Bochum/Witten/Dortmund. Kripo und Staatsanwaltschaft nennen Details zum Garagen-Mord in Bochum. Tatmotiv ist eine Verkehrsstreitigkeit. Liveticker zur Pressekonferenz.

Elf Wochen nach einem Mord in der Hustadt in Bochum, der wie eine Hinrichtung anmutet, hat die Kripo am Mittwoch zwei Männer festgenommen. Sie sind dringend tatverdächtig.

  • Der 58-jährige Christian N. ist am Morgen des 7. März in einer Gemeinschaftsgarage am Bochumer Hustadtring unweit seiner Wohnung kaltblütig erschossen worden.
  • Lange war bei den Ermittlungen kein Tatmotiv erkennbar. Am Mittwoch, 24. Mai, wurden zwei Männer festgenommen. Beide sind polizeibekannt und sitzen nun in U-Haft.
  • Als Tatmotiv nennt die Polizei eine Verkehrsstreitigkeit.

Ab 11 Uhr am Donnerstagvormittag nennen Kripo und Staatsanwalt Philipp Rademacher Einzelheiten zu dem Verbrechen. Wohl auch zum Tatmotiv oder zumindest zum Tathintergrund. Beides dürfte ungewöhnlich sein, denn am Mittwoch wurde bekannt, dass die beiden Männer gar keine Beziehung zu dem Opfer hatten. „Es gibt keinen Hinweis, dass sie einander bekannt waren“, sagte Polizeisprecher Jens Artschwager der WAZ.

Garagen-Mord in Bochum: Der Liveticker zur Pressekonferenz ab 11 Uhr

11.45 Uhr: Wir beenden den Liveticker an dieser Stelle und berichten in Kürze ausführlich zu weiteren Details des Tathergangs und der Ermittlungen.

11.30 Uhr: Um welche Verkehrsstreitigkeit es sich genau handelt, kann Rademacher bei der Pressekonferenz nicht sagen. Es handle sich nicht um einen Verkehrsunfall. „Durch die Ermittlungen ist bekanntgeworden, dass das Opfer sehr rechtstreu war und auf die Einhaltung von Regelung und Ordnung gepocht hat“, gibt der Staatsanwalt einen Einblick. Ein Zeuge habe das Streitgespräch beobachtet. Ein weiterer Beweis ist ein Notruf bei der Polizei, bei der sich der Tatverdächtige unmittelbar nach der Verkehrsstreitigkeit erkundigt hat, ob das Opfer das Foto hätte aufnehmen dürfen. Dadurch hatte man die Handynummer des jetzt Tatverdächtigen gehabt.

11.20 Uhr: Kriminalhauptkommissar Arndt Mallepree berichtet vom Einsatz der Mordkommission in den vergangenen rund elf Wochen, in denen sie permanent im Einsatz gewesen sei. „Alle Mitglieder sind im gesamten Verlauf hochmotiviert gewesen“, so Mallepree. Dabei habe es wenige bis keine freien Tage gegeben.

Am Mittwoch hätten Spezialeinsatzkräfte der Polizei die beiden Tatverdächtigen in ihren Wohnungen angetroffen, der Zugriff sei bereits in den Tagen zuvor geplant worden. Dort fanden Durchsuchungen statt, die mögliche Tatwaffe und Munition seien aufgefunden worden. Bei dem Zugriff waren auch die Familien der beiden Verdächtigen anwesend. „Zum jetzigen Ermittlungsstand sind noch Fragen offen, die wir noch nicht gänzlich beantworten können“, so Mallepree. Das Gesamtbild sei aber schon so rund, dass man von einem dringenden Tatverdacht ausgehe. Die Staatsanwaltschaft habe deshalb Untersuchungshaft angeordnet.

