Bochum. Nach „Die Schöne und das Biest“ kommt als Weihnachtsmärchen in Bochum ein weniger bekannter Titel auf die Bühne – ein amerikanisches Kinderbuch.

Erst kam „Die unendliche Geschichte“, dann „Die Schöne und das Biest“: Beim Familienstück zur Adventszeit setzte das Schauspielhaus Bochum zuletzt auf bewährte Titel. Weitaus weniger populär jedoch ist das neue Stück, das am 25. November seine Premiere feiern wird. „Die wundersame Reise von Edward Tulane“.

Cathrin Rose, Leiterin des Jungen Schauspielhauses, glaubt dennoch fest an den Erfolg des kommenden Weihnachtsmärchens: „Die Geschichte ist wunderschön. Ich bin mir sicher, dass die Zuschauer große Freude daran haben werden.“

Schauspielhaus Bochum plant neues Familienstück zur Adventszeit

In den ersten beiden Jahren der Intendanz von Johan Simons sorgten die Familienstücke oftmals für Kontroversen: „Alle Jahre wieder“ zum Start 2018 und auch der Nachfolger mit dem „Roboterjungen“ hatten es beim Publikum schwer. Der Kurswechsel danach war offensichtlich: Die opulente Einrichtung des Kinderbuchklassikers von Michael Ende war 2021 ein Renner im coronabedingt nur spärlich besetzten Saal. Auch bei „Die Schöne und das Biest“ vor ausverkauften Rängen stand eindeutig die Unterhaltung im Mittelpunkt.

Cathrin Rose, Leiterin des Jungen Schauspielhauses, hat in diesem Jahr noch viele Pläne für spannendes Kinder- und Jugendtheater.
Cathrin Rose, Leiterin des Jungen Schauspielhauses, hat in diesem Jahr noch viele Pläne für spannendes Kinder- und Jugendtheater. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

„Die Message nach den ersten Jahren habe ich begriffen“, sagt Cathrin Rose lächelnd. Doch statt weiter die Klassiker-Karte zu spielen, möchte sie in diesem Jahr mal etwas Neues ausprobieren: „Klar ist das ein Risiko“, sagt sie. „Aber ich glaube, das Vertrauen des Publikums ist mittlerweile so groß, dass wir uns das leisten können.“

Regisseurin Liesbeth Coltof kehrt nach Bochum zurück

Ein Grund für diese Sicherheit ist gewiss die Wahl der Regisseurin: Liesbeth Coltof, die neben „Die unendliche Geschichte“ auch das Open-Air-Spektakel „Hoffen und Sehnen“ auf den Theatervorplatz brachte, wird das Kinderbuch der amerikanischen Autorin Kate DiCamillo auf die Bühne bringen. Im Mittelpunkt steht die turbulente Reise eines Porzellanhasen: Edward Tulane landet unfreiwillig im Meer, verliert seine Heimat, lernt viele neue Menschen kennen und erfährt dabei, wie wichtig es ist, geliebt zu werden.

„Das ist eine herzerwärmende Geschichte, lustig und traurig gleichermaßen“, sagt Rose. Die Vorbereitungen haben bereits begonnen. Der Schauspieler Marius Huth wird in der Rolle des Hasen Edward ins Porzellankostüm schlüpfen.

Sommerfest im Theaterrevier

Zum Start in die neue Spielzeit feiert das Theaterrevier, Prinz-Regent-Straße 50-60, am Sonntag, 10. September, von 10 bis 16 Uhr ein Sommerfest. Es gibt eine Kinderdisco, Verkleidungen, viel Musik, eine Fotobox, eine Leseecke und die ersten beiden „Struwwelpeter“-Vorstellungen (um 11 und 16 Uhr). Auch die Theaterbanden stellen sich vor.

Für kleine Theatergänger ab vier Jahren wird am Sonntag, 12. November, das Stück „Es liegt was in der Luft“ im Theaterrevier Premiere feiern. Mit Mitteln des Figuren- und Objekttheaters geht es darin um einen Stoff, den jeder von uns zum Leben braucht: Luft. Alle Infos: theaterrevier.de

Der Struwwelpeter erobert das Theaterrevier

Neben dem Familienstück auf der großen Bühne plant das Junge Schauspielhaus in diesem Jahr noch einige weitere Aufführungen, die allesamt im Theaterrevier in Weitmar stattfinden werden. Gespannt sein darf man auf die Premiere von „Der Struwwelpeter“ für Kinder ab sechs Jahren am Sonntag, 10. September.

Die Erzählung des Frankfurter Arztes Heinrich Hoffmann (veröffentlicht 1845) hat wegen ihrer teils radikalen Erziehungsmaßnahmen nicht den besten Ruf. Zu Unrecht? „Das Buch wird total verkannt und ist eine absolute Entdeckung“, findet Cathrin Rose. Die Regisseurin Katharina Birch, die nach „Die Schöne und das Biest“ erneut in Bochum arbeitet, habe einen guten Zugang zu den teils recht schrägen Erzählungen gefunden, die auch für kleinere Kinder ab sechs Jahren zugänglich seien. „Der Struwwelpeter war ein Rockstar seiner Zeit, und das werden wir auch zeigen.“

Den Untertitel des legendären Buches („Lustige Geschichten und drollige Bilder“) sollte man also durchaus wörtlich nehmen, wenn Struwwelpeter, Daumenlutscher & Co. die Bühne im Theaterrevier erobern.