Bochum. Das Viktoria-Karree in der Bochumer Innenstadt hat einen neuen Ankermieter: Woolworth. Das sorgt in der Stadt für Skepsis bis Entsetzen.
Der Einzelhändler Woolworth zieht nach der Decathlon-Absage als Ankermieter auf die 2700-Quadratmeter-Fläche ins Viktoria-Karree, das nun ins „Husemann-Karree“ umbenannt werden soll. Politik und Einzelhandel reagieren mit Skepsis bis hin zu offener Ablehnung auf die Entscheidung des Investors, der Hanseatischen Betreuungs- und Beteiligungsgesellschaft (HBB).
Von dort hatte es geheißen, dass Woolworth ein „sehr erfolgreicher Kaufhausbetreiber mit breitem Sortiment an Artikeln für den täglichen Bedarf“ ist. Nach der Absage von Sportartikel-Händler Decathlon zeigt sich der Investor erleichtert, dass er einen zuverlässigen Mieter für die große Fläche (Eröffnung im Oktober 2023) gefunden habe.
Woolworth kommt ins Viktoria-Karree: Politik zeigt sich skeptisch
Diese Erleichterung teilen in Bochum nicht viele. CDU-Fraktionsvize Roland Mitschke findet deutliche Worte: „Woolworth ist kein hochwertiger Anbieter, immerhin besser als ein Ein-Euro-Shop.“ Das ursprüngliche Ziel des Karrees – nämlich die Innenstadt zum Einkaufen attraktiver zu machen – das sei deutlich verfehlt. „Positiv ist, dass dort nach der Decathlon-Absage kein Leerstand entsteht.“
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„Discounter hat Bochum schon genug“, sagt Volker Steude, Ratsmitglied der Stadtgestalter. Auch Sebastian Pewny, Fraktionschef der Grünen, kommentiert deutlich: „Woolworth ist ein Ramschladen. Das ist nach einem Leerstand die zweitschlimmste Option für das Viktoria-Karree.“ Selbstverständlich sei auch er froh, dass in so prominenter Lage kein Leerstand entstehe. „Aber das ist nicht das, was wir uns gewünscht haben. Ich bin sehr ernüchtert und spüre eine große Skepsis.“ Dennoch wolle er Woolworth eine Chance geben, aus dem Ausland kenne er durchaus attraktive Konzepte des Einzelhändlers, die auch in Bochum funktionieren könnten. „Wenn es so wird wie in Wattenscheid, dann wäre das allerdings eine Katastrophe.“
Deutlich zurückhaltender positioniert sich SPD-Fraktionschef Burkart Jentsch: „Die Woolworth-Nachricht hat bei mir keinen Begeisterungssturm ausgelöst. Ich hoffe aber, dass Woolworth den hohen Erwartungen gerecht wird.“ Hoffnung setze er in das beworbene Großstadtkonzept, das er aber noch nicht kenne.
Auch auf Facebook wird das Thema diskutiert
Emotional diskutiert wird die Woolworth-Zusage auch im sozialen Netzwerk Facebook. „Irgendwie wäre es ja schön, wieder den einen oder anderen „hochwertigen“ Laden in der Bochumer Innenstadt zu haben. Ein so teures Prestigeprojekt und dann als Ankermieter Woolworth (...), das klingt nicht so zukunftsfähig“, schreibt etwa Katja Grabowski.
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Christian Ernst sieht konzeptionelle Fehler in der Bochumer Innenstadt. „Der Anteil hochwertiger Geschäfte nimmt weiter ab, attraktiver Einzelhandel in adäquater Menge Fehlanzeige. Teures Parken ist zudem nicht förderlich. Der Ruhrpark steht deutlich besser da.“
Thomas Solecki sieht Zweifler und Kritiker bestätigt. „Das Ding ist eine Totgeburt. Wenn schon die Vermietung so ein Gewürge ist, dann klingt das kaum vielversprechend. In jedem Fall wird es zwei Jahre nach der Öffnung die Innenstadt nicht aufgewertet haben.“
Initiative Bochumer City zeigt sich optimistischer
Beim Einzelhändler-Zusammenschluss, der Initiative Bochumer City (IBO), zeigt man sich auf Nachfrage optimistischer: „Wir hätten uns wirklich gefreut, wenn Decathlon gekommen wäre. Jetzt sind wir aber sehr froh, dass das kein Leerstand wird und dass jemand gefunden wurde“, sagt Vorständin Christina Jordan.
Und auch die anderen Mieter im Einkaufszentrum zeigen sich zufrieden. „Ich habe nichts gegen namhafte Ketten. Jeder Frequenzbringer ist gut“, sagt etwa Michele Aprile von Easy Fitness.