu verleihen. Wie das aussehen soll, wird bald auch ein Baustellenschild verraten, sagt Projektleiterin Andrea Baltussen vom Umwelt- und Grünflächenamt der Stadt Bochum. „Das ist bestellt und soll in Kürze kommen.“
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Die Uferpromenade wird U-förmig und mit Sitzstufen zum Wasser hin versehen sein. Vom Parkplatz aus führt ein breiter Steg direkt zu dieser Promenade, umgeben von Bäumen und Bänken. Auf Höhe der Trimm-Dich-Geräte entsteht ein Anleger für den Schiffsmodellbauclub, um dort die Boote zu Wasser zu lassen. Rosenhecken und raue Gräser sollen die Kanadagänse, die auch den Ümminger See bevölkern, von der Uferpromenade fernhalten.
Aktuell sind die Arbeiter dabei, den nördlichen Teil des Ümminger Sees trocken zu legen, damit die Ufer-Promenade gebaut werden kann, ohne dass sie nasse Füße bekommen. Dafür wurde entschlammt und ein Damm angelegt, der zwischenzeitlich in der Tat wie ein langer Steg bzw. Weg aussah. „Das ist schon ein gewaltiger Eingriff“, gibt Andrea Baltussen zu. Zwei Pumpen sind nun im Einsatz, um sich ansammelndes Grundwasser aus dem Arbeitsbereich zu befördern.
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Bevor es dann so richtig an den Bau der Uferpromenade geht, müssen jetzt noch einmal Kampfmittelsondierungen vorgenommen werden. Beim ersten Mal sei man damit nicht weit genug in den See gekommen, so Baltussen. Nun sei ja ein großer Teil trocken gelegt, also könne man auch dort nach Kampfmitteln schauen. Bisher sei nichts gefunden worden.
Rund drei bis vier Wochen werden diese Bohrungen andauern. Parallel sollen in den überprüften Bereichen bereits Betonsäulen eingebaut werden, die für die nötigte Tragfähigkeit der Treppenanlagen sorgen sollen. Der Boden sei leider sehr instabil, sagt Andrea Baltussen. „Hier wurde früher alles zusammengeschüttet“, erklärt sie im Hinblick auf die industrielle Vorgeschichte. Der „unruhige“ Untergrund sorgte auch für den enormen Zeitverzug der Baumaßnahme.
Auch Harpener Bach wird aufgewertet
Andrea Baltussen ist trotz der gestiegenen Baukosten auch weiterhin vom Projekt Uferpromenade überzeugt. „Zumal man ja auch den Zustand vorher zum Vergleich sehen muss. Jetzt schaffen wir viel mehr Aufenthaltsqualität und werten auch den Harpener Bach ökologisch auf.“
Damit ist weiter nördlich bereits begonnen worden. Der Bach wird komplett von Ümminger See und Werner Teichen und somit auch vom Grubenwasser getrennt. Zum Ende der Arbeiten an der Uferpromenade wird der neue Bachlauf neben dem Ümminger See (Seite Suntums Hof) erstellt.
Die Brücke ist bereits entfernt worden. Sie spielt in den weiteren Planungen keine Rolle mehr. „Sie war auch vorher nicht nötigt“, sagt Baltussen.
Schon im Sommer 2021 sollte mit dem Umbau des Nordufers begonnen werden. Doch das benötigte Bodengutachten war aufwendiger zu erstellen als gedacht. Vorgefunden wurden nämlich weiche Schichten, die mit Wasser gefüllt sind. Festen Boden gibt es demnach erst ab acht Meter Tiefe. So weit müssen nun die Säulen hineingetrieben und vermörtelt werden, damit die Treppenstufen, die zum Ufer hin angelegt werden, auch den entsprechenden Halt haben. Dazu musste extra ein Statiker hinzugezogen werden.
Uferpromenade am Ümminger See: Kosten haben sich verdoppelt
Auch ein Sanierungskonzept für belastete Böden im Untergrund musste erstellt werden. Alles zusammen sorgte für eine enorme zeitliche Verzögerung und eine Verdoppelung der Kosten auf rund fünf Millionen Euro. 2,9 Millionen Euro werden vom Land über das Programm „Grüne Infrastruktur“ bezuschusst, allerdings muss die Maßnahme dafür bis Ende 2023 abgeschlossen sein.
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„Ein extrem ambitionierter Zeitplan“, sagt Bauleiter Markus Ebbing. Aktuell befinde man sich aber im Soll. Und im Fall der Fälle werde man sich schon Alternativen überlegen, wie man verlorene Zeit wieder aufholt. Damit es am „Ümmi“ bald wieder schön ist.