Bochum. Im Musikforum spielen die Bochumer Symphoniker die ungarische Oper „Herzog Blaubarts Burg“. Da sind zwei Euro fürs Programmheft gut investiert.
Zwei berühmte Liebesgeschichten mit tödlichem Ende erzählen die Bochumer Symphoniker bei ihren „Meisterstücke“-Konzerten im Musikforum in Bochum. Romeo und Julia verband bekanntlich eine dramatische Beziehung bis in den Tod, auch „Herzog Blaubarts Burg“ von Béla Bartók ist ein Seelenkrimi mit finsterem Finale. Die Besucher im recht gut gefüllten Saal machten sich auf einen Abend voller Emotionen gefasst.
Bochumer Symphoniker spielen tragische Liebesgeschichten
Zuständig dafür ist erneut Steven Sloane: Der langjährige Generalmusikdirektor, der vor zwei Jahren nach fast drei Jahrzehnten an der Spitze der Bochumer Symphoniker seinen Hut nahm, wird vom Publikum wie ein guter, alter Freund begrüßt. Kurz vor dem Konzert hatte er noch überlegt, ob er auf dem Podium etwas zur aktuellen Lage in Israel sagen soll, die ihn sehr beschäftigt. Zumindest beim Konzert am Donnerstag ließ er dann lieber nur die Musik sprechen.
- Steven Sloane war 27 Jahre Chef der Bochumer Symphoniker. Zuvor lebte er lange in Israel und leitete unter anderem ein Orchester in Tel Aviv. Lesen Sie hier, was er über die politische Lage in Israel denkt.
- Bei „Bosy goes Pop“ überraschten die Bochumer Symphoniker ihre Besucher im ausverkauften Musikforum mit einer Ode an die Band Queen. Hier lesen Sie, wie das Konzert beim Publikum ankam.
Die knapp 20-minütige Fantasie-Ouvertüre „Romeo und Julia“ bildet den hymnischen Auftakt: Pjotr Tschaikowsky schrieb sie mit Ende 20 und landete damit seinen ersten großen Erfolg. Vom wehmütigen Einsatz der Holzbläser direkt zu Beginn bis zum dramatischen Finale mit Pauke und Trompeten ganz am Ende steckt eine Menge Pathos in dem Stück, das die Symphoniker nuanciert und gekonnt herausarbeiten. Vor allem bei dem berührenden Liebesthema, dessen schwärmerischen Melodie noch lange im Kopf bleibt, gelingt das meisterhaft.
Ein vergleichsweise schweres Kaliber ist die 1911 komponierte Kurz-Oper „Herzog Blaubarts Burg“ des ungarischen Komponisten Béla Bartók, die nur aus einem Satz und etwa einer Stunde Spiellänge besteht und zu den fünf Lieblingswerken von Steven Sloane gehört. Schon lange wurde sie in Bochum nicht mehr aufgeführt, zuletzt vor vielen Jahren im Audimax.
Ungarischer Text lässt manchen Zuschauer etwas ratlos zurück
Bartók erzählt darin die versponnene Geschichte des wohlhabenden Blaubart, der schon zahlreiche Frauen in sein verwunschenes Schloss eingeladen hat – keine ist danach je wieder gesehen worden. Deirdre Angenent (Mezzosopran) und Krisztián Cser (Bassbariton) laufen als Judith und Blaubart zu großer Form auf. Anders als bei Opern üblich, werden die Szenen nicht gespielt, sondern nur konzertant dargeboten, was ihrem innigen Duett auf der Bühne schnell etwas Steifes gibt. Stimmlich hingegen ist das über jeden Zweifel erhaben.
Allein: Gesungen wird auf Ungarisch. Weil es im Musikforum leider keine Übertitel gibt, sind zwei Euro fürs Programmheft gut investiert, denn darin ist das Libretto abgedruckt. Wer es während der Aufführung nicht mitliest, dürfte Mühe haben, der Geschichte überhaupt zu folgen. Am Ende gibt es langen, warmen Beifall – und so manchen rätselnden Besucher: „Ich habe nichts verstanden, aber schön war’s“, meint einer von ihnen am Ausgang.