Bochum. „Splash“ im Theaterrevier Bochum zeigt Jugendliche, die auf dem Sprungbrett ins Leben stehen. Doch Erwachsenwerden ist keine coole Option.
Im dritten Jahr seines Bestehens ist das Theaterrevier in Bochum ein echtes, kleines Juwel geworden. Was das Junge Schauspielhaus in der Außenspielstätte der Zeche Eins gemeinsam mit der jugendlichen Drama Control auf die Beine stellt, lohnt immer wieder den Besuch. Turbulente Aufführungen für die Kleinen ab vier Jahren (wie zuletzt bei „Wie Rosie den Käsekopter erfand“) finden hier ebenso begeisterte Fans wie feingewirkte und durchaus anspruchsvolle Stücke für Jugendliche.
Premiere im Theaterrevier Bochum bejubelt
So gelang mit „Mädchenschrift“ das sensibel erzählte Porträt eines heranwachsenden Teenagers, „Der geheimnisvolle Fremde“ tastete sich in die märchenhafte, dunkle Welt von Mark Twain vor. Das Publikum im Theaterrevier ist größtenteils wesentlich jünger als im Schauspielhaus. Es scheint so, als hätten die Jugendlichen ihre immer noch recht neue Spielstätte an der Prinz-Regent-Straße mittlerweile echt ins Herz geschlossen.
„Struwwelpeter“ kommt ins Theaterrevier
Das Junge Schauspielhaus plant in der kommenden Spielzeit eine Reihe neuer Aufführungen. So wird die Saison im September mit einer modernen Adaption des „Struwwelpeter“ eröffnet.
Mit der Performance „Druck“ geht das Junge Schauspielhaus hinaus in die Klassenzimmer: Dabei geht es um den gesellschaftlichen Druck, dem viele junge Leute ausgesetzt sind, etwa bei Handys und Markenkleidung.
Jetzt neu zu sehen ist die wildbewegte Performance „Splash – Un/Coming of Age“, die erneut nach bewährtem Muster entwickelt wurde. Professionelle Theatermacher (diesmal ist das Berliner Künstlerkollektiv Henrike Iglesias zu Gast) erarbeiten die Aufführungen gemeinsam mit den jungen Teilnehmern der Drama Control, die viele Ideen und auch eigene Texte beisteuern. Gespielt werden die Stücke dann wiederum von Profis, die oft aus dem Ensemble des Schauspielhauses stammen. So wird bei „Splash“ eine der drei Rollen von William Cooper verkörpert.
Rosa Bühnenbild und ein cooler Soundtrack
Die etwa 70-minütige Aufführung, geeignet für Jugendliche ab 14 Jahren, hat eine Menge Herz, ein bezauberndes Bühnenbild in Pink und Rosa und einen verdammt coolen Soundtrack. Erzählt werden Geschichten, die vielen jungen Leuten in ihrer Pubertät durch den Kopf gehen dürften: Es geht um den ersten Kuss, um Versagensängste, um Einsamkeit – und letztlich um Freundschaft, die im Programmheft in merkwürdigem Gender-Deutsch als „Freund*innenschaft“ bezeichnet wird.
Freunde fürs Leben oder zumindest für eine gewisse Zeit sind sie wirklich: Rabea, Sophia und William verbringen ihre Nachmittage am liebsten miteinander und haben eine Menge gemeinsam. Die Bühne zeigt ein Schwimmbecken mitsamt Rutsche, das ähnlich wie im Ikea-Bällebad mit Würfeln aus Schaumstoff gefüllt ist. Hier sind die drei wesentlich lieber als daheim bei der Familie oder gar in der Schule, obwohl die Ängste vor der Zukunft groß sind. Ausbildung, Jobsuche, Geldverdienen, Erwachsenwerden: Das sind alles keine rosigen Aussichten.
Videokameras rücken nach an die Figuren heran
Mit dem Einsatz von Videokameras, die teils sehr nah an die Figuren heranrücken und ihren Schmerz und Kummer schonungslos offenlegen, seziert das Regieteam das Lebensgefühl heranwachsender Teenies vortrefflich. Es geht um Videospiele und den Zauber von Coming-of-Age-Filmen – und mittendrin im bonbonbunten Gefühlschaos gibt es immer wieder auch Zeit für stille, berührende Szenen. So steht William Cooper auf dem Sprungbrett und erzählt, dass er gern zu einer coolen Clique gehören wollte, was er aber nie geschafft hat: „Ich war immer nur dabei, aber auf so eine richtig uninteressante Art.“ Viel Beifall!
Wieder am 17., 19. und 21. Mai im Theaterrevier (Prinz-Regent-Straße 50-60). Karten: 0234 3333 5555