Bochum/Witten. Der Prozess um den Mord eines 58-Jährigen startet Dienstagmittag am Landgericht. Der Bochumer wurde Anfang März in seinem Auto erschossen.

An diesem Dienstag (12.) beginnt mittags vor dem Bochumer Schwurgericht der Prozess um den kaltblütigen Mord an einem 58-jährigen Bochumer am 7. März in seinem Audi auf seinem Garagenstellplatz am Hustadtring. Es wirkte wie eine Hinrichtung mit mindestens fünf Pistolenschüssen.

Während der mutmaßliche Mörder (26) aus der U-Haft vorgeführt werden wird, kann der zweite Angeklagte (29), ein Familienvater aus Witten, als freier Mann im Sitzungssaal erscheinen. Anfang August war er überraschend aus der U-Haft, in der er seit 24. Mai saß, freigelassen worden. Damals war der Friseur frühmorgens von Spezialkräften der Polizei im Beisein seiner Familie zu Hause festgenommen worden.

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Tiefgaragenmord in Bochum- War der Täter ein Stockumer?Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Beihilfe zum Mord vor. Die Richter bewerten seine mögliche Rolle bei der Tat aber weniger kriminell als die Staatsanwaltschaft. Sie haben den Haftbefehl außer Vollzug gesetzt und abgeändert: Sie sehen seinen Tatbeitrag nach bisheriger Aktenlage vorläufig nur noch als versuchte Strafvereitelung.

Laut Anklage soll der Hauptangeklagte, ein Pizza-Auslieferungsfahrer aus Dortmund, den Tatort am Tag vor dem Mord ausgespäht und seinen Wagen an der Bushaltestelle direkt vor der Garage abgestellt haben. Nach den tödlichen Schüssen habe er den Wittener, seinen Freund, angerufen und ihm einen Treffpunkt wenige Hundert Meter entfernt mitgeteilt. Dort sei der Wittener mit seinem Auto erschienen. Der 26-Jährige habe ihm von dem Mord erzählt und den Freund gebeten, dass dieser das Tatfahrzeug weiter wegsetzen könne, damit man ihn, den Schützen, nicht beim Wegfahren vom Tatort sehe. So soll es dann auch geschehen sein. Beide Männer seien danach jeweils mit ihren eigenen Pkw verschwunden.

Der Hauptangeklagte sitzt weiterhin in Untersuchungshaft

Bereits vor der Tat soll der Hauptangeklagte dem Freund von einem Verkehrsstreit zwischen ihm und dem späteren Opfer auf einer Straße in Dortmund erzählt haben. Einen Unfall gab es zwar nicht, trotzdem soll der 26-Jährige weiter wütend gewesen sein. Dann solle er sein Problem doch endlich lösen, soll der Wittener ihm gesagt haben. Die Staatsanwaltschaft wertet dies als psychische Bestärkung zur Tat, das Gericht offenbar nicht.

Laut Anklage soll der 26-Jährige am Tattag um 8.12 Uhr mindestens fünf Mal auf den 58-jährigen Bochumer gefeuert haben, nachdem dieser gerade in seinen Audi in der Sammelgarage eingestiegen war und den Motor gestartet hatte, um rückwärts auszuparken. Die Geschosse durchschlugen die Karosserie und ein Fenster und trafen Rücken, Kopf und Hals des Opfers. Der völlig unbescholtene Telecom-Mitarbeiter wohnte direkt nebenan in einem Hochhaus.

Die mutmaßliche Tatwaffe, hier auf einem Foto von der Polizei Bochum auf einer Pressekonferenz am 25. Mai im Präsidium präsentiert.
Die mutmaßliche Tatwaffe, hier auf einem Foto von der Polizei Bochum auf einer Pressekonferenz am 25. Mai im Präsidium präsentiert. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Als die Leiche am Abend desselben Tages von einem zufällig vorbeikommenden Zeugen entdeckt wurde, lief noch der Motor.

Auch Porsche-Raub angeklagt

Mit der mutmaßlichen Mordwaffe soll der Hauptangeklagte bereits am 21. Dezember 2022 im Dortmunder Süden einen Porsche Cayenne geraubt haben. Der Fahrer (64) wurde angehalten und musste aussteigen. Zwei Schüsse wurden abgegeben, aber niemand getroffen.

Ein Schuss wurde ins Handy des Porsche-Besitzers abgefeuert, das dieser zuvor abgeben musste. Auch dieses Verbrechen wird jetzt im Bochumer Prozess verhandelt.

In Prozess wird eine Psychiaterin den Mann auf seine Schuldfähigkeit begutachten.

Wie es in der Anklage von Staatsanwalt Philipp Rademacher heißt, habe der 26-Jährige, ein Türke wie auch der Mitangeklagte, mit der Tat sein Gesicht wahren wollen. Außerdem ist von Hass auf Deutsche die Rede. Er war observiert worden und dabei kam heraus, dass auch „Wut und Ablehnung“ gegen Deutsche eine Rolle gespielt haben sollen, wie Rademacher sagt. „Entsprechende Äußerungen sind deutlich vernommen und dokumentiert worden.“

Gericht hat 22 Sitzungstermine bis 1. Dezember angesetzt

Das Schwurgericht wird alle Details dieses Mordes aufzuklären versuchen. Es hat 22 Sitzungstermine bis 1. Dezember eingeplant.