Bochum. Die ersten beiden großen Läden im Husemann-Karree Bochum eröffnen im Oktober. Kunden dürfen auf Angebote hoffen. Die Stadt antwortet auf Kritik.

Am Donnerstag, 19. Oktober, ist es soweit: Vier Jahre nach dem Abriss der Justizgebäude an der Viktoriastraße und 40 Monate nach Grundsteinlegung eröffnen im Husemann-Karree Bochum die ersten Geschäfte. Der neue Ankermieter Woolworth und Rewe Mert versprechen attraktive Angebote. Darunter eine Verlosung von Karten für Heimspiele des VfL Bochum.

Husemann-Karree Bochum: Erste Geschäfte eröffnen

Fertig ist das 160 Millionen Euro teure und als Viktoria-Karree gestartete Projekt eines privaten Investors, das die Innenstadt beleben und den Einzelhandel stärken soll, aber noch lange nicht. Selbst die Stadt als größter Mieter hat bis heute ihre Flächen im Gebäude A (Ecke Westring/ ABC-Straße) noch nicht übergeben bekommen. „Uns ist schriftlich mitgeteilt worden, dass die Übergabe […] in KW 42 stattfinden wird“, teilt die Verwaltung auf Anfrage mit.

Vorsicht ist bei Prognosen des Investors geboten. Unabhängig davon, ob es langfristige oder kurzfristige sind. Beim Richtfest im September 2021 wurde beispielsweise die Eröffnung des Quartiers mit Einzelhandel, Gastronomien, Fitnessclub, Hotel und Büros für den Herbst 2022 angekündigt. Damals noch mit dem Ankermieter Decathlon.

Start-Termin für Hotel kann nicht gehalten werden

Überholt ist aber auch schon wieder eine jüngere schriftliche Mitteilung der HBB (Hanseatische Betreuungs- und Beteiligungsgesellschaft, Hamburg) an die Stadt zum Eröffnungstermin am 19. Oktober. Demnach sollte zu diesem Termin auch das Holiday-Inn-Hotel mit 171 Betten im Gebäude B (Ecke Westring/Junggesellenstraße) eröffnen. „Daraus wird vermutlich nichts. Wir eröffnen aber noch in diesem Jahr“, sagt Prokurist Peter Schulze. „Die öffentlichen Flächen sind leider noch nicht fertig.“ Zurzeit arbeiteten Fliesenleger und Parkettbauer an den Böden in Lobby, Bar und Restaurant.

Startklar dafür ist Ahmet Mert. „Wir bauen fleißig unsere Flächen aus, die Regale stehen und die Kühlung läuft.“ Am Wochenende würden die ersten Waren für den Rewe-Markt geliefert, „unsere frischen Waren folgen drei bis fünf Tage vor der Eröffnung.“

Rewe Mert öffnet am 19. Oktober um 7 Uhr

Los geht es am Donnerstag, 19. Oktober, um 7 Uhr. Täglich außer sonntags werde der Supermarkt im Karree von 7 bis 24 Uhr geöffnet sein, so Mert. Zum Start will der Händler auf Social Media werben und eine Tombola anbieten. Eintrittskarten für Heimspiele des VfL Bochum gehören zu den Gewinnen.

Für den Verkauf gerüstet ist auch Woolworth. Die rund 2800 Quadratmeter große Fläche sei im August übernommen worden, ab dem 16. Oktober werde eingeräumt, sagt Sprecher Roland Rissel. Donnerstags zu starten habe eine gewisse Tradition. „Das ist in der Regel neben dem Samstag der umsatzstärkste und frequenzstärkste Tag in der Woche.“

Im Karree will Woolworth laut Rissel insbesondere mit „Aktionsware“ punkten. „Die 2140 Quadratmeter Verkaufsfläche sind für uns etwas besonderes. Wir werden unser gesamtes Sortiment anbieten können und dabei mehr von allem vorhalten“, so Rissel. Es werde regelmäßiger zu Aktionen mit Markenartikeln von Adidas, Nike, WMF oder Teflon kommen.

Woolworth-Filialen in Drehscheibe und Wattenscheid sollen bleiben

Zur Dauer des Mietvertrages gibt es keine Auskunft. Rissel: „Wir schließen immer sehr langfristige Mietverträge ab. Wir kommen, um zu bleiben.“ Auswirkungen auf die anderen drei Märkte in Bochum (Drehscheibe, Alter Markt und Hochstraße in Wattenscheid) habe die neue Filiale nicht. „Wir bedienen hier jeweils andere Zielgruppen, eine Kannibalisierung gibt es da selbst bei nur wenigen hundert Metern Luftlinie nicht.“

Beinahe vergessen ist schon das politische Palaver um die Woolworth-Ansiedlung selbst. Kurz und knapp „Ja.“ heißt es in einer Antwort der Verwaltung auf eine CDU-Anfrage, ob der Decathlon-Nachfolger Woolworth „die beabsichtigte Stärkung des Einzelhandelsstandortes Innenstadt realisiert“.

Woolworth betreibe 480 Kaufhäuser in Deutschland und expandiere nach Polen und Österreich, begegnet die Verwaltung Kritik am neuen Ankermieter, den Kommunalpolitiker als Ramschladen (Sebastian Pewny, Grüne) beziehungsweise Billig-Kaufhaus (Roland Mitschke, CDU) bezeichnet hatten.

Stadt Bochum erwartet eine Stärkung der Innenstadt

Im und am Gebäude C an der Ecke Viktoria-/Junggesellenstraße stehen noch viele Arbeiten an. / FUNKE Foto Services
Im und am Gebäude C an der Ecke Viktoria-/Junggesellenstraße stehen noch viele Arbeiten an. / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Mit Blick auf die Einzelhandelskrise und Insolvenzen wie beim Konzern Galeria-Karstadt-Kaufhof sei Woolworth „ein sehr gesundes Unternehmen mit dem richtigen Konzept“, so die Stadt. „Nach der Schließung von Kortum wird kein Kaufhaus in der Innenstadt betrieben. Daher fehlen viele Artikel aus dem Bereich, die Woolworth nun anbietet. Daher wir die Eröffnung [...] die Innenstadt stärken.“

Informationen zur Eröffnung und Einschätzungen des Investors HBB zum Baufortschritt des Gebäudes C (Ecke Viktoria-/Junggesellenstraße) gibt es derzeit urlaubsbedingt nicht. In dem Haus gegenüber der Deutschen Bank sind kleinteiliger Einzelhandel, Gastronomien, unter anderem eine Filiale der Kette L’Osteria, und Büros geplant.