Bochum. Nach dem gewaltsamen Tod eines Mannes in einer Tiefgarage am Hustadtring in Bochum sind Nachbarn verunsichert. „Viele haben jetzt Angst.“
Der Großeinsatz ist vorbei, am Donnerstagvormittag sind die Mannschaftswagen und uniformierten Polizisten wieder aus dem Viertel verschwunden, die Hochhaussiedlung liegt ruhig da. Doch noch immer sind viele Fragen zum gewaltsamen Tod eines Mannes in der Tiefgarage am Hustadtring offen. Am Dienstagmorgen, so der bisherige Ermittlungsstand, wurde das Opfer mittleren Alters in seinem Auto erschossen. Eine Zeugin fand den Toten durch Zufall am Dienstagabend. Er soll hier in einem der Hochhäuser gewohnt haben.
„Willkommen in der Hustadt“, liest man auf einem Aufkleber am Eingang zum Hustadtring Nummer 81 und den Slogan: „Wohnen zum Wohlfühlen“. Eine Frau kommt aus der Tür. „Ich hab’ den Mann nicht gekannt“, sagt sie. Sie wohne ganz oben, bekomme nicht ganz so viel mit. Die Ereignisse hätten sie „schon schockiert“, aber unsicher fühle sie sich deswegen nicht. „Nein! Dann dürften wir nicht mehr auf dieser Erde wandeln.“
„Alle haben das mitbekommen – viele haben jetzt Angst!“
Auch im nahe gelegenen Friseursalon „801 Cut by memo“ ist die Tat in der Tiefgarage Thema an diesem Vormittag. „Natürlich haben das alle mitbekommen!“, sagt Ahmed Sakir. „Viele haben jetzt Angst.“ Und viele – auch er selbst – seien neugierig, räumt der 28-Jährige ein. Man wolle doch wissen: „Wer war das? Was steckt dahinter?“ Was bislang bekannt sei, deute ja nicht auf eine Zufallstat hin.
„Wird langsam wie in Amerika hier“, kommentiert eine Frau im Salon und zuckt mit den Schultern. „Überfälle gab’s ja immer schon hier, Einbrüche auch, aber das ...“ Auch im kleinen „Hustadt-Supermarkt“ schütteln die Menschen mit dem Kopf. An so einen Fall erinnert sich hier niemand. Von Angst nach der Tat in der Nachbarschaft will keiner sprechen. Aber die vielen offenen Fragen, die werden auch hier wieder aufgezählt.
In der Hustadt immer sicher gefühlt
„Keiner weiß, was ist“, sagt eine 53-Jährige, die wir einige Hundert Meter entfernt treffen. Ihren Namen möchte die Frau nicht veröffentlicht wissen, aber sie erzählt: Davon, dass sie vor 27 Jahren aus dem Irak nach Deutschland gekommen sei, um in Sicherheit zu leben. „Ich habe Krieg gesehen“, sagt sie, ihre Kinder sollten das nicht müssen. Die Tat in der Tiefgarage, das große Polizeiaufgebot am Mittwoch, die Unsicherheit: „Katastrophe! Für mich ist das eine Katastrophe!“ Man wisse ja nicht, warum das alles passiert sei.
„Ängstlich ist man schon“, sagt eine 70-jährige Bewohnerin aus dem Hustadtring 81. Sie wohne „seit 44 Jahren in der Hustadt“, habe sich immer sicher gefühlt. Raufereien gab es, vielleicht auch mal Ärger zwischen Gangs, ja. „Aber Mord?!“ Sie habe eine Freundin in der Nachbarschaft, „wir halten uns jetzt auf dem Laufenden“, erzählt sie am Tag nach dem großen Polizeieinsatz. Im Dunklen wollten beide erst einmal nicht mehr alleine vor die Tür, „und ich mach auch keinem Fremden die Tür auf“. Nicht, bis die Tat aufgeklärt sei.
Polizei bittet dringend um Hinweise
Die Bochumer Polizei bittet dringend um Hinweise zu dem Fall.
Wer etwas Verdächtiges gesehen oder gehört hat oder andere sachdienliche Informationen geben kann, soll bitte die Rufnummern 0234 909 4612 oder 0234 909 4441 (Kriminalwache) anrufen.