Bochum-Gerthe. In Bochum-Gerthe ziehen Obdachlose in eine alte Senioreneinrichtung. Doch es werden viel weniger Menschen kommen als ursprünglich geplant.
Das geplante Obdachlosenhaus in Bochum-Gerthe soll kleiner ausfallen als ursprünglich vorgesehen. SPD und Grüne im Ausschuss für Soziales und Gesundheit haben beantragt, die künftigen Bewohner in Einzel- statt in Doppelzimmern unterzubringen, was in der jüngsten Sitzung mehrheitlich angenommen wurde. Statt 42 Menschen werden nun also lediglich maximal 20 dort leben.
SPD-Ratsmitglied Gabi Schäfer: „Der Beschluss ist verbindlich für die Verwaltung.“ Sie schätzt die Zahl der Menschen, die dann an der Lothringer Straße 21a betreut werden, auf 19 oder 20. Die CDU-Fraktion hatte gegen den Antrag gestimmt, weil sie den Standort ablehnt.
CDU-Fraktion: „Der Standort in Gerthe ist verbrannt“
Dazu Marcus Stawars, sozialpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion: „Ich habe den Antrag von Rot-Grün begrüßt, die Zahl der Wohnungslosen zu reduzieren. Doch nach unserer Ansicht ist der Standort verbrannt.“ Seine Kritik: die schlechte Kommunikation mit den Nachbarn, aber auch mit der Politik. „Von den Plänen an der Lothringer Straße haben wir erst durch die Presse erfahren.“
Bis heute fehle ein schlüssiges Konzept für die Betreuung dieser Menschen. „Die Verwaltung kann ja nicht einmal die Frage beantworten, wie viele Plätze in Unterkünften bei 342 Obdachlosen in Bochum benötigt werden.“ Denn auch, wenn der Standort Gerthe nun erheblich kleiner ausfallen wird, sei die Zahl der Bewohner immer noch größer als an der Wasserstraße. Stawars: „Und gerade die kleine Lösung wurde zuvor von Sozialdezernentin Britta Anger hervorgehoben.“
Der Widerstand im Stadtteil war zu Anfang sehr groß
Als bekannt wurde, dass das ehemalige Seniorenheim „Haus Gloria“ in Gerthe zum neuen Zuhause für Obdachlose in Bochum genutzt werden soll, war die Protestwelle zunächst hoch. Besonders aus den benachbarten Kindertageseinrichtungen wurden große Bedenken geäußert. Der Haupt- und Finanzausschuss hat vor einem Monat der Anmietung der Immobilie von der „Ruhr Haus GmbH“ im Herzen von Gerthe zugestimmt. Die Ratsmehrheit hatte das Vorhaben bereits vier Wochen zuvor auf den Weg gebracht.
Das Haus mit ca. 1400 Quadratmetern Wohnfläche soll für zunächst fünf Jahre angemietet werden mit der Option auf Verlängerung. Die Miete beträgt monatlich rund 15.000 Euro. Die Eigentümerin verpflichtet sich im Vorfeld, Renovierungen vorzunehmen.
Ein Einzugstermin steht bislang noch nicht fest
Gabi Schäfer: „Somit steht noch nicht fest, wann das Haus bezogen werden kann. Ich glaube nicht, dass es noch in diesem Jahr möglich ist. Für das Betreuungskonzept muss auch innen viel verändert werden.“ Ursprünglich hieß es von der Verwaltung, mit der Anmietung von „Haus Gloria“ soll der Standort Herzogstraße in Hofstede wieder ausschließlich für Flüchtlinge bereitgehalten werden. Nun heiße es, das Haus soll vorerst nicht gänzlich freigezogen werden, erklärt die SPD-Ratsfrau.
Auch eine Trainingswohnung ist vorgesehen
Vorgesehen ist auch eine sogenannte Trainingswohnung, in der bis zu vier Personen untergebracht werden sollen. Das könne eine Familie sein oder Menschen, die eine Wohngemeinschaft bilden könnten. Sie könnten dort „trainieren“, wie sie in einer Wohnung, weg von der Straße, wieder zurechtkommen. Gabi Schäfer: „Das hat sich bereits an der Unterkunft für wohnungslose Frauen an der Uhlandstraße bewährt.“