Bochum. Die Staatsanwaltschaft hat Anklage wegen mutmaßlicher Veruntreuungen bei einem Bochumer Pflegedienst erhoben. Vier Personen sollen vor Gericht.

Nach jahrelangen Ermittlungen hat die Bochumer Schwerpunktstaatsanwaltschaft zur Bekämpfung der Wirtschaftskriminalität Anklage wegen mutmaßlicher Veruntreuungen bei einem großen Bochumer Pflegedienst erhoben. Die Rede ist von einem Schaden in Millionenhöhe. Das bestätigte Richterin Kaja Kovacs, Sprecherin des Landgerichts Bochum, am Freitag auf Anfrage der WAZ.

Angeschuldigt werden ein 67-jähriger Bochumer, der zur mutmaßlichen Tatzeit in leitender Position des Unternehmens tätig war, eine 57-jährige Wittenerin, die ebenfalls eine Leitungsfunktion bei der Pflege inne hatte, eine 64-jährige Ex-Sachbearbeiterin aus Bochum sowie eine 45-jährige Bekannte des 67-Jährigen, eine Bochumerin.

Der mutmaßliche Untreue-Schaden wird auf mehr als 1,38 Millionen Euro beziffert

Über einen Zeitraum von zehn Jahren (2012 bis 2022) sollen sie daran beteiligt gewesen sein, dass dem Pflege-Unternehmen Kapital und Vermögen entzogen wurde, um es überwiegend privat abzuzweigen, aber auch für Schwarzlöhne zu verwenden. Der mutmaßliche Untreue-Schaden wird auf mehr als 1,38 Millionen Euro beziffert. Die meisten Einzelfälle (15) werden dem 67-jährigen Angeschuldigten vorgeworfen.

Pflegedienst verzweifelt gesucht- „Dann sterbe ich lieber“In der Anklage werden zwei Vorgehensweisen beschrieben: Einmal sollen Scheinarbeitsverhältnisse abgeschlossen worden sein, unter anderem mit der 64-jährigen und der 45-jährigen Angeschuldigten. Der Lohn, dem gar keine Leistung zugrunde gelegen habe, soll von diesen dann bar abgeholt und dem Hauptangeschuldigten (67) übergeben worden sein.

Vorwurf: Provisionen in die eigene Tasche gesteckt

Die zweite mutmaßliche Masche: Pflegekunden sollen an eine polnische Firma vermittelt worden sein. Die dafür gezahlten Provisionen seien aber laut Anklage auf ein Konto des 67-Jährigen geflossen, nicht auf das Konto seines Pflegedienstes.

Die 10. Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts unter Vorsitz von Richter Julian Möllers prüft zurzeit noch die Anklage und entscheidet danach, ob sie sie zur Hauptverhandlung zulässt. Erst danach würden Termine für einen Prozess festgesetzt.

Das Ermittlungsverfahren wird bereits seit dem Jahr 2020 geführt. Anfangs bestand der Verdacht des Abrechnungsbetruges. Dann stießen die Ermittler auf die mutmaßlichen Veruntreuungen. Es gab mehrere Durchsuchungen bei dem Pflegedienst.