Bochum. Seit vielen Jahren steht ein Haus in bester Innenstadtlage von Bochum leer. Es vergammelt. Jetzt gibt es eine Perspektive. So sieht sie aus.

Der erzwungene Auszug von 25 Senioren aus dem Altenheim Antoniusstift an der Humboldtstraße hat im Sommer 2013 in Bochum für Furore gesorgt. Bauliche und hygienische Mängel wurden damals als Grund für die Räumung genannt.

Zehn Jahre später steht das unansehnliche Gebäude in bester Lage immer noch. Es ist fast leergezogen, das Antoniusstift längst insolvent. Nur auf der Rückseite unterhält der Malteser Hilfsdienst noch seinen Standort. Jetzt gibt es eine Perspektive für die fünfgeschossige Immobilie, die derzeit noch ein Schandfleck ist.

Pläne für Neubau an der Humboldtstraße

Ein repräsentativer Neubau soll an der Ecke Humboldtstraße/Maximilian-Kolbe-Straße entstehen und damit das frühere Gewerkschaftshaus endgültig verschwinden. Zwischenzeitlich hatte die Stadt dort etwa 120 Flüchtlinge untergebracht. Mitte 2018 wurde die Unterkunft geschlossen. Das Haus steht seitdem leer.

Die Pläne für einen Neubau liegen nicht nur in der Schublade. Sie haben dem Vernehmen nach auch schon den Gestaltungsbeirat passiert. Das Gremium hat den Auftrag, „das Stadtbild zu verbessern und Fehlentwicklungen in Architektur und Städtebau zu vermeiden“, so die Stadt Bochum.

Entstehen soll unmittelbar hinter dem Musikforum ein Haus mit Seniorenwohnungen. Im Gespräch sei auch, Arztpraxen und Therapieangebote unterzubringen, so Michael Ludwig, Propst der Innenstadt-Pfarrei St. Peter und Paul. Dazu gebe es „gute Gespräche“ mit Interessenten. Auch ein Tagespflege-Angebot sei möglich. „So eine Kombination wäre das erste Angebot dieser Art in Bochum“, so Propst Ludwig.

Gebäude und Grundstück gehören der Theresia-Albers-Stiftung

Gebäude und Grundstück gehören der Theresia-Albers-Stiftung mit Sitz in Hattingen, deren Stiftungsrat Ludwig angehört. Er sagt: „Wir hätten es locker an jeden Investor verkaufen können. Die Dollars wären gerollt.“ Aber das sei nicht der Plan. „Ich habe gesagt, wir haben auch eine soziale Verpflichtung für die Bochumer Innenstadt. Deshalb sehe ich da eher im weitesten Sinne etwas für soziale Belange. Das wird kein anderer Investor so stemmen.“

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Wobei noch nicht klar sei, ob die Stiftung selbst als Bauherr auftritt oder ob das Gelände möglicherweise verpachtet wird. Schließlich geht es um eine Investition in einem zweistelligen Millionenumfang. Die Stiftung könne sich aber vorstellen, die künftige Einrichtung zu betreiben. Sie unterhält bislang insgesamt zehn soziale Einrichtung für mehr als 600 Menschen in der Region.

Erste Überlegungen, an der Stelle ein Seniorenheim zu bauen, habe die Eigentümerin verworfen. Schließlich betreibt sie in unmittelbarer Nachbarschaft das Seniorenzentrum St. Marienstift mit 85 Einzelzimmern.

Propst möchte seinem Nachfolger keine Baustelle hinterlassen

Nun soll das nächste Projekt in der Innenstadt umgesetzt werden – unbeschadet der anderen Bauprojekte, die die Pfarrei derzeit stemmt. So wird etwa der Turm der Propsteikirche gerade aufwendig saniert.

Propst Ludwig hat sich vorgenommen, dass der Neubau an der Humboldtstraße in vier Jahren steht. Denn: „Ich möchte meinem Nachfolger nicht diese Baustelle hinterlassen“, sagt der 66-Jährige.

Neubau soll ein repräsentatives Gebäude werden

Nicht nur für ihn ist das Innenstadtprojekt eine Herzensangelegenheit. „Unsere Herausforderung ist ja: Wir haben das Marienstift neu gemacht. Die Marienkirche und das Musikforum sind fertig. Jetzt kommt auf der anderen Seite das Haus der Musik. Dann sollte gegenüber auch ein repräsentatives Haus entstehen. Da kann nicht einfach ein 08/15-Gebäude hin. Aber es muss auch funktional sein.“

All das liegt derzeit in den Händen eines Architekturbüros. Das beschäftige sich nach dem Austausch mit dem Gestaltungsbeirat nun mit der Feinplanung.