11.10 Uhr: Staatsanwalt Rademacher teilt mit, dass es sich beim Mordmotiv um Rache wegen einer vorherigen Verkehrsstreitigkeit handle. Am 3. März (Freitag) habe das spätere Opfer den Tatverdächtigen, ein Pizzalieferant aus Dortmund, in der Dortmunder Nordstadt fotografiert. Nachdem sich der Mann nicht davon abbringen lassen habe, das vermeintliche Foto zu löschen, folgte der Beschuldigte ihm anschließend heimlich zu seiner Adresse in der Bochumer Hustadt.

„Er machte sich mit den Begebenheiten vor Ort vertraut“, so Staatsanwalt Rademacher bei der Pressekonferenz. Am Dienstagmorgen (7. März) habe der Hauptverdächtige dem Opfer dann aufgelauert. Nachdem es in seinen Wagen eingestiegen ist, sei der Beschuldigte in die Garage gekommen und habe auf den im Fahrzeug sitzenden 58-Jährigen insgesamt sieben Mal geschossen. Fünf Projektile seien in seinen Körper eingedrungen.

Daraufhin flüchtete der Dortmunder. Der zweite Beschuldigte – ein Friseur aus Witten – habe ihn mit einem Pkw abgeholt. Der Hauptverdächtige werde des heimtückischen Mordes verdächtigt, es gebe niedrige Beweggründe. Auch Heimtücke liege vor.

In dieser Tiefgarage in der Bochumer Hustadt hat sich der Mord am 7. März 2023 ereignet.
In dieser Tiefgarage in der Bochumer Hustadt hat sich der Mord am 7. März 2023 ereignet. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

11.00 Uhr: Der große Sitzungssaal im Polizeipräsidium an der Uhlandstraße füllt sich mit Medienvertreterinnen und -vertretern. Staatsanwalt Philipp Rademacher, Kriminalhauptkommissar Arndt Mallepree (Leiter der MK Garage) und Antje Wippermann (Leiterin des Einsatzes am Mittwoch) eröffnen die Pressekonferenz.

Christian N. wurde kaltblütig erschossen: Die Hintergründe

Am Morgen des 7. März (Dienstag) war der 58-jährige Bochumer Christian N. in einer Gemeinschaftsgarage am Bochumer Hustadtring unweit seiner Wohnung kaltblütig erschossen worden. Er war gerade in seinen Audi TT eingestiegen und hatte den Motor gestartet. Dann wurden von hinten mehrere Schüsse auf ihn abgefeuert.

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Sie schlugen durchs Fensterglas und durch die Karosserie ein. Jeder Schuss traf, vor allem am Oberkörper. Der 58-Jährige sank tot in seinem Sitz zusammen und wurde erst am Abend danach im Auto von einem Zeugen entdeckt.

Ermittlungen waren sehr schwierig, zumal kein Tatmotiv ersichtlich war

Die Ermittlungen der Mordkommission („MK Garage“) waren sehr schwierig, zumal das Opfer, ein alleinstehender und zurückgezogen lebender Mitarbeiter der Telekom, keine potenziellen Feinde hatte. Es war keinerlei Tatmotiv erkennbar. Nach akribischer Kriminalarbeit unter anderem mit verdeckten Ermittlern gerieten aber zwei Männer ins Visier der Kripo. Am Mittwoch um 6 Uhr früh erfolgte der Zugriff auf Dortmunder und Wittener Stadtgebiet.

Kräfte eines Spezial-Einsatzkommandos (SEK) nahmen einen 26-jährigen Dortmunder und einen 29-jährigen Wittener, zwei Freunde, in ihren jeweiligen Wohnungen fest. Der Dortmunder ist der Hauptverdächtige; er sitzt seit Mittwochnachmittag wegen Mordverdachts in U-Haft. Der Haftbefehl gegen den Wittener wurde am Donnerstag vollstreckt, wegen des Vorwurfs der Beihilfe zum Mord.

Polizei und Staatsanwaltschaft Bochum teilen am Donnerstag Einzelheiten mit

Die Kripo stellte nach Durchsuchungen diverse Beweismittel sicher. Beide Beschuldigte sind polizeibekannt. Zu den Vorwürfen schweigen sie.