Bochum. Nach den tödlichen Schüssen auf einen Bochumer in seiner Garage ist der Täter seit zwei Monaten auf der Flucht. Es gibt Neues zum Tathergang.

Neun Wochen nach den tödlichen Schüssen auf den 58-jährigen Bochumer Christian N. in einer Garage am Hustadtring ist der unbekannte Täter oder die Täterin weiter auf der Flucht. Die Aufklärung dieses Verbrechens, das nach einem heimtückischen Mord aussieht, bereitet der Kripo weiterhin Schwerstarbeit. Bisher ist nicht einmal ein Tatmotiv bekannt.

Am 7. März, ein Dienstag, gegen 8.30 Uhr wurden auf den Mann von hinten mehrere Schüsse abgegeben. Wie Staatsanwalt Philipp Rademacher der WAZ sagte, war der alleinstehende Telekom-Mitarbeiter unmittelbar zuvor in seinen Audi TT in einer Sammelgarage am Hustadtring gestiegen, nahe seiner Wohnung, und hatte den Motor gestartet. Noch bevor er losfuhr, drückte der Täter eiskalt ab. Die Geschosse drangen durch das Blech der Karosserie und das Fensterglas in den Oberkörper ein. Jeder Schuss traf.

Die Leiche wurde erst am Abend des desselben Tages auf dem Fahrersitz von einem vorbeilaufenden Zeugen entdeckt.

Bochumer Mordkommission durchleuchtete das Leben des Opfers

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Die Mordkommission („MK Garage“) hat das Leben des Opfers komplett durchleuchtet, um ein mögliches Tatmotiv herauszufinden – ohne Ergebnis. Wie ein Bewohner aus der Nachbarschafts des 58-Jährigen der WAZ sagte, soll er dort relativ zurückgezogen gelebt haben. Das bestätigt auch Rademacher: Das Opfer habe fast keine sozialen Kontakte gehabt – und damit auch keine erkennbaren Feinde. Das macht die Ermittlungen umso schwerer.

Polizei Bochum setzt 5000 Euro Belohnung für erfolgreiche Hinweise aus

Längst sind fast alle DIN-A4-Zettel der Kripo mit Zeugenaufrufen rund um den Tatort verschwunden. Nur ganz vereinzelt hängt noch so ein Papier an einem Hauseingang, mehrsprachig: „Homicide in Hustadt: 3,000 Euros reward for information“, steht darauf. Zu Deutsch: Tötungsdelikt in der Hustadt: 3000 Euro Belohnung für Informationen. Am Dienstag wurde der Betrag auf 5000 Euro erhöht. Rufnummer der Kripo: 0234 9099

Weiterhin sucht die Kripo dringend nach einem Zeugen, der sich zur Tatzeit in unmittelbarer Nähe des Tatortes aufgehalten haben soll: 20 bis 35 Jahre, 1,70 bis 1,80 Meter groß, athletische Figur, kurze, dunkelbraune oder schwarze Haare, Dreitagebart, „südosteuropäisches“ Aussehen, dunkle Winterjacke (ähnlich einem Parka). Er soll sich schnell melden.

Die meisten Tötungsdelikte werden schnell aufgeklärt

Dass Tötungsdelikte nicht zügig aufgeklärt werden, ist in Bochum nicht der Regelfall, aber auch nicht so selten. Zwei Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit:

Am 10. Februar 2017 wurden ein Rentnerehepaar (78, 79) in seiner Erdgeschosswohnung an der Rottstraße ausgeraubt. Die Frau wurde auf unsagbar brutale Weise ermordet, ihr Mann überlebte mit schwersten Verletzungen und starb wenige Wochen später. Erst knapp ein halbes Jahr, nach extrem mühsamen Ermittlungen, wurde einer der beiden Mörder gefasst. Der damals 34-Jährige bekam die Höchststrafe: lebenslänglich. Der zweite Mörder ist (noch) unbekannt.

Raubmord von 2003 in Bochum-Wattenscheid ist bis heute ungeklärt

Kindermord- Gericht bestätigt Höchststrafe für Bochumer (41)Ähnlich viel Zeit erforderten die Ermittlungen im Fall des Raubmords am 4. Februar 2019 in einem Einfamilienhaus an der Sechs-Brüder-Straße in Hordel. Der Hauseigentümer (68) wurde von zwei Tätern (damals 33 und 36) gefesselt und so massiv geknebelt, dass er qualvoll erstickte. Erst knapp drei Monate später, nach hartnäckigster Kriminalarbeit, wurden die Täter festgenommen. Auch sie bekamen lebenslange Haft.

Eiskalter Raubüberfall: Täter noch auf der Flucht

Noch ungeklärt ist auch ein weiteres ungewöhnlich schweres Verbrechen in Bochum. Am vorigen Gründonnerstag (6. April) gegen 9.10 Uhr wurde ein Ehepaar (60, 65) in seinem Einfamilienhaus im Bereich Graffring/Stensstraße in Weitmar von drei maskierten Männern überfallen und ausgeraubt.

Die Täter klingelten, drängten die Bewohner nach dem Öffnen mit Gewalt zurück und fesselten sie. Die Täter erbeuteten Wertsachen und flüchteten in einem Auto.

Auch hier ermittelt die Kripo mit großem Aufwand und hält sich nach außen hin bedeckt.

Die Aufklärungsquote bei Tötungsdelikten in Bochum ist extrem hoch. Nur in Ausnahmefällen bleibt ein Mord ungesühnt. Einer dieser Fälle ist der Raubmord vom 21. Januar 2003 vor dem Bauhaus-Baumarkt in Wattenscheid: Ein bis heute unbekannter Verbrecher schoss gegen 19 Uhr einem Mitarbeiter (34) einer Sicherheitsfirma, einem Geldboten, aus nächster Nähe ins Herz und flüchtete mit 25.000 Euro Beute per Pkw über die A 40. Das Opfer war zweifacher Familienvater.