Bochum. Das Viktoria-Karree Bochum verliert seinen Ankermieter: Decathlon springt ab. Die CDU sieht Fehler bei der Stadt und spekuliert über Ursachen.
Das Gerücht vom Sommer 2022 ist gut neun Monate später eine Nachricht: Decathlon kommt vorerst nicht nach Bochum. Die vom Investor des Millionen-Projektes Viktoria-Karree angekündigte Filiale im neuen Dienstleistungs- und Geschäftsquartier wird es nicht geben. Das bestätigte eine Sprecherin der Sportkette gegenüber der WAZ.
Decathlon sagt Bochum ab: Bau des Viktoria-Karrees dauert zu lange
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Das französische Unternehmen habe den Mietvertrag „aufgrund von Verspätungen der baulichen Maßnahmen gekündigt“, so Decathlon-Sprecherin Nora Lühne. „Decathlon wird daher keine Filiale im Viktoria Karree Bochum eröffnen.“
Das Aus für den Ankermieter kommt für den Investor des Viktoria-Karrees zwar nicht überraschend, aber es dürfte die Hanseatische Betreuungs und Beteiligungsgesellschaft HBB härter treffen, als es in Hamburg zugegeben wird. Einen Nachmieter für die größte Handelsfläche im Karree (2800 Quadratmeter) gibt es jedenfalls noch nicht.
„Wenn wir im Sommer eröffnen, wird das Gebäude voll vermietet sein“, verspricht Geschäftsführer Harald Ortner. Die für Ende Juni geplante Eröffnung bezieht sich aber nur auf das erste von drei Gebäuden, auf das Haus A im Bereich Westring, ABC-Straße und Viktoriastraße, in dem auch Decathlon Sportartikel verkaufen sollte.
Städtische Büros, Rewe und Fitnessstudio eröffnen Ende Juni
Geplant sind in dem Trakt außerdem ein Rewe-Markt, ein Fitnessstudio und städtische Büros. Die Gebäude B (mit Hotel) und C sollen Ende des Jahres fertig sein. Ortner: „Wenn es dann Frühjahr wird, wäre das auch nicht weiter schlimm.“ Zur Erinnerung: Ursprünglich eröffnen sollte das Karree im Herbst 2022.
Aus Sicht der HBB hat das Decathlon-Aus nichts mit baulichen Verzögerungen zu tun. „Wir haben fristgerecht geliefert“, sagt Ortner, der bereits Anfang des Jahres von veränderten Expansionsplänen der Franzosen berichtete.
Die CDU-Fraktion in Bochum indes spekuliert über ganz andere Gründe. „Man hört ja einiges über eine mögliche Änderung der Strategie des Unternehmens. Aber Fakt ist auch, dass die Location durch die Baumaßnahme am Husemannplatz nicht an Attraktivität gewonnen hat“, sagt Fraktionsvize Roland Mitschke.
CDU kritisiert zeitlichen Ablauf der Arbeiten am Husemannplatz
Die CDU kritisiert seit längerem den zeitlichen Ablauf bei der Umgestaltung des Husemannplatzes. Dass erst das Karree gebaut und dann der Platz gestaltet werde, sei „unglücklich und peinlich“. Es ärgere die Bürger und sei keine Werbung für Investoren. Mit Blick auf Decathlon fragt sich die CDU daher: „Kann es sein, dass man Bochum eine Absage erteilt hat, weil man nicht zwei Jahre eine staubige Baustelle vor der Haustür haben will?“
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„Das ist Quatsch. Die Absage Decathlons hat überhaupt nichts mit dem Husemannplatz zu tun“, widerspricht Ortner dieser Spekulation. „Wir wären sicherlich froh, wenn der Platz schneller fertig werden würde, aber wir erleben doch am eigenen Leib, wie schwierig die Zeiten sind. Und für einen öffentlichen Bauträger gilt das mit Blick auf erforderliche Ausschreibungen erst recht.“
Wirtschaftsentwicklung sieht „keine großen Auswirkungen“
Langfristige Mietverträge im Viktoria Karree seien nicht davon abhängig, „ob der Platz zur Eröffnung fertig umgebaut ist oder nicht“, teilt die Wirtschaftsentwicklung Bochum (WEG) auf Anfrage mit. Das Decathlon-Aus habe mit der Unternehmensphilosophie zu tun. „Wir finden es schade, dass sich Decathlon von kleineren Flächenkonzepten verabschiedet und sich nicht in der Bochumer Innenstadt ansiedelt, glauben aber auch, dass das keine großen Auswirkungen auf den Erfolg des Viktoria Karrees und für die Innenstadt hat.